Die jüdischen Monate

Der Monat Kislew - 1. Teil

Aus Sefer Hatoda’a / Das Jüdische Jahr.

Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

Rosch Chodesch Kislew

Rosch Chodesch Kislew hat manchmal nur einen Tag, manchmal aber zwei, da der vorherige Monat Cheschwan manchmal neunundzwanzig Tage hat und manchmal dreissig. Hat er nur neunundzwanzig Tage, so hat Kislew nur einen Tag Rosch Chodesch, hat aber Cheschwan dreissig Tage, so hat Kislew zwei Tage Rosch Chodesch, und gehört somit der erste Tag Rosch Chodesch noch zu Cheschwan.

Kislew ist der babylonische Name des Monats. In der Torah wird er neunter Monat genannt, denn es ist der neunte nach Nissan - dem ersten der Monate.

Sein Sternzeichen ist der Bogen (Bogenschütze). Er gleicht dem Regenbogen, der an einem Regentage am Himmel erscheint. In diesem Monat gibt es viele Regentage, und wenn sich die Sonne mit dem Regen verbindet, entsteht ein Regenbogen.

Der erste Regenbogen wurde im Kislew nach der Sintflut erblickt.

Als Noach die Arche verliess, zögerte er, die Welt neu aufzubauen. Dies geschah aus Furcht vor einer Wiederholung der Sintflut, sollte die Menschheit abermals sündigen. Folglich sicherte G“tt Noach zu: Nie würde die Welt durch eine Flut zerstört werden. Als Zeichen dieser Versicherung würde der Regenbogen erscheinen. Dieser war ein Zeichen, dass beim Sündigen der Menschheit, G“tt sein Versprechen nicht vergisst – wie es heisst: "Und G"tt sagte: Dies ist das Zeichen des Bundes, das ich gebe zwischen Mir und euch, und zwischen allen Lebewesen, die in allen Generationen sein werden. Meinen Bogen habe Ich in die Wolken gesetzt, und soll dieser ein Bundeszeichen sein zwischen Mir und der Erde." (Bereschit 9,12-13) Alsdann zeigte Er Noach den ersten Regenbogen (siehe Raschi zur Stelle) und sprach zu ihm: "Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich errichtet habe zwischen mir und allem Wesen, das auf der Erde ist." (Bereschit 9,17)

Dies alles hatte G"tt zu Noach am Anfang des Monats Kislew gesagt, denn am achtundzwanzigsten Cheschwan verliess er die Arche. Danach baute Noach einen Altar für G"tt,  nahm von jedem reinen Tier und reinen Geflügel und brachte sie als Ganzopfer auf dem Altar dar. (Bereschit 8,20) Anschliessend segnete G"tt Noach und seine Kinder, dass sie sich wieder vermehren sollen. Zwischenzeitlich hatte bereits der Monat Kislew begonnen, als G“tt vor Noach erschien, infolge seiner Furcht, und Ihm die Zusicherung gab und den ersten Regenbogen zeigte.

Der Regenbogen ist ein sehr schlechtes Zeichen! Er bedeutet, dass G“tt eine Sintflut bringen möchte, und sie bloss wegen seiner Zusicherung an Noach nicht bringt. Und tatsächlich wurde in frommen Generationen der Regenbogen nie gesehen, wie z.B. in den Generationen von Rabbi Schimon ben Jochai und Chiskijahu, des Königs von Jehuda.

Im Kislew nach der Sintflut wurde der Menschheit erlaubt, Fleisch zu essen

G"tt segnete Noach und seine Kinder und sprach: „Alles Regsame, das lebt, soll für euch zum Essen sein, wie grünes Kraut (das ich dem ersten Menschen zum Essen erlaubt hatte – siehe Raschi zur Stelle) habe ich euch alles Lebende gegeben.“ Was 1657 Jahre verboten war, wurde jetzt erlaubt. „Jedoch muss das Tier zuerst umgebracht werden, es darf kein Fleisch von einem lebenden Tier verzehrt werden.“

In diesem Zusammenhang wurde nochmals das Verbot bekräftigt, Menschenblut zu vergiessen. (Bereschit 9,1-6)

Die sieben „Universellen (Noachidischen) Gesetze“

Mit freundlicher Genehmigung von Verein Ahawat Torah, Zürich

Ergänzungen: S. Weinmann

Adam Harischon (der erste Mensch) erhielt von G“tt sechs Gesetze. Noach erhielt das siebte Gesetz: „Ewer min Hachai“ – das Verbot von einem lebenden Tier Fleisch zu essen (siehe Rambam/Maimonides, Hilchot Melachim, 8,10 – 10,12).  Bis anhin war dieses Verbot, wegen des generellen Verbotes des Fleischgenusses, nicht relevant.

Diese ethischen Gesetze haben universale Gültigkeit - sie betreffen und verpflichten alle Nachkommen Noachs d.h. alle Menschen der Welt.

Ein Ben Noach (Noachide), der eines dieser Gesetze übertritt, ist todesschuldig (Rambam/Maimonides, Hilchot Melachim, 9,14). 

Liste und Details der sieben Gesetze:

Kurze Zusammenfassung der 7 Noachidischen Hauptgesetze: Sechs Verbote und ein Gebot (nach dem Codex des Maimonides)

  1. 1. Götzendienst
  1. 2. Blasphemie
  1. 3. Mord
  1. 4. Unsittliches Vergehen
    • Ehebruch - Beziehungen zu einer mit einem Anderen verheirateten Frau
    • Inzest - Beziehungen zu verschiedenen nahen Verwandten
    • Homosexuelle Beziehungen zwischen zwei Männern
    • Zoophilie – mit Tieren
  2. 5. Unehrliches Sichaneignen
    • von fremdem Eigentum (Diebstahl, Raub, das Zurückhalten von Arbeitslohn etc.) oder von Leib (Menschenraub)
  3. 6. Verzehr von Teilen lebendiger Tiere
    • Das Essen eines vom lebenden Tier abgetrennten Glieds oder dessen Fleisch, sogar nach dem in der Zwischenzeit eingetretenen Tod des Tieres.
  4. 7. Gerichte/Gesetze
    • Die Einrichtung von geeigneten Bezirksgerichten, welche über die Einhaltung dieser Verbote beraten und das Volk ermahnen und im gegebenen Fall auch Strafrecht anwenden.


