Rosch Haschana

Das Jüfo-Zentrum wünscht allen Lesern und dem ganzen jüdischen Volk ein gebenschtes neues Jahr!

 

Weitere Lehren von Akejdat Jizchak (Raw Frand zu Rosch Haschana 5780)

Am zweiten Tag von Rosch Haschana lesen wir die berühmte Geschichte der Akejdat Jizchak (Bindung Jizchaks)

4. Die Lehre der Akejda: Wie zu beten

Gegen Ende der Selichot sagen wir "Möge Derjenige, Der unseren Patriarchen Awraham auf dem Berge Morija erhört hat, uns erhören. Möge Derjenige, Der unseren Patriarchen Jizchak auf dem Berge Morija erhört hat, uns erhören."

Raw Matitjahu Salomon fragt: Wo sehen wir, dass Haschem Awraham auf dem Berge Morija erhört hat? Haschem trug Awraham auf, mit seinem Sohn zum Berge Morija zu gehen und ihn dort auf dem

Altar zu opfern. Awraham ging, wie ihm befohlen wurde. Er fragte Haschem nie irgendwelche Fragen. Er betete nie, dass der Befehl zurückgenommen werden solle. Was bedeutet dann, "Möge Derjenige, Der Awraham ERHÖRT hat"? Wo und worum betete er?

Die gleiche Frage kann bezüglich Jizchak gestellt werden. Jizchak war bereit, geopfert zu werden. Er bat Haschem nie, ihn zu retten.

Raw Salomon erklärt, das Kapitel der Akejda ('Opferung' von Jizchak) lehrt uns nicht nur Mesirat Nefesch (Martyrium), es lehrt uns auch worum und wie wir zu Haschem beten sollen.

Es steht im Passuk: "Und Awraham sagte, Haschem wird sich das Lamm für das Opfer aussuchen, mein Sohn.'" [Bereschit 22:8] Raschi erklärt: "Er wird uns zeigen und das richtige Schaf wählen und wenn kein Schaf dort ist, dann 'für ein Opfer, mein Sohn'.

Der Schelah Hakadosch erklärt, dass Awraham auf dem Berg Morija betete: "Herr der Welt, bitte schicke mir ein Schaf. Ich will ein Schaf darbringen können. Doch für den Fall, dass ich kein Schaf finden kann, bin ich bereit, Dir meinen Sohn mit Liebe und Hingabe zu opfern."

Der Schelah erklärt dies mit folgendem Gleichnis: Ein Nichtjude befiehlt einem Jehudi, Götzen zu dienen, andernfalls werde er ihn ermorden. Der Jehudi weigert sich. Der Nichtjude nimmt den Jehudi mit sich, um ihn umzubringen. Wie hat sich der Jehudi zu verhalten? Soll er eine allfällige Gelegenheit zur Flucht wahrnehmen oder viel eher bestrebt sein, den Märtyrertod zu erleiden? Das Gesetz ist, dass man versuchen soll zu flüchten. "Du sollst mit ihnen (mit den Mizwot) leben, nicht sterben.“ [Joma 85b].

Gibt ihm aber der Nichtjude keine Chance zu flüchten, dann muss der Jehudi sagen "Herr der Welt, dies ist das biblische Gebot, Deinen Namen in der Mitte Israels zu heiligen, und ich tue es mit grosser Liebe."

Wird nun dieser Mensch zu seiner Hinrichtung geführt, wofür soll er beten? Soll er dafür beten, dass er die Möglichkeit haben solle, zu fliehen, oder dafür, dass es ihm vergönnt sein möge, Haschems Namen zu heiligen? Auch hier soll ein Mensch beten, dass er fliehen könne. Doch dieses Gebet soll er mit dem Gedanken ergänzen: "Haschem, wenn es Dein Wille ist, dass ich nicht fliehen soll, dann akzeptiere ich mit grosser Liebe den Märtyrertod um Deinetwillen."

Dies geschah bei der Akejda. Awraham wurde versprochen, dass seine Nachkommen so zahlreich sein würden wie die Sterne am Himmel. Es wurde ihm zugesagt, dass er durch Jizchak Nachkommen haben werde. Doch andererseits befahl nun ihm Haschem, Jizchak zu opfern. Was war sein Gebet? "Möge Haschem uns ein Schaf zeigen.“ „Bitte schicke uns ein anderes Opfer, doch wenn nicht, dann bin ich willig, Dir meinen Sohn mit Liebe darzubringen.“

Dies ist die Erklärung der Worte " Derjenige, Der unseren Patriarchen Awraham auf dem Berge Morija erhört hat, Er soll uns erhören. Derjenige, Der unseren Patriarchen Jizchak auf dem Berge Morija erhört hat, Er soll uns erhören." Beide beteten: "Lasst uns das Schaf sehen." Haschem erhörte ihre Gebete.

Auf diese Weise verstehen wir den Midrasch, wonach Awraham Tränen hinunterliefen, als er sich anschickte, seinen Sohn zu schlachten. Weshalb weinte er, wenn er so erpicht darauf war, Haschems Gebot zu erfüllen? Die Antwort ist, dass er bereit war, seinen Sohn zu schlachten (und Jizchak war bereit zu sterben), doch er hoffte und betete für eine Alternative.

Wenn wir zu Haschem für Parnassa (Lebensunterhalt) beten, sollten unsere Gedanken sein: "Haschem, ich denke ich kann Dir ein besserer Diener sein, wenn ich über zusätzliche Geldmittel verfüge. Wie ich die Dinge sehe, könnte ich Dir besser dienen, wenn ich mehr Geld hätte. Deshalb gib mir bitte mehr Geld. Doch wenn Du, Herr der Welt, denkst, dass es nicht gut ist für mich, dann bin ich sofort bereit, so weiter zu leben wie bis anhin, um Deinem Willen nachzuleben."

 

Quellen und Persönlichkeiten:

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Die Bearbeitung dieser Gedanken erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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