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Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Beschalach 5764

Jedermann braucht Aufmerksamkeit

Der Pasuk (Vers) zu Beginn der Parscha sagt: „Wajehi b’Schalach Pharao et ha’am“ – „und es war, als nun Pharao das Volk ziehen liess.“ Der Midrasch Rabbah erläutert das Wort „Wajehi“ – „und es war“. Der Midrasch sagt, dass der Ausdruck „wajehi“ mit dem Wort „waj“ (wie in „oj waj“), das „schreien“ heisst, verwandt ist. Der Midrasch frägt: „Wer schrie?“ Er antwortet, dass Pharao schmerzerfüllt schrie, als er das jüdische Volk ziehen lassen musste.

Worüber heulte Pharao? Der Midrasch erzählt eine Parabel. Ein König hatte einen Sohn, der von zuhause wegfuhr. Der Prinz lebte eine Zeit lang im Hause einer wohlhabenden Person. Als der König hörte, wo der Prinz sich aufhielt, schrieb er diesem Menschen und forderte ihn auf, seinen Sohn nach Hause zu schicken. Der Reiche beachtete den Brief nicht. Der König sandte weitere Briefe, die alle unbeantwortet blieben. Schliesslich machte sich der König selbst auf den Weg und holte den Prinzen eigenhändig aus dem Haus dieses Menschen.

Nachdem der König seinen Sohn aus dem Haus geholt hatte, fing der Reiche an zu heulen. Die Nachbarn erkundigten sich bei ihm: „Warum jammerst Du?“ Er entgegnete: „Ich hatte die grosse Ehre, den Prinzen in meinem Hause zu beherbergen. Der König schrieb mir und nahm regen Anteil an allem, was in meinem Hause geschah. Jetzt, da der Prinz nicht mehr in meinem Hause weilt, wird der König nicht mehr das geringste Interesse an mir haben. Darum weine ich.“

Genau so fühlte sich Pharao. Solange die Juden in Ägypten waren, sandte ihm G’tt Briefe. Jetzt, nach der Ausreise der Juden, konnte Pharao keinen ‚Briefwechsel‘ mehr mit dem Schöpfer der Welt führen. „Oh wie weh ist mir“ (waj), rief Pharao, „weil ich die Juden ziehen liess und mein Zwiegespräch mit G’tt beenden musste.“ Darum beginnt der Pasuk mit „Waj-ehi b’Schalach ...“

Welche Schlussfolgerung ziehen wir aus diesem Midrasch? War Pharao ein Masochist? Vermisste er den ‚Briefwechsel’, den er mit G’tt führte: Blut, Frösche, Läuse usw., usw. ? Genoss er es, geschlagen zu werden? Warum schrie er, als er nicht mehr länger von G’tt auf diese Weise ‚hörte‘?

Pharao mag tiefe psychologische Probleme gehabt haben, aber Masochismus figurierte nicht auf der Liste. Pharao war durch und durch menschlich. Menschen haben das Bedürfnis, gewollt zu werden. Sie wollen spüren „Ich bin jemand. Jemand nimmt mich wahr.“ Wenn ein Mensch nicht mehr beachtet wird, fühlt er sich minderwertig.

Rav Schlomo Wolbe erwähnt in einem seiner Bücher folgende Begebenheit: Ein gewisser junger Mann hörte auf, in der Jeschiwa zum G‘ttesdienst zu erscheinen. Ein Freund fragte ihn: „Was ist geschehen? Betest du nicht mehr?“ Der junge Mann antwortete „G’tt behüte, ich bete jetzt in einem anderen Minjan. Es gibt genügend Minjanim in Jerusalem“. Der Freund fragte: „Warum betest du nicht mehr in der Jeschiwa?“ Der junge Mann gab zurück: „Auf diese Weise wird mich der Maschgiach (Seelsorger der Studenten) vielleicht beachten“.

Dies ist ein Beispiel für die Tatsache, dass negative Aufmerksamkeit besser ist als keine Aufmerksamkeit. „Ich möchte, dass jemand bemerkt, dass ich da bin.“ Teilnahmslosigkeit ist schlimmer als Strafe.

Kleine Kinder ‚toben‘ manchmal. (Oft müssen sie nicht einmal so klein sein). Wir fragen uns: “Warum benehmen sie sich so unmöglich? Warum können sie nicht artig sein? Warum können sie nicht einfach ruhig am Schabbattisch sitzen? Warum sind sie so ungezogen, nur um mitten in der Mahlzeit auf ihr Zimmer geschickt zu werden?“

Die Anwort darauf ist, dass sie hinausgeschickt werden wollen, weil sie so wenigstens bemerkt werden. Wir alle haben die Wahl. Entweder schenken wir unseren Kindern oder Ehepartnern beifällige Aufmerksamkeit oder wir werden ihnen negative Zuwendung schenken müssen. Auf diese oder die andere Weise werden wir ihnen Aufmerksamkeit schenken müssen.

Das ist die Lehre, die uns dieser Midrasch vermitteln will. Pharao zog es vor, Prügel und noch schlimmere Strafen zu kriegen, als von G’tt gar nicht beachtet zu werden. Das Allerschlimmste für Pharao war die Einsicht, dass G’tt ihn jetzt links liegen lassen würde, nachdem die Juden ausgereist waren. Jedermann braucht Anteilnahme.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Schlomo Wolbe: Zeitgenössischer Erzieher und eine der führenden Persönlichkeiten in der heutigen Mussarbewegung, wohnt in Jerusalem.



Rav Frand, Copyright © 2007 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

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