Nach manchen Autoritäten gelten zusätzlich die folgenden Gesetze: Zwei Verbote und ein Gebot:

  1. 1. Die Kreuzzucht zwei verschiedener Tierarten oder zwei verschiedener Baumarten
  2. 2. Das Kastrieren von Tieren
  3. 3. Die Pflicht, geeignetes Zivilrecht einzuführen


Die Gerechten aller Nationen haben ein Anteil an der zukünftigen Welt. [Tossefta, Sanhedrin 13]

Ich rufe Himmel und Erde als Zeugen. Jede Person, ob Nichtjude oder Jude, Mann oder Frau, Knecht oder Magd, kann die G"ttliche Präsenz über sich bringen, je nach seinen Taten. [Tanna debej Elijahu Rabba 9]

________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

 

Der Monat Kislew (2. Teil) 

Die Festtage von Chanukka (1. Teil) 

Aus Sefer Hatoda’a / Das Jüdische Jahr.

Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

Verkündung des Monatsanfangs

Seit den Tagen von Mosche Rabbejnu, wie auch in den Tagen der Hasmonäer und danach, wurde jeweils der Anfang der Monate (Rosch Chodesch) durch Aussage von Zeugen, die den Neumond gesehen hatten, bestimmt. Boten des Bejt Din (Gerichtshof) teilten anschliessend den Orten ausserhalb von Jeruschalajim mit, wann der Monatsanfang geheiligt wurde. Sie verkündeten dies aber nur in den Monaten, in denen Feier- oder Fasttage fielen, damit die Leute wissen, wann den Festtag einzuhalten. Doch in den Monaten, die keine Feiertage enthielten, wurden die Boten nicht entsandt. Wenn nun die Boten vom Bejt Din gesandt wurden, um den Monatsanfang von Kislew mitzuteilen, war dies wegen Chanukka. Chanukka wird nämlich zu den Feiertagen gezählt, obwohl die Mizwot (Gebote), die an diesem Fest erfüllt werden, erst von den "Sofrim", (unsere Weisen), zur Zeit der Chaschmona’im (Hasmonäer) festgesetzt wurden.

Chanukka

Am 25. Kislew beginnen die acht Tage Chanukka, und man beginnt mit dem Lichterzünden am Vorabend jedes Chanukka-Tages.

Im Traktat Schabbat [21b] stellt der Talmud folgende Frage: "Mai Chanukka", was bedeutet Chanukka? Und antwortet: Unsere Weisen erklärten: Mit dem fünfundzwanzigsten Kislew beginnen acht Tage, an denen keine Trauerreden gehalten werden dürfen und auch nicht gefastet werden darf. Denn als die Jewanim (Griechen) in das Heiligtum eindrangen, verunreinigten sie die Öle. Als dann die Hasmonäer siegten und in das Bejt Hamikdasch kamen, suchten sie und fanden nur einen einzigen Krug mit Öl, der noch mit dem Siegel des Hohepriesters versehen war. Obwohl dieser nur so viel Öl enthielt, um damit den siebenarmigen Leuchter für einen Tag anzuzünden, geschah ein Wunder, und das Öl brannte acht Tage lang. Ein Jahr danach setzten die Weisen diese Tage als 'Jamim Towim' (Feiertage) fest, an welchen Lob und Dank ausgesprochen werden soll.

Der Rambam (Maimonides) schreibt in Hilchot Chanukka [Kap. 3]: "Während des Bestehens des Zweiten Tempels erliessen die griechischen Könige strenge Verordnungen gegen Israel. Sie erklärten die jüdische Religion als ungesetzlich, erliessen ein Gebot gegen das Toralernen und das Ausüben der Mizwot. Sie nahmen ihnen ihr Geld weg und bemächtigten sich ihrer Töchter. Sie drangen in das Heiligtum ein, rissen Löcher in seine Mauern und verunreinigten alles Heilige. Sie verursachten Furcht und Grauen in Israel und unterdrückten es, bis der G"tt unserer Väter sich ihrer erbarmend annahm und sie aus den Händen ihrer Feinde befreite. Es siegten die Hasmonäer, die Familien der Hohepriester. Sie erschlugen die Feinde und erretteten Israel aus ihrer Hand. Es wurde ein König unter den Kohanim der Hasmonäer-Familie bestimmt, und so erstand der jüdische Staat wieder, bis der Zweite Tempel zerstört wurde.

Als Israel seiner Feinde Herr wurde und sie besiegte, geschah dies am fünfundzwanzigsten Kislew. Sie traten in das Heiligtum ein und fanden nur einen Krug mit reinem Öl, das für einen Tag lang gereicht hätte. Aber als sie die Lichter der Menora (Leuchter) damit anzündeten, brannte diese acht Tage lang, bis sie wieder Oliven auspressen konnten, um reines Öl daraus zu machen".

Die Weisen der damaligen Generation ordneten darum an, dass die acht Tage, beginnend mit dem fünfundzwanzigsten Kislew, als Freudentage festgesetzt werden. Es wird Hallel gesagt, Lichter an den Eingängen des Hauses werden angezündet und acht Tage gefeiert, um das Wunder zu verkünden. Diese Tage werden "Chanukka" genannt, das bedeutet: "Chanu", sie ruhten, "Kaf He", am 25., denn am fünfundzwanzigsten wurde ihnen Ruhe von ihren Feinden zuteil.

Der obenerwähnte Ausdruck des Talmud "Sie machten ihn zu einem Feiertag für Lob und Dank" bezieht sich wörtlich auf das Sprechen des Hallel-Gebetes, Hallel = Lob, und darum sagt man ganz Hallel beim Morgengebet während der acht Chanukkatage. Der Ausdruck "Dank" bezieht sich auf  "Al Hanissim", ein Dankgebet, welches in der Schemone Essre und im Tischgebet während der Chanukkatage eingeschaltet wird.

Womit werden Chanukkalichter entzündet?

Die Mizwa des Lichterzündens wird vorzüglich mit reinem Olivenöl und Baumwolldochten erfüllt, denn ihr Licht ist rein, und es erinnert auch an das Licht der Menora im Tempel, die mit Olivenöl angezündet wurde. Alle anderen Öle und Dochte sind ebenfalls erlaubt, wenn diese reines Licht erzeugen und nicht flackern. Lichter aus Wachs oder Paraffin sind ebenfalls erlaubt.

Der Leuchter, der für das Öl und die Dochte benutzt wird, soll ästhetisch aussehen. Als Material wählt man vorzugsweise Metall oder Glas. Leuchter aus Ton sollten nur benutzt werden, solange sie noch neu und schön sind. Sind sie aber durch den Gebrauch unansehnlich geworden, so sollen sie nicht mehr benutzt werden.

