Das Omer-Opfer / Das Omer-Zählen

Aus Sefer Hatoda’a- Das Jüdische Jahr. Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

Bezüglich dieser Gebote finden wir im Wochenabschnitt Emor [Wajikra 23,10-1] folgende Anweisungen:

Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe und seinen Schnitt schneidet, so sollt ihr ein Omer vom Erstling eurer Ernte zum Kohen (Priester) bringen. Und er schwinge das Omer vor dem Ewigen, dass es euch wohlgefällig aufgenommen werde, am Tag nach dem "Schabbat" (Fest / 1. Tag Pessach) soll der Kohen es schwingen. An dem Tag, da ihr das Omer schwingt, sollt ihr dem Ewigen ein in seinem ersten Jahr stehendes Schaf, ohne Fehler, als Ganzopfer darbringen. Und dazu als Speiseopfer zwei Zehntel feinstes Mehl, mit Öl eingerührt, als Feueropfer, ein Duft der Befriedigung dem Ewigen zu Ehren, und als Gussopfer dazu ein Viertel Hin (Hohlmass) Wein. Nicht Brot noch geröstete noch frisches Korn dürft ihr bis zu eben diesem Tag essen, bis ihr das Opfer eures G“ttes dargebracht habt; ein ewiges Gesetz sei es euch in allen Geschlechtern, in allen euren Wohnsitzen.
Und ihr sollt euch zählen von dem Tag nach dem "Schabbat" (Fest, 1. Tag Pessach), von dem Tag, da ihr das Omer der Schwingung bringt, sieben vollkommene Wochen sollen es sein. Bis zum Tag nach der siebten Woche sollt ihr fünfzig Tage zählen, und dann ein Speiseopfer von Neuen dem Ewigen darbringen.

Wir finden diese Anweisungen auch im Wochenabschnitt Re’eh (Dewarim 16,9-12):

Sieben Wochen sollst du dir zählen; wenn man damit beginnt, die Sichel an das stehende Getreide zu legen, sollst du die sieben Wochen zu zählen beginnen. Dann sollst du das Wochenfest dem Ewigen, deinem G“tt feiern…

Der Begriff „Omer“

„Omer“ ist ein biblisches Hohlmass, das zwischen 1,2 bis 2,2 Liter enthaltet

In der Tora finden wir dieses Mass z.B. bezüglich des Man’s (Manna). Als Man  (Himmelsbrot) wird in der Tora (Schemot 16) die Speise bezeichnet, die den Israeliten auf ihrer 40-jährigen Wanderschaft durch die Wüste als Nahrung diente. Diese Speise fiel nachts auf den Wüstenboden und konnte des Morgens aufgesammelt werden. Jeden Morgen wurde von den  Israeliten pro Person ein Omer Man eingesammelt, wie es heisst: „Dies ist die Sache, die der Ewige befohlen hat; ein jeder sammle, nach Anzahl seiner Speisenden; je ein Omer pro Kopf, nach Anzahl der Personen; ein jeder für die, die in seinem Zelt sind, sollt ihr einsammeln.“ (Schemot 16,16)

Das Omer-Opfer

Am  16. Nissan – 2. Tag des Pessachfestes – wurde  ein Omer-Opfer im Bejt Hamikdasch (Tempel) in Jerusalem dargebracht und zwar  ein Omer Gerstenmehl von der neuen Gerstenernte. In ganz Israel durfte von der gesamten neuen Ernte nichts gegessen werden bis dieses Opfer dargebracht war.

Das Omer-Zählen

Wie vorhin aus der Tora zitiert wird uns befohlen, sieben Wochen lang zu zählen, vom Tage des Darbringens des Omer, das am 16. Nissan gebracht wird, bis zum Schawuotfest, dem fünfzigsten Tage nach der Darbringung des Omer. Man beginnt in der zweiten Nacht des Pessachfestes - in der Diaspora ist dies der zweite Sederabend - und zählt sieben Wochen lang, 49 Tage. 'Fünfzig Tage' wird von den Weisen 'bis zum fünfzigsten Tage' ausgelegt.

Jeder einzelne ist aufgefordert zu zählen, da es ja heisst 'Usefartem Lachem - zählet für euch'. Obwohl das Heiligtum nicht mehr steht und kein Omer mehr dargebracht wird, ist auch heute noch die Mizwa des Omerzählens Pflicht. Ein Teil der Rischonim  sagt, da es heute kein Omeropfer mehr gibt, ist diese Mizwa nur noch „Midiwrej Sofrim“ - ein von den Schriftgelehrten angeordnetes Gesetz.

Der Beginn der Pflicht des Omerzählens ist bei Einbruch der Nacht, da es ja heisst: 'Temimot tihejena - vollständig sollen sie sein.' Vollständig sind diese Tage aber nur, wenn sie mit Beginn der Nacht des 16. Nissan anfangen. So wie die erste Zählung bei Beginn der Nacht stattfindet, so müssen auch die folgenden Zählungen bei Beginn der Nacht erfolgen.

Die Vorschriften über das Omerzählen

Zuerst wird Ma’ariw - das Abendgebet - verrichtet und anschliessend wird gezählt. Das Verrichten des Abendgebetes ist eine Mizwa, die tagtäglich ausgeübt wird und muss deshalb einer Mizwa vorangehen, die weniger oft ausgeübt wird.

Hat man aus irgendeinem Grund nicht zu Beginn der Nacht gezählt, kann dies noch während der ganzen Nacht nachgeholt werden, bis zum Morgengrauen – „Amud Haschachar“. Erinnert man sich aber erst nach Tagesanbruch daran, so zählt man während des Tages ohne Beracha.

