Rav Frand zu Parschat Hachodesch 5780

Die erste Mizwa lehrt uns etwas in Bezug auf alle Mizwot

Diesen Schabbat lesen wir in der zweiten Sefer Tora „Parschat Hachodesch“. Dieser Abschnitt ist ein Teil von Parschat Bo [Schemot 12, 1-20].

In diesem Abschnitt finden wir die ersten Mizwot (Gebote), die das jüdische Volk als nationale Einheit erhielt. Die drei Mizwot, die zuvor, im Buch Bereschit, erwähnt sind, wie „Peru uRewu“ (Heiraten und Kinder haben), „Brit Mila“ (Beschneidung) und „Gid Hanasche“ (Verbot des Essens der Spannader) wurden befohlen, bevor das Volk Israel existierte. Die erste Mizwa ist die Festlegung der Monate des Jahres durch das Bet Din (jüdisches Gericht) [Schemot 12, 2].

Zeugen müssen zum Gericht kommen und aussagen, dass sie den Neumond gesehen haben. Auf Grund dieser Aussage wird das Gericht den neuen Monat verkünden, und auf Grund dessen werden ebenfalls die jüdischen Feiertage festgelegt. In der Tat erwähnt bereits die erste Raschi im Chumasch, dass die Tora eigentlich mit Kapitel zwölf aus Schemot hätte beginnen sollen, denn dort finden wir die ersten Mizwot, die das jüdische Volk erhielt.

An mehreren Stellen seiner Erklärungen, darunter auf das Buch Mischle (Sprüche), schreibt der Wilnaer Gaon, dass der einleitende Vers eines Sefer (Buch) im Mikrokosmos den gesamten Inhalt des Sefers umfasst. Wenn wir diese Maxime übernehmen, könnte man sagen, dass angesichts der Tatsache, dass (nach Raschi) die Tora mit dem Passuk (Vers) "Diese Mondserneuerung sei euch der Beginn der Monate" hätte beginnen sollen, uns dieser Passuk in der Tat etwas Grundsätzliches sagt und uns diese Mizwa als gemeinsamer Nenner für alle 613 Mizwot dient! Was ist dieser gemeinsame Nenner?

Auf der Welt ist nichts so voraussehbar wie die astronomischen Berechnungen der Zyklen von Sonne und Mond. Wir wissen, dass der Sonnenaufgang heute in fünf Jahren zur genau gleichen Zeit stattfinden wird wie heute, dasselbe auch in zehn Jahren und in hundert Jahren. Ebenso wissen wir seit über 3'300 Jahren (was die Wissenschaft erst heute weiss), dass ein jüdischer Monat aus 29 Tagen, 12 Stunden und 793/1080 einer Stunde (Chalakim) besteht. Was bringt es also, dass Zeugen kommen, um auszusagen, dass sie den neuen Mond gesehen haben, eine Berechnung die der jüdische Gerichtshof auch ohne ihre Aussage wusste? Warum ist dies eine biblische Mizwa? Es ist reine Wissenschaft! Es ist Rechnen! Was hat dies mit Religion zu tun?

Offensichtlich ist der Tachlit (Zweck) dieser Mizwa nicht ihr Informationswert. Vielmehr liegt ihr Zweck in der Ausübung der Mizwa selbst. Dies bedeutet, dass wir Mizwot nicht für sachdienliche Zwecke tun sollen. Wir "erreichen" damit nichts im Hinblick auf konkrete weltliche Errungenschaften, die einen praktischen Wert haben. Der Hauptgrund für jede Mizwa ist, dass wir mit ihr den Willen des Schöpfers erfüllen.

Die Mizwa der Heiligung des Neumondes, wie auch alle anderen Mizwot, erfüllen wir in erster Linie deshalb, weil G-tt uns dies befahl. Indem wir sie tun, gehorchen wir dem Allmächtigen und unterwerfen unseren Geist und unseren Körper Seinem Willen. Als erste Mizwa der Tora, lehrt uns diese Mizwa etwas für alle Mizwot. Wir sollten nicht davon ausgehen, dass es unbedingt eine "praktische Anwendung" durch unser Tun gibt, ausser dass es uns daran gewöhnt, den Willen des Schöpfers zu erfüllen.

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Die Bearbeitung dieses Wochenblatts erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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