Ein Docht, der schon an einem Abend gebrannt hat, darf an den folgenden Abenden weiter benutzt werden. Dies gilt auch für unbenütztes Öl oder Kerzenreste.

Wie zündet man die Lichter an?

Am ersten Abend zündet man ein Licht an, zwei am zweiten und so weiter bis zum achten Abend, an dem acht Lichter angezündet werden.

An einem achtarmigen Leuchter zündet man am ersten Abend das erste Licht auf der rechten Seite an. Am zweiten Abend fügt man zu seiner Linken das nächste Licht hinzu, und in dieser Weise fährt man fort bis zum achten Licht. Als erstes wird aber immer das hinzugefügte Licht angezündet, also von links nach rechts.

Der Grund für diese Reihenfolge - dass man immer dem neuen Licht den Vorzug gibt - ist, dass man somit dem immer grösser gewordenen Wunder Ausdruck verleiht.

Die Lichter sollen so angeordnet werden, dass sie alle in gleicher Höhe stehen, keines soll höher oder niedriger sein, keines soll vor- oder zurückgesetzt sein, auch nicht in kreisförmiger Anordnung. Auch soll genügend Abstand zwischen dem einem und dem anderen Licht sein, damit die Feuerflammen der Lichter sich nicht verbinden oder durch die Hitze der Wachs zu schmelzen beginnt.

Am ersten Abend sagt man vor dem Anzünden drei Berachot:

"Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Ha’Olam, Ascher Kideschanu Bemizwotaw Weziwanu Lehadlik Ner Chanukka."

"Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Ha’Olam, Sche'assa Nissim La’Awotejnu Bajamim Hahem Basman Hase."

"Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Ha’Olam, Schehechejanu Wekijemanu Wehigianu Lasman Hase."

Dann zündet man die Lichter an. An den darauffolgenden Tagen werden nur die zwei ersten Berachot gesagt. Wenn man aus irgendwelchen Gründen verhindert war, die Lichter am ersten Abend anzuzünden, so sagt man "Schehechejanu", wenn man zum ersten Mal anzündet.

Es ist Sitte, ein zusätzliches Licht zu den jeweils vorgeschriebenen anzuzünden. Dieses Licht wird "Schamasch" (Diener) genannt. Dieser Schamasch zündet die anderen Lichter an. Es ist nicht erlaubt, sich der Chanukkalichter zu bedienen, in ihrem Schein zu lesen oder anderes Licht an ihnen anzuzünden. Der Schamasch jedoch darf für all dies benutzt werden. Deshalb soll der Schamasch bei den Chanukka-Lichter stehen bleiben, denn sollte man in der Nähe der Chanukka-Lichter Licht benötigen, so geschieht dies im Scheine des Schamasch. Dieser Schamasch soll nicht in der gleichen Reihe stehen wie die Chanukkalichter, etwas abseits oder höhergestellt. Man sollte auch darauf achten, dass ausser dem Schamasch noch ein zusätzliches Licht im Hause brenne [Schulchan Aruch 673:1, siehe dort Mischna Berura].

Es ist auch Sitte, kein Chanukkalicht dazu zu benutzen, um ein anderes Chanukkalicht an derselben Menora anzuzünden. Zu diesem Zwecke sollte man nur den Schamasch oder ein anderes Licht benutzen [Schulchan Aruch 674:1].

Zur Zeit des Anzündens sollte die ganze Familie versammelt sein, um das "Wunder öffentlich zu verbreiten (Pirssum Haness)".

Nach dem Anzünden des ersten Lichts, während man noch die übrigen Lichter anzündet, sagt man "Hanerot Halalu". Nach dem Anzünden aller Lichter werden Chanukkalieder gesungen und diverse Kapitel aus Tehillim/Psalm rezitiert, je nach Familienbrauch.

Wo zündet man die Lichter an?

Unsere Weisen haben angeordnet, die Chanukkalichter am Eingang des Hauses zur Strassenseite zu, links vom Eingang, anzuzünden – der Mesusa gegenüber. Sie sollen nicht tiefer als drei Tefachim/Handbreiten (24-29 cm) über dem Boden stehen, aber auch nicht höher als zehn Tefachim (80-96 cm). Hat man sie höher als zehn Tefachim, aber weniger als zwanzig Amot/Ellen (10-12 m), gestellt, hat man trotzdem die Mizwa erfüllt. Der Grund für diese Anordnungen besteht darin, dass nur in diesen erlaubten Grenzen "Pirsum Haness", die öffentliche Verbreitung des Wunders, wirklich erreicht werden kann.

Wer auf einem Stockwerk wohnt und keinen direkten Ausgang zur Strasse hat, zündet die Lichter beim Fenster zur Strassenseite. Wenn Verfolgungen herrschen, zündet man drin, vorzugsweise bei einer inneren Türe links, gegenüber der Mesusa. Man soll sie jedenfalls nicht auf den Tisch stellen, weil dies kein Pirsum Haness ist.

Wer in einem Hochhaus wohnt, und die Fenster seiner Wohnung mehr als zwanzig Ellen (ca. 10-12 Meter) über der Strasse liegen, sollte die Chanukkalichter an der Tür des meistbenutzten Raumes links, also der Mesusa gegenüber, anzünden. Sollte es aber weitere Hochhäuser in seiner Gegend haben, so gibt es Meinungen, dass beim Fenster gezündet werden soll, da es die Leute in den gegenüberliegenden Häuser sehen.

Wann zündet man die Lichter an?

Chanukkalichter werden sofort nach Nacht, beim Erscheinen der Sterne, angezündet. Ist man jedoch verhindert gewesen, dies zur rechten Zeit zu tun, kann man die Lichter noch während der ganzen Nacht anzünden, dies aber, solange die übrigen Familienmitglieder noch nicht schlafen gegangen sind. Ist man aber gezwungen, das Anzünden noch länger hinauszuschieben, wenn alle schon schlafen und somit das Pirssum Haness nicht stattfindet, so zündet man die Lichter ohne Beracha an. Ist jedoch die Nacht verstrichen und man hatte keine Gelegenheit, die Lichter anzuzünden, kann man erst am nächsten Abend die Mizwa wieder nach Vorschrift ausüben.

Eine halbe Stunde vor dem Anzünden der Lichter soll man nicht essen (kleiner Imbiss ist erlaubt) und keine alkoholischen Getränke zu sich nehmen. Wenn es Zeit zum Lichterzünden ist, sollte man sogar nicht mehr Tora lernen, bis man die Mizwa erfüllt hat. Sobald sich die Sterne am Himmel zeigen, verrichtet man das Maariw-Gebet, Abendgebet, und zündet an. In Jeruschalajim halten sich viele an den Minhag des Gaon von Wilna, und zünden die Lichter schon bei Sonnenuntergang, also vor Ma’ariw, an.