Zuerst spricht man die Beracha 'Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Haolam ascher kiddeschanu Bemizwotaw weziwanu al Sefirat Haomer'. Danach sagt man 'Hajom... (die entsprechende Zahl) baOmer' (oder laOmer, je nach Brauch).

In der ersten Nacht sagt man 'Jom Echad laOmer' (oder baoOmer) und am zweiten Tag 'Schnej Jamim laOmer' und so weiter bis zum siebten Tage. In der siebten Nacht fügt man hinzu: 'Schiw’a Jamim, schehem Schawua Echad laOmer'. Von nun an werden beim Zählen die Tage, sowie die Wochen erwähnt. Hat man sich geirrt, und nur die Tage oder nur die Wochen erwähnt, muss man noch einmal zählen, jedoch ohne Beracha.

Man soll beim Zählen genau die grammatikalischen Regeln beachten. Bis zehn sagt man 'Jamim' (im Plural), und von der Zahl elf an sagt man 'Jom'. Auch soll beachtet werden, dass 'Schawua' im Hebräischen masculinum ist, also 'Schawua Echad, Schnej Schawuot usw.

Sowohl die Beracha als auch das Zählen selbst wird im Stehen vorgenommen, denn so heisst es: 'Mehachel Chermesch baKama' (wenn man damit beginnt, die Sichel an das stehende Getreide zu legen). Lies nicht 'baKama' sondern 'baKoma' - stehend. Hat man im Sitzen Omer gezählt, muss man aber nicht wiederholen. Drei Dinge sollen im Stehen durchgeführt werden: Omer, Zizit (Tallitanlegen) und Tefillin(-legen). Dies kann man sich merken mit Hilfe des Verses 'Azat Haschern leOlam ta'amod (des Ewigen Ratschluss wird immer bestehen) . (Tehillim 33, 11). Die Buchstaben des Wortes 'A -Z-(a)T ergeben im Hebräischen die Anfangsbuchstaben von: Omer, Zizit und Tefillin. Bei diesen drei Mizwot - Azat Haschem leOlam ta'amod - soll man immer stehen. Nach dem Omerzählen pflegt man zu sagen 'Jehi Razon schejibbane Bejt Hamikdasch bimhera Bejamejnu' - möge es G'ttes Wille sein, dass der Tempel bald wieder erbaut werde. Wir wünschen, dass die Darbringung des Omer wieder wie einst im Tempel ausgeführt werden kann.

Wie erwähnt, zählt man zu Beginn der Nacht, d.h. beim Erscheinen der Sterne. Hat man aber vorher, schon bei der Dämmerung (nach Sonnenuntergang) gezählt, ist es nicht erforderlich, das Zählen bei Einbruch der Nacht zu wiederholen. Ohne Beracha soll man dies jedoch tun.

Wird man gefragt, wie weit man beim Omerzählen hält, muss man darauf bedacht sein, die genaue Zahl nicht zu nennen, wenn man selbst noch nicht gezählt hat. Tut man dies, so hat man die Pflicht des Zählens schon erfüllt und kann die Beracha nicht mehr sagen. Dies ist aber nur wenn man „Hajom…“ - heute - gesagt hat. Hat man aber nur die Zahl genannt ist dies keine Zählung. Am Besten antworte man 'Gestern zählten wir...' Besonders vorsichtig muss man sein, wenn man'Lag Baomer' erwähnt, denn wenn man sagt 'Heute ist Lag Baomer' hat man schon gezählt, ('Lag' ist Lamed Gimmel und bedeutet 33.) Hat man es dennoch ausgesprochen, muss man noch einmal in ungekürzter Form zählen, jedoch ohne Beracha.

Wenn man die Beracha über das Omerzählen spricht, muss man schon ganz sicher sein, welche Zahl man sagen will. Die Mizwa ist aber auch dann erfüllt, wenn man die richtige Zahl von einem Nebenstehenden gehört hat, und sie nachspricht. Hat man bei der Beracha eine (falsche) Zahl im Sinn, spricht aber dann eine andere, und zwar die richtige aus, muss die Beracha nicht wiederholt werden.

Hat man sich mit dem Zählen geirrt, muss man die Beracha nicht wiederholen, wenn man den Irrtum sofort bemerkt hat und korrigiert. Sind einige Sekunden bereits verstrichen muss das Zählen mit Beracha wiederholt werden.

Hat man einen ganzen Tag (24 Stunden) ohne jegliches Zählen verstreichen lassen, muss man die restlichen Tage ohne Beracha zählen. Hat man Zweifel, ob man tatsächlich einen Tag ohne Zählen vorbeigehen liess, darf man weiterhin mit Beracha zählen.

Es ist ein Brauch nach dem Omerzählen 'Lamenaze'ach Binginot' (Tehillim 67) zu sagen, da dieser Psalm 49 Worte enthält, den 49 Omertagen entsprechend.

Es war ein alter Brauch, dass der Vorbeter in der Synagoge das Omerzählen erst nach dem Zählen der Gemeinde vornimmt. Man könnte sonst glauben, man hätte durch das Zuhören der Mizwa des Zählens schon Folge geleistet. Heute jedoch zählt der Vorbeter vor der Gemeinde, um möglichen Irrtum beim Zählen zu vermeiden.

In der Gola - ausserhalb von Erez Jisrael – gibt es einen Minhag (Brauch), die erste Zählung nach Beendigung des Seder vorzunehmen.  

(Fortsetzung folgt s.G.w.)

 

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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