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Raw Frand zu Parschat Mischpatim 5763

Die Rechtslehre in Mischpatim unterbricht die Erzählung von der Übergabe der Torah

Das Ende von Parschat Mischpatim behandelt verschiedene Einzelheiten von Matan Torah (Übergabe der Torah). Über den wirklichen Zeitpunkt dieser Erzählung streiten sich die frühen Kommentatoren ("Rischonim"). Gemäss Raschi fanden die erwähnten Ereignisse am vierten Siwan, kurz vor Matan Torah, statt.

Gemäss Raschi steht dieser Abschnitt nicht am richtigen Ort. Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass Ereignisse in der Torah nicht immer chronologisch beschrieben werden ("ejn mukdam u'me'uchar beTorah"). Gemäss dieser Meinung geschahen die Ereignisse, die am Ende von Parschat Mischpatim erwähnt werden, eigentlich früher zu Beginn in Parschat Jithro, am vierten Siwan. Alle diese Ereignisse bildeten den Auftakt zu Matan Torah.

Hier in Parschat Mischpatim steht der berühmte Ausruf: "Wir wollen tun und wir wollen hören." In Parschat Jithro, der wichtigsten Beschreibung der Übergabe der Torah, ist er nicht zu finden.

Die Frage ist: Warum? Die Torah lässt kein Kapitel aus der Reihe tanzen, nur um uns zu verwirren. Es gibt immer einen Grund, wieso eine Erzählung nicht am "richtigen Ort" steht. Es bleibt somit uns überlassen, festzustellen, wieso die Torah fast die ganze Parschat Mischpatim mit Dutzenden von Gesetzen zwischen die Erzählung von Matan Torah in Parschat Jithro und der Beschreibung desselben Ereignisses am Ende von Parschat Mischpatim, einschob.

Die Antwort umfasst zwei Lehren. Sie verbinden die Übergabe der Torah mit Derech Erez (anständiges öffentliches Verhalten). Es gilt: Wo kein Derech Erez, da gibt es keine Torah - und ohne Torah kann kein wahrer Derech Erez bestehen.

Parschat Mischpatim legt den Grundstein für den Höhepunkt von Matan Torah. Parschat Mischpatim umfasst die Gesetze, wie ein jüdischer Knecht zu behandeln ist. Sie lehrt, wie ein Dieb zu behandeln ist, der dich bestohlen hat und der so arm ist, dass er das gestohlene Gut nicht mehr zurückzahlen kann. Diese Gesetze legen fest, wie ein Dieb zu behandeln ist. Parschat Mischpatim lehrt uns, wieviel Mühe wir uns um unsere Haustiere machen müssen. Erst nach Parschat Mischpatim können wir mit der Erzählung von "Matan Torah" weiterfahren. Alle feinen Deutungen ("Lomdus") und ausführlichen logischen Herleitungen ("Pilpul") des Torahlernens sind wacklig, wenn der Anstand fehlt und sie nicht von Derech Erez begleitet werden.

Der verwirrende Unterbruch der Beschreibung der Übergabe der Torah will folgendes betonen: Wenn wir uns in die Lage setzen wollen, wirklich der Torah würdig zu sein, brauchen wir das Wissen, wie man eine Witwe, einen Taglöhner oder einen Dieb richtig behandelt. Wir müssen wissen, was es heisst, ein echter Mensch zu sein. Ohne die Gesetze von Parschat Mischpatim haben wir die Torah nicht richtig empfangen - deshalb müssen beide fest miteinander verwoben sein.

Die Offenbarung und der Empfang der Torah muss andererseits den Gesetzen von Parschat Mischpatim vorangehen. Natürlich gibt es die Noachidischen Gesetze (vergl. Bereschit, Kap. 9) und die Völker der Welt verfügen selbstverständlich auch über ihre eignen Zivilgesetze mit ausgeklügeltem Gerichtswesen. Aber nichts, kein System und keine Gesellschaft, hat den Einzelnen je so geschützt, wie das Torahsystem.