Die Lichter sollen eine halbe Stunde lang brennen. Darum sollte beim Anzünden genügend Öl im Leuchter sein, damit es für die vorgeschriebene Zeit reicht. Wer beim Sonnenuntergang anzündet, muss dafür sorgen, dass genügend Öl in der Menora ist, mindestens so viel, dass die Lichter bei Nacht noch eine halbe Stunde brennen. Ist nun beim Anzünden zu wenig Öl in der Menora, so dass die Lichter weniger als eine halbe Stunde brennen, so hat man die Mizwa nicht erfüllt. Man darf auch während des Brennens kein Öl hinzugiessen. Man muss dann die Lichter löschen, genügend Öl eingiessen und ein zweites Mal anzünden, denn die Erfüllung der Mizwa bezieht sich vor allem auf die dafür festgesetzte Zeit.

Hat man zu viel Öl in die Menora gegossen, sodass die Lichter länger als die vorgeschriebene halbe Stunde nach Nacht brennen, darf man sie löschen und das übrige Öl für den nächsten Abend verwenden. Wenn man vor dem Anzünden das übriggebliebene Öl für irgendeinen anderen Zweck bestimmt hat, darf man es nach Belieben benutzen. Jedoch Öl und Dochte, die vom letzten Abend Chanukka übriggeblieben sind, sollen für keinen anderen Zweck benutzt werden, es sei denn, man habe diese schon beim Anzünden für andere Dinge bestimmt. Man verbrenne sie gemeinsam.

Ein Licht, das während der obligatorischen Brennzeit von einer halben Stunde ausgegangen ist, soll   wieder angezündet werden, aber ohne nochmals eine Beracha darüber zu sprechen.

Die Chanukkalichter sollen, sogar nach der vorgeschriebenen halben Stunde, nicht benutzt werden. Man soll die Menora auch nicht von ihrer Stelle wegrücken, erst nachdem die Lichter ausgegangen sind.

Am Vorabend des Schabbat zündet man zuerst die Chanukkalichter an und dann erst die Schabbatlichter. Man muss dafür sorgen, dass genügend Öl in der Menora vorhanden ist, damit die Lichter nach Nacht noch eine halbe Stunde brennen. Zündet man mit Kerzen an, so müssen sie gross genug sein, damit sie bei Nacht noch vorschriftsmässig weiterbrennen.

Am Schabbatausgang soll zuerst Hawdala mit Wein gemacht und erst dann die Chanukkalichter angezündet werden. Manche machen es umgekehrt; jeder soll es nach Vätersitte ausführen.

Wer ist verpflichtet, die Lichter anzuzünden?

Alle haben die Pflicht, Chanukkalichter anzuzünden, Männer und Frauen. Obwohl Frauen in der Regel von einem zeitgebundenen Gebot befreit sind, haben unsere Weisen auch eine Frau dazu verpflichtet. Der Grund ist, weil auch ihnen das Chanukka-Wunder geschah; die Mädchen wurden nämlich gezwungen vor ihrer Hochzeit zuerst zum Herrscher zu kommen. Ausserdem wurde das Wunder durch eine Frau vollbracht. Die Tochter des Hohepriesters Jochanan köpfte den tyrannischen König, dadurch flohen die Feinde (siehe weiter). 

Auch ein Knabe ab neun Jahren ist dazu verpflichtet, es sei denn, man zündet für ihn an (z.B. der Vater zündet für alle). Ein Sohn, der im Hause seines Vaters lebt und ein eigenes Zimmer hat, ist selbst zum Anzünden verpflichtet. Ist dies nicht der Fall, so kann der Vater für ihn anzünden. Jedoch ist der Brauch, dass alle Söhne allein zünden. Der Vater zündet aber auch für seine Frau und Töchter.

Ist eine Frau allein oder ihr Mann ist verreist, so ist sie verpflichtet die Chanukkalichter zu zünden.

Ist ein Gast im Hause und hat ein eigenes Zimmer, so ist er selbst zum Anzünden verpflichtet. Wenn nicht, kann er sich an den Kosten der Chanukkalichter beteiligen, und ist in diesem Falle seiner Verpflichtung nachgekommen.

In der Synagoge zündet man die Chanukkalichter zwischen Mincha (Nachmittagsgebet) und Ma’ariw (Abendgebet) an. Wer in der Synagoge angezündet und auch die Berachot gemacht hat, muss zu Hause noch einmal mit Beracha anzünden. Das Lichterentzünden am Chanukka soll in jeder öffentlichen Versammlung vorgenommen werden, um die Pflicht von Pirsum Haness zu erfüllen.

In der Synagoge werden die Chanukkalichter an die Südwand gestellt, wie die Menora im Bejt Hamikdasch.

An einem Ort, an dem mehrere Leute die Chanukkalichter anzünden, soll man darauf achten, genügend Abstand zwischen einer und der anderen Menora zu halten, damit die Anzahl der Lichter an jeder einzelnen Menora deutlich erkennbar sei.

Der Rambam [Hilchot Chanukka, Ende Kap. 3] schreibt: "Das Anzünden der Chanukkalichter ist eine besonders beliebte Mizwa. Man soll sie besonders sorgfältig erfüllen, um die Bedeutung des Wunders zum Ausdruck zu bringen, G"tt gebührend dafür zu preisen und Ihm für die Wunder zu danken, die Er uns erwiesen hat. Sogar wenn einer von der Wohltätigkeit anderer Menschen abhängig ist, soll er Geld betteln oder ein Kleid verkaufen, damit er sich damit Lampe und Öl anschaffen kann.

Besitzt ein Mensch nur eine Münze und weiss nicht, ob er sie für Kiddusch-Wein für Schabbat oder für Chanukkalichter benützen soll, hat er den Chanukkalichtern den Vorzug zu geben. Da beides Anordnungen der Sofrim (unsere Weisen) sind, sollen die Chanukkalichter den Vorrang bekommen, da sie an das Chanukka-Wunder erinnern."

Weitere Chanukka-Vorschriften

Während der acht Chanukkatage wird nach dem Schacharit-Gebet ganz Hallel gesagt. Ebenso wird in allen Tefillot (Schemone Essre) und im Tischgebet Al Hanissim eingeschaltet. Hat man während der Schemone Essre das Al Hanissim vergessen zu sagen, erinnert sich aber daran, bevor man die Beracha am Ende von Modim gesagt hat, kann man dies noch nachholen. Hat man aber den G"ttlichen Namen in der Beracha schon ausgesprochen, so beendet man die Schemone Essre so und braucht sie nicht noch einmal zu wiederholen.

