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Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Wajera 5767

Respekt beginnt zuhause

Zu Beginn dieser Parscha überbringt der Engel Awraham bei seinem Besuch folgende Botschaft: „Ich werde übers Jahr wiederkommen; dann wird Sara einen Sohn haben. Nun waren Awraham und Sara alt und hochbetagt. Sara hatte nicht mehr die Weise der Frauen“. [Bereschit 18:10-11] Im nächsten Pasuk fragt Sara: „Nachdem ich welk geworden bin, soll ich wieder jung werden? Und mein Mann ist auch alt.“

Mit anderen Worten: Sara fragt sich, wie sie noch schwanger werden könne. Ihre Zeit des Kinderkriegens sei doch schon lang vorbei und ausserdem sei auch ihr Ehemann bereits alt.

Haschem kehrte zu Awraham zurück und tadelte ihn für das ungläubige Lachen seiner Frau. Haschem erwähnte dabei gegenüber Awraham jedoch nur, dass sie meinte, sie sei zu alt. Gegenüber Awraham enthüllte der Allmächtige jedoch nicht, dass Sara der Nachricht auch deshalb keinen Glauben schenkte, weil „ihr Ehemann bereits alt ist“. Aus dieser Differenz schliesst Raschi, gestützt auf Chasal (unsere Weisen), dass es erlaubt ist, (die Wahrheit) zu verändern, um den Frieden (zwischen Ehemann und Ehefrau) zu erhalten.

Rav Pam stellt folgende Frage: Es ist eine Tatsache, dass Awraham Awinu 99 Jahre alt war. Alle wussten, dass er alt war. Es war ihm klar, dass er ein alter Mann war. Für Awraham wäre es keine Überraschung gewesen, wenn man ihm gesagt hätte, Sara zweifle daran schwanger zu werden, weil - unter anderem - ihr Ehemann bereits alt sei. Hätte es Awraham wirklich aufgeregt, wenn er vom Allmächtigen die „volle Wahrheit“ vernommen hätte?

Rav Pam erklärt, dass wir daraus Folgendes lernen: Die ganze Welt kann einhellig feststellen, dass ein Mensch alt ist; von seiner Ehefrau will er diese Aussage jedoch nicht hören! Das Umgekehrte gilt selbstverständlich auch. Eine Frau mag graue Haare haben. Sie mag eine Grossmutter sein oder sogar eine mehrfache Grossmutter. Aber, G’tt behüte, wenn ihr Ehemann sagt: „Du weißt, du wirst auch älter.“

Von jedem kann man diese „Mitteilungen“ ertragen, nur nicht von seinem Ehepartner. Trotz der Nähe von Ehemann und Ehefrau gibt es einen gewissen Respekt und Anstand, den beide beachten sollten. Ehemänner dürfen ihre Gattin und Ehefrauen ihren Gatten nicht beleidigen, sogar wenn die „Beleidigung“ nur darin besteht, klare und bekannte Tatsachen offen zu legen.

Ein Mensch muss bei seinem Ehepartner ein gewisses Mass an Respekt erwarten und feststellen können. Andere können sich bei ihren Bemerkungen gewisse Freiheiten erlauben, welche sich der Ehepartner nicht leisten darf.

Kürzlich lauschte ich einer Kassette von Rabbi Mordechaj Finkelmann, der weitherum beachtete Vorträge hält über den Mangel an Derech Erez (anständiges, respektvolles Verhalten), der heutzutage an vielen unserer Schulen herrscht. Klar, dies ist an den öffentlichen Schulen und in nichtjüdischen Kreisen ein grosses Problem. Aber sogar in unseren Kreisen ist der Derech Erez nicht mehr derselbe wie früher.

Rabbi Finkelmann stellt Folgendes fest: Kinder lernen, was sie zuhause sehen – wie ihre Eltern sich gegenseitig behandeln. Kinder lernen, wie sie sich gegenüber ihren Eltern und Lehrern verhalten sollen, wenn sie beobachten, wie Ehemann und Ehefrau gegenseitig auf Derech Erez achten. Was kann man von Kindern erwarten, wenn sich die Eltern selbst respektlos und grob einander gegenüber verhalten?

Er berichtet von einem historischen „Kinuss“ (Treffen von Rabbinern), welcher vor 70 oder 80 Jahren in Europa stattfand und sich um den Mangel an Derech Erez in den damaligen europäischen Chedern (Knabenschulen) drehte. Verschiedene Rabbiner sprachen über die Problematik des Respektmangels und was dagegen unternommen werden könne. Abschlussredner war der Telser Rav, Rav Awraham Jizchak Bloch. Nach allen Vorschlägen und Gedanken, welche die vorherigen Redner dargelegt hatten, bestand die Rede des Telser Rosch Jeschiwa aus einem einzigen Satz: „Wer respektvoll handelt, wird respektvoll behandelt.“ Mit anderen Worten: eine würdevolle Person ruft Respekt hervor. Manchmal behandeln wir Menschen deshalb nicht respektvoll, weil sie, so wie sie sich benehmen, nicht respektwürdig sind.

Wenn wir wollen, dass unsere Kinder gegenüber ihren Ehepartnern, ihren Eltern und ihren Lehrern Respekt zeigen, so müssen wir als Erstes selber unseren eigenen Ehepartnern, unseren eigenen Eltern und unseren eigenen Lehrern und Rabbinern angemessenen Respekt zu erweisen.


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); "Vater aller Torahkommentare".
Rav Awraham Pam (verstorben 2001): Führender Gelehrter; Rosch Jeschiwa; Brooklyn, New York.
Rav Awraham Jizchak Bloch (1891 – 1941): Rosch Jeschiwa  und Rabbiner, führender Gelehrter, von den Nazis ermordet; Tels, Litauen.



Rav Frand, Copyright © 2007 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

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