Der Alte von Chelm hat eine Erklärung zum Pasuk (Vers) unseres Wochenabschnittes: "Du sollst kein falsches Gerücht annehmen." [Schemot 23:1] Aus diesem Pasuk leitet der Talmud her, dass es verboten ist, Laschon Hara (üble Nachrede) zu sprechen oder zu hören. Dieser Pasuk folgt auf den Vers: "Ihr sollt das Fleisch eines auf dem Felde zerrissenen Tieres nicht essen; den Hunden sollt ihr es vorwerfen" [22:30]. Dies führt den Talmud [Pesachim 118a] zu folgender Bemerkung: Jemand der Laschon Hara redet oder anhört, ist es wert, den Hunden vorgeworfen zu werden. Der Alte von Chelm fragt: "Hat es schon ein Volk auf dieser Welt gegeben, das einen derartigen "Wirbel" um Laschon Hara gemacht hat?"

Ich war einmal im Flugzeug und sass neben zwei Angestellten einer Firma. Sie sprachen über Geschäftsangelegenheiten. Nichts war ihnen heilig. Keiner begann sein Gespräch mit: "Entschuldigung, dies ist Laschon Hara, aber ..." Sämtliche Skrupel waren ihnen fremd. Dies war glasklar. So ging es hin und her und ein Arbeitskollege nach dem anderen wurde durch den Kakao gezogen. Wieso? Weil sie nicht über das Konzept von Laschon Hara verfügten. Sie kamen gar nicht auf den Gedanken, dass üble Nachrede falsch oder schlecht ist.

"Wer ist wie Deine Nation Israel, ein einzigartiges Volk unter den Nationen der Erde?" [ Samuel II 7:23] Welche andere Nation der Welt verfügt über Organisationen und Veranstaltungen und religiöse Studiengänge mit dem einzigen Zweck, den Menschen einzuhämmern, wie verwerflich üble Nachrede ist.

Überall auf der Welt gibt es Demonstrationen für oder gegen Abtreibung. Das ist wichtig. Todesstrafe oder Nicht-Todesstrafe - auch das beschäftigt die Menschen sehr. Veranstaltungen im ganzen Land, die wohlmeinendes und freundliches Reden fördern: Noch nie gehört!

Woher stammt diese Eigenheit des jüdischen Volkes? Sie rührt von der Tatsache her, dass der Empfang der Torah vor Parschat Mischpatim (mit allen seinen grundsätzlichen Rechtslehren) stattgefunden hat. Es ist uns klar, dass wir alle diese verschiedenen Rechtslehren nicht selber erfunden haben.

Die Torah bestimmt, dass man zuerst helfen muss, den Esel seines Feindes abzuladen und erst nachher denjenigen seines Freundes! Keine Gesellschaft hat je ein Gesetz aufgestellt, dass man zuerst den platten Reifen seines eingeschworenen Feindes reparieren muss, bevor man sich an den platten Reifen seines langjährigen Freundes macht. Das ist jüdisches Recht! "Wer ist wie Deine Nation Israel, ein einzigartiges Volk unter den Nationen der Erde?"

Die zeitliche Abfolge wird verändert - Parschat Jithro vor Parschat Mischpatim - um uns zu lehren, dass es ohne Torah (Parschat Jithro) keinen Derech Erez gäbe (die Zivilgesetze befinden sich in Parschat Mischpatim).

Ohne G'tt können wir nicht daran denken eine gerechte und uneigennützige Gesellschaft zu bilden (ohne Torah, kein Derech Erez). Und ohne Derech Erez, ohne ein wahrer Mensch zu sein, ohne zu wissen, dass man für den Ochsen seines Nächsten zu sorgen hat, kann man keine Torah besitzen. Derech Erez geht der Torah voran und folgt gleichermassen auf sie.


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); "Vater aller Torahkommentare".
Alter von Chelm (1824 - 1898) [Rav Simcha Zissel Ze'ev]: Gründer und Rosch Jeschiwa der Talmud Torah in Chelm, Polen.



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