In der Synagoge liest man Parschat Hanessi’im [Bamidbar 6:22 – 8:4], in der berichtet wird, wie die Fürsten der zwölf Stämme Israels bei der Einweihung des Altars im Stiftszelt die Opfer darbrachten. Man liest jeden Tag die Parscha der Darbringung eines Fürsten vor. Am achten Tag beginnt man mit der Parscha des achten Fürsten und fährt fort bis zur Parscha des zwölften Fürsten, dann Sot Chanukkat Hamisbe’ach, dies ist die Einweihung des Altars, dann fügt man noch die ersten Verse von Paraschat Beha’alotcha hinzu, von "Beha’alotcha et Hanerot" bis "Ken Assa Et Hamenora", da hier die Mizwa vom Anzünden der Menora erwähnt wird.

Fällt Rosch Chodesch Tewet auf einen Schabbat, werden im Tischgebet drei Einschaltungen hinzugefügt: Al Hanissim für Chanukka, Rezej für Schabbat und Ja’ale Wejawo für Rosch Chodesch. Es ist dies das längste Tischgebet, das je gesagt wird. In der Synagoge werden drei Torarollen ausgehoben. Man ruft sechs Männer für den Wochenabschnitt auf, ein siebter wird für die Vorlesung von Rosch Chodesch aufgerufen. Zu Maftir (8. Person) wird aus der dritten Torarolle die dem Tage entsprechende Parscha von Parschat Hanessi’im vorgelesen. Die Haftara hat Chanukka als Thema (Secharja, Kap. 2:14 – 4:7).

Während der acht Chanukkatage sind sowohl Trauerreden als auch Fasten verboten, jedoch ist es erlaubt, zur Arbeit zu gehen. Stirbt ein Gelehrter, darf für ihn (vor seiner Bahre) eine Trauerrede gehalten werden.

Der "Maharil", Rabbi Ja’akow Ben Mosche Möhlin, schreibt: "Es ist uns überliefert, dass wir am Chanukka, während die Lichter brennen, keine Arbeit verrichten, d.h. während der vorgeschriebenen Brennzeit von dreissig Minuten". Für diesen Brauch finden wir eine Andeutung im Wort Chanukka; "Chanu", der erste Teil des Wortes, bedeutet: sie ruhten, sie ruhten von der Arbeit aus und hatten Ruhe von den Feinden".

Ganz speziell haben die Frauen diesen Brauch auf sich genommen, und sollen nicht arbeiten, während die Lichter brennen. Der Grund, warum gerade die Frauen das Arbeitsverbot auf sich genommen haben, ist, weil gerade sie von den strengen Verordnungen der Griechen betroffen waren; es sollten nämlich die Mädchen vor ihrer Hochzeit zuerst zum Herrscher gebracht werden. Ausserdem wurde das Wunder durch eine Frau vollbracht. Die Tochter des Hohepriesters Jochanan war besonders schön und der tyrannische König begehrte sie. Sie tat so, als ob sie einwillige, und als sie zu ihm kam, gab sie ihm Käsegerichte, bis er sehr durstig wurde. Dann gab sie ihm Wein zu trinken, bis er betrunken war und einschlief. Dann köpfte sie ihn und brachte sein Haupt nach Jeruschalajim. Als die syrischen Soldaten sahen, dass ihr König umgekommen war, flohen sie. Aus diesem Grunde ist es auch Brauch, am Chanukka Käsespeisen zu essen.

Es gibt verschiedene Meinungen, was als "Arbeit" klassifiziert wird. Einige Dezisoren meinen, sie sollte überhaupt keine Arbeit machen. Andere verbieten nur Nähen, Wäschewaschen, Schreiben und Aufwaschen des Bodens, aber Kochen und Backen seien erlaubt. Andere erlauben nur Kochen und Backen, wenn es gerade anschliessend für das Chanukka-Essen benötigt wird.

Auch ist es Brauch, in Öl gebackene Speisen zu essen, und dies als Erinnerung an den Ölkrug, der das Chanukkawunder symbolisiert.

Sitten und Bräuche

Obwohl die Chanukkatage nur zum Loben und Danken angeordnet wurden und nicht als Feier mit Festessen, dennoch werden die Mahlzeiten in festlicher Stimmung eingenommen, da in diesen Tagen die Einweihung des Altars stattfand; man begleitet die Mahlzeiten mit Toraworten und dem Erzählen von Wundern, die in Israel geschehen sind. In dieser Weise werden sie als Se’udot Mizwa (Mizwa-Festmahlzeit) betrachtet.

In vielen jüdischen Gemeinden war es auch Sitte, dass man sich während der Chanukkatage mit Fragen der Kindererziehung abgegeben hat. Die Gemeindevorsteher versammelten sich, um Wege zu finden, den Kindern aller Kreise eine angemessene Tora-Erziehung zu gewährleisten. Denn Chanukka heisst sowohl "Einweihung" als auch "Erziehung (Chinuch)" – Erziehung der Jugend zur Tora. Darum ist es auch in vielen jüdischen Häusern Sitte, dass der Vater den Kindern "Chanukka-Geld" gibt, um damit zu sagen: Die Geschenke, die ihr heute bekommt, sollen euch dazu anspornen, das "Joch der Tora" bereitwillig anzunehmen.

Auch war es einst Brauch, dass Toralehrer in den Chanukkatagen ihre Stadt verliessen, um in Dorfgemeinden den jüdischen Menschen Tora und G"ttesfurcht zu lehren. Dies gab den Leuten wieder Antrieb für ein ganzes Jahr, sich mit der Tora zu beschäftigen und G-ttesfürchtig zu sein.

Das Spiel mit dem Sewiwon – "Trendel", ist auch ein Brauch, der das Chanukkawunder zum Ausdruck bringt. Die Kinder haben Chanukkageld bekommen, die Lichter brennen – und so werden sie vom Toralernen ein wenig abgelenkt in diesen langen Winternächten. Da sind auch die Eltern nachgiebiger und sagen: Entspannt euch und vertreibt eure Zeit vergnügt. Nach Chanukka werdet ihr dann umso eifriger Tora lernen und Mizwot erfüllen. Aber auch jetzt beim Spiel sollt ihr die Wunder, die uns G"tt getan hat, nicht vergessen:

Auf dem Trendel stehen die Buchstaben "NunGimmelHejSchin", und sind dies die Abkürzungen für; "Ness Gadol Haja Scham", ein grosses Wunder geschah dort. Somit wird das grosse Wunder sogar beim Spiel erwähnt.

Es ist ersichtlich, dass die Chanukkabräuche vor allem erzieherischen Charakter tragen, sowohl für Kinder als auch für die Erwachsenen. So werden sich alle der G"ttlichen Liebe zu Seinem Volke bewusst, man dankt und lobt G"tt und ist bereit, Seine Tora und Seine Mizwot verstärkt auf sich zu nehmen.                                                                                 (Fortsetzung folgt s.G.w.)                                                                       

Quellen und Persönlichkeiten:

  1. 2. „MAHARIL“ oder „Mahari Segal“, Akronym für Morejnu Harav Jaakov haLevi (ben Mosche) Mölin, (1375 - 1427); Mainz, Worms, Deutschland. Er war ein Talmudist und Possek (halachische Autorität). Er ist bekannt durch die Kodifizierung der rituellen Gebräuche der Aschkenasim, die er im Sefer Minhagim zusammenfasste. Maharils Minhagim waren eine Gesetzesquelle für HaMapah von Rabbi Mosche Isserles, wesentlicher Bestandteil des Schulchan Aruch. Der Maharil gilt als einer der herausragendsten jüdischen Gelehrten am Ausgang des Mittelalters.

 

_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

 Der Monat Kislew (3. Teil) 

 

Die Festtage von Chanukka – 2. Teil

Aus Sefer Hatoda’a / Das Jüdische Jahr.

Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

Ein Tag, der für Einweihung und Grösse bestimmt ist

Der 25. Kislew, der in den Tagen der Hasmonäer "die Krone der Einweihung (Chanukka) des Altars" erhalten hat, war schon in den Tagen von Mosche für Grosses bestimmt. Und in den Tagen des Propheten Chaggai wurde dieser Tag zum zweiten Mal als grosser Tag bestätigt. Doch war es das Verdienst der Hasmonäer, dass er gerade zu ihrer Zeit als Tag der Errettung voll zum Ausdruck kam. Dazu sagen unsere Weisen:

Rabbi Chanina sagte: Am 25. Kislew wurde die Arbeit im Mischkan (Stiftszelt), beendet, aber noch nicht aufgestellt. Dies geschah erst am 1. Nissan, wie es heisst [Schemot 40: 2]: "Am Tage des ersten Monats, am ersten des Monats, sollst du das Mischkan aufstellen". Da murrte Israel gegen Mosche und sagte: Warum wurde es nicht sofort aufgestellt? Ist etwas falsch gemacht worden? Doch G"ttes Absicht war es, den Tag der Freude der Einweihung des Mischkan und die Geburt Jizchaks, die in diesen Monat Nissan fällt, zusammenzulegen. So ging dem Monat Kislew die Einweihungsfeier verloren, obwohl in ihm die Arbeiten beendet wurden. Da sagte G"tt: Dies muss Ich wieder gutmachen, ich muss dem Monat Kislew einen Ersatz leisten. Wie tat Er dies? Mit der Chanukkafeier der Hasmonäer (Jalkut Melachim 184).

Als die Heimkehrer aus dem babylonischen Exil begannen, den Tempel wieder aufzubauen, wurde die Arbeit wegen Intrigen und feindlichem Widerstand während 22 Jahren unterbrochen. Als die Arbeiten zum Wiederaufbau wieder aufgenommen wurden, wurde der Grundstein des Heiligtums am 24. Kislew gelegt [Chagai 2:18]. Während der darauffolgenden Nacht, also am 25. Kislew, wurde dann die Grundsteinlegung gefeiert.

Eine Anspielung auf das Chanukkafest in der Tora

In Paraschat Emor [Wajikra 23:1-44] zählt die Tora die Feste des Jahres auf: Schabbat, Pessach, Schawuot, Rosch Haschana, Jom Kippur und Sukkot. Anschliessend [ibid. 24:1-4] folgt das Gebot, ein ständiges Licht – auf der goldenen Menora (Leuchter) - im Heiligtum brennen zu lassen. Warum wird dies anschliessend an die Festtage erwähnt? Dies soll auf das zukünftige Anzünden des Ner Tamid, des ständigen Lichtes, am Chanukka andeuten, das nach Sukkot, als alljährlicher Festtag gefeiert wird.

Am Anfang des Wochenabschnittes "Beha’alotecha" [Bamidbar 8:1-4], wo ebenfalls die Rede von der Menora und den Lichtern ist, erklärt der Ramban zur Stelle: In der Megillat Setarim des Rabbejnu Nissim fand ich dieses: Als die zwölf Fürsten der Stämme die Opfer für die Einweihung des Altars darbrachten [Bamidbar 7:1-88], und der Stamm Lewi daran keinen Anteil hatte, da war Aharon Hakohen deswegen sehr betrübt. Da sagte G"tt zu Mosche: Sprich zu Aharon und sage ihm, dass es einst eine andere Einweihung – Chanukka – geben wird, an der Lichter entzündet werden. Durch deine Söhne werde Ich Wunder vollbringen und Israel befreien. Ich werde ihnen einen neuen Feiertag "Chanukka" geben, das nach ihrem Namen genannt wird: Chanukka der Hasmonäer. Dies ist der Grund, warum der Abschnitt des Anzündens der Menora [Kap. 8] anschliessend an die Parascha der Einweihung des Altars [Kap. 7] steht.

Auch sah ich, führt der Ramban weiter aus, sowohl im Midrasch Jelamdejnu [Midrasch Tanchuma 8] als auch im Midrasch Rabba [15:6]: G"tt sagte zu Mosche: "Gehe und sage Aharon: Sei nicht betrübt, du bist für Grösseres bestimmt. Die Opfer werden nur dargebracht, solange das Heiligtum besteht, aber die Lichter werden ewig brennen … und all die Berachot (Birkat Kohanim), die Ich dir gegeben habe, mit denen du Israel segnest, sie werden immer bestehen." Hier stellt sich die grosse Frage: Wir wissen alle, dass, seitdem der Tempel nicht mehr besteht, keine Opfer dargebracht werden, aber auch die Lichter der Menora nicht mehr angezündet werden. So bezieht sich also der Hinweis unserer Weisen Im Midrasch auf die Chanukkalichter der Hasmonäer. Die Mizwa, diese Lichter anzuzünden, bleibt auch nach der Zerstörung des Tempels immer bestsehen. Und auch der Abschnitt von Birkat Kohanim (Priestersegen), die Mizwa das jüdische Volk zu segnen, das auch nach der Zerstörung des Tempels (auch in unseren Tagen) Gültigkeit hat, steht unmittelbar vor dem Abschnitt über die Fürsten-Opfer für die Einweihung des Altars [Bamidbar 6:22-27]. Dies die Worte des Ramban – Nachmanides.

In der Tora gibt es noch weitere Hinweise auf Chanukka:

Das fünfundzwanzigste Wort in der Tora ist Or, Licht. Der fünfundzwanzigste Ort, an dem die Benej Jisrael in der Wüste lagerten, heisst Chaschmona – Andeutung für die Chaschmonaim (Hasmonäer), die am fünfundzwanzigsten Kislew (vom Kampf) ruhten. "Chanukka" = "Chanu" sie ruhten – "Kah", am fünfundzwanzigsten (Kaf Hej = 25).

Warum feiert man Chanukka acht Tage lang?

In Megillat Ta’anit, Kap. 9, steht geschrieben: Was veranlasste die Chachamim (Weisen), das Feiern des Chanukkafestes für acht Tage festzusetzen, hatte Mosche für die Einweihung des Stiftszeltes doch nur sieben Tage festgesetzt? Die Antwort: Während der Herrschaft der Griechen waren die Hasmonäer in das Heiligtum gekommen, hatten den Altar wieder aufgebaut, hatten die Mauern wieder instandgesetzt, hatten die heiligen Geräte wieder an ihren Platz gestellt und waren mit all diesem während acht Tagen beschäftigt.

So bedeutet das Chanukkafest, wie wir es seither begehen, nicht nur das Wiederanzünden der Menora, sondern auch die Einweihung des Altars und der heiligen Geräte. Die Hasmonäer hatten nämlich die Altarsteine, die durch den heidnischen Kult verunreinigt worden sind, weggeschafft, einen neuen Altar errichtet und neue Geräte angefertigt und dann sie eingeweiht.

Im babylonischen Talmud [Traktat Schabbat 21b] wird jedoch nur das Wunder des Ölkruges erwähnt, welcher nur eine kleine Menge Öl enthielt, das für einen Tag lang gereicht hätte, aber es geschah ein Wunder, und man konnte damit die Menora acht Tage lang anzünden. Damit bleibt aber die Frage, warum man acht Tage lang feiert, unbeantwortet, denn das Ölwunder geschah ja nur sieben Tage lang. Für einen Tag reichte das Öl auch ohne Wunder!

Viele unserer Gelehrter haben während der vergangenen Jahrhunderte befriedigende Antworten und Erklärungen darauf gegeben. Einige davon seien hier erwähnt:

  1. 1. Der erste Tag des Chanukkafestes soll an das Wunder des militärischen Sieges erinnern. Am 25. Kislew konnten sich die Juden vom Kampf gegen ihre Feinde ausruhen. Darum feierten sie den Tag, genau wie man am Purim den Tag feiert, an dem sie von ihren Feinden ruhten (Megillat Esther). Die übrigen sieben Tage werden für das Ölwunder gefeiert.
  2. 2. Die Tatsache, dass man überhaupt noch einen Krug mit reinem Öl fand, der das Siegel des Hohepriesters trug, wird schon als Wunder angesehen, deshalb die Feier des ersten Tages.
  3. 3. Bis man neues Öl herstellen konnte, dauerte acht Tage. Deshalb wurde das gefundene Öl in acht Teile geteilt, damit die Lichter, wenn auch nur für kurze Zeit, jeden Tag brennen sollten. Wunderbarerweise brannte aber die kleine Menge Öl einen Tag lang. So geschah also das Wunder während der ganzen acht Tage.
  4. 4. Nachdem die Menora mit dem vorhandenen Öl gefüllt worden war, blieb der Krug weiterhin voll, so dass man das Wunder schon am ersten Tag sah.
  5. 5. Das ganze Öl wurde in die Menora gegossen, die Lichter brannten während der ganzen Nacht, jedoch am Morgen waren die Behälter immer noch voll Öl, so dass man das Wunder schon am ersten Tag sah.
  6. 6. Die Griechen hatten die Brit Mila (Beschneidung) verboten. Sie wollten damit den Bund zwischen G"tt und Israel abschaffen. Dies war das härteste Verbot, das sie getroffen hatte. Nach dem Sieg der Hasmonäer waren die Juden froh, dass dieser Bund, der am achten Tag nach der Geburt eines Sohnes vollzogen wird, wieder erneuert werden konnte. Um auch dies zu gedenken, setzten sie acht Tage für Chanukka fest.
  7. 7. Für die erste Nacht hatte man nur dünne Dochte angefertigt, damit diese nur ein Minimum an Öl aufsaugen sollten. Gleichzeitig gab man auch nur eine kleine Menge Öl in die Behälter der Menora. Wunderbarerweise brannten diese aber strahlend hell während der ganzen Nacht. So geschah es auch in den darauffolgenden Nächten. Darum gibt es bei der Ausführung der Mizwa der Chanukka-Lichter die Vorschriften von "Mehadrin" und "Mehadrin min Hamehadrin"; Mehadrin-Hiddur Mizwa bedeutet die Steigerung und Bemühung der Verschönerung bei der Ausführung der Mizwa, und dies im Gegensatz zu anderen Mizwot, bei denen Hiddur Mizwa nach Belieben ausgeführt werden kann.
  8. 8. Der Tonkrug hatte einen Teil des Öls schon aufgesaugt, sodass das verbliebene Öl im Krug nicht einmal für einen Tag gereicht hatte, so dass das Wunder schon am ersten Tag geschah.
  9. 9. Die Griechen hatten die Absicht gehabt, den Glauben der Juden an die G"ttliche Vorsehung ihrem Herzen zu entreissen, als hätten die Gesetze der Natur eine eigene Kraft, alles sei Naturgesetz. Alles Geschehen in der Welt spiele sich auf natürliche Weise ab. Viele Juden liessen sich von dieser Weltanschauung überzeugen. Als sie nun das Wunder erlebten, sahen sie ein, dass alles Geschehen in der Welt von der G"ttlichen Vorsehung abhängig ist, und dass alles von Seiner Hand gelenkt wird, auch wenn es dem Menschen als natürlicher Ablauf der Geschehnisse erscheint. Im Maos Zur, das am Chanukka gesungen wird, heisst es: "Benej Wina Jemei Schemona Kawe'u… - die Einsichtigen bestimmen acht Tage zu Lied und Jubel."  Dies bedeutet, dass sie "Benej Wina", Verständnis bewiesen hatten, indem sie den natürlichen Vorgang des Ölbrennens auch als ein Wunder begriffen, und deshalb auch den ersten Tag als Wunder proklamierten.
  10. 10. Die Tatsache alleine, dass sie sich am ersten Tage nicht aus der Fassung bringen liessen und trotz der geringen Ölmenge nicht verzweifelten, die Mizwa des Ner Tamid, des ständigen Lichtes, zu erfüllen, wird schon als Wunder angesehen. Es ist dies das grosse Wunder, das dem jüdischen Volk seit Generationen die Kraft verleiht, auch in der Zerstreuung durchzuhalten und weiter zu existieren. Hätten sie sich immer nur darauf verlassen, was ihnen nach menschlicher Voraussicht die Zukunft bringen wird, wären sie nicht imstande gewesen, einen Tag zu überleben. Doch Israel vertraut auf G"tt, hält fest an Seiner Lehre und verdankt seine Überlebensfähigkeit dieser Treue.

Warum wird im Talmud nur das Ölwunder erwähnt?

Einer der oben angeführten Gründe, warum man Chanukka acht Tage lang feiert, war, dass der erste Tag dem Wunder des Sieges in den schweren Kämpfen gegen die Feinde Ausdruck verleihen soll. Dies wird in Megillat Ta’anit erwähnt, die vor der Mischna und dem Talmud niedergeschrieben worden war. Im Talmud jedoch wird nur das Lichtwunder erwähnt. Warum ist dies so?

Die Gelehrten späterer Generationen geben hierzu verschiedene Gründe an. Es folgen Zusammenfassungen einiger Erklärungen:

Zur Zeit des Geschehens, in den Tagen der Hasmonäer und kurz danach, war es hauptsächlich der militärische Sieg, der bei den Juden grosse Freude hervorrief. Es war die Freude über die Vernichtung der Feinde, über die Abschaffung ihrer grausamen Verordnungen: den Schabbat nicht halten zu dürfen, die Heiligung des Rosch Chodesch, von welcher die Datenfestsetzung der Feiertage abhängig war, nicht vorzunehmen und das Verbot, die Brit Mila, Beschneidung, durchzuführen. In den späteren Generationen jedoch galt die Freude zur Hauptsache dem Lichtwunder. Die hasmonäische Dynastie ging rund hundert Jahre nach dem Sieg der Makkabäer unter, ihre Nachkommen wurden durch Herodes ausgerottet, der Zweite Tempel wurde zerstört und Israel kam wieder unter das Joch der Völker und wurde überall zerstreut, doch das Ölwunder blieb für immer erhalten. So werden Jahr für Jahr, wo immer sich Juden befinden, die Chanukkalichter in jedem Hause angezündet.

In unseren Schriften finden wir: In allen Stellen der Tora und in den Erklärungen unserer Weisen, in denen vom Öl für die Menora die Rede ist, wird immer auch die symbolische Bedeutung betont – Licht, als Sinnbild für Weisheit des Herzens und der Gedankenwelt. Als die Griechen in das Heiligtum eindrangen, verunreinigten sie das reine Öl. Somit war auch die Gefühls- und Gedankenwelt der Juden nicht mehr rein, denn viele von ihnen liessen sich von der griechischen Kultur beeindrucken und glaubten, in ihr die Wahrheit gefunden zu haben.

Als die Hasmonäer siegreich den Tempel betraten, fanden sie nur einen Krug, der reines Öl enthielt, Brennstoff für einen einzigen Tag. Im übertragenen Sinn heisst dies, dass trotz des starken Einflusses der griechischen Kultur in ihrem Herzen noch ein Minimum an reiner Gedankenwelt erhalten geblieben war, ein Funke des wahren "Lichtes". Das Bewusstsein ihrer heiligen Bestimmung wurde so bewahrt.

Dieser kleine Rest war aber nicht imstande, das Ner Tamid, das ständige Licht, anzuzünden, zu sehr war der grösste Teil des Volkes von der fremden Kultur beeinflusst. "Da geschah ein Wunder, und es brannte acht Tage lang." Dies bedeutet, dass mit G"ttes Hilfe das Wunder geschehen konnte, dass der kleine Funke des wahren Glaubens wieder zu vollem Licht entfacht wurde. Sieben Tage symbolisieren einen vollen Zeitzyklus, der achte steht für die Zeit in ihrer Totalität und auch für alles, was jenseits der Zeit liegt. (Diese Symbolik ist im Kapitel von Schemini Azeret ausführlich erklärt)

Dieses Wunder der geistiger und seelischer Läuterung hat das Volk Israel in allen Generationen nötig, und im Besonderen, wenn es unter dem Joch anderer Völker lebt. Denn solange Glaube und Gedanken rein sind, ist es trotz äusserem Druck wie befreit. Doch wenn Glaube und Weisheit nicht mehr vorhanden sind, bedeutet auch Leben in Freiheit nur noch Knechtschaft. Grausame Verordnungen der nichtjüdischen Welt vergehen mit der Zeit, doch wenn Israel im Glauben Zweifel hat und Lehren verfälscht, dann ist es – G"tt behüte – dem Untergang geweiht.

Da kann nur noch G"ttliche Hilfe Rettung bringen. Wie kann sich aber Israel eines G"ttlichen Wunders würdig erweisen? Solange der letzte Funken noch nicht erloschen ist und solange noch etwas Öl vorhanden ist, wenigstens für einen Tag lang, kann G"tt helfend eingreifen und Wunder vollbringen und auch die geringe Menge Öl reicht wieder zum Anzünden des Ner Tamid.

Das Licht, das die Hasmonäer mit dem übriggebliebenen Krüglein reinen Öles wieder angezündet haben, und acht Tage lang brannte, wird Israels dunkle Zeiten ewig erhellen. Durch seinen Strahl bleibt Israels Heiligkeit bewahrt und dies ist es auch, was sie von anderen Völkern unterscheidet. Nur dieses Lichtwunder ist es, das für die späteren Generationen erhalten blieb. Das Wunder des militärischen Sieges blieb nicht erhalten. Darum wird das Chanukkawunder immer nur in Bezug auf die Lichter der Menora in Erinnerung gebracht.

Quellen und Persönlichkeiten:

_____________________________________________________________________________________

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

____________________________________________________________________________

 

Copyright © 2021 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.com

 

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.

What do you think?

Send us feedback!

Drucken