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Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Wajikra 5773

Kleines Alef erteilt grosse Lehre

Der Ba‘al HaTurim schreibt, dass das Anfangswort des Buches Wajikra - von dem das Buch seinen Namen ableitet – am Schluss des Wortes mit einem kleinen Alef geschrieben wird. Warum? Weil als Mosche über sich selbst schrieb, wollte er (in seiner Bescheidenheit) dasselbe Wort verwenden, das zur Beschreibung der Erscheinung G-ttes zu Bil'am genannt wird - nämlich "Wajikar" [Bamidbar, 23:4], das eine lockere, weniger intime Form der Kommunikation impliziert. Doch weil der Allmächtige darauf bestand, dass Mosche "Wajikra" anstatt "Wajikar" schreiben soll, schrieb er das dazukommende Alef zumindest klein, um soweit wie möglich den Unterscheid zwischen diesem Verb und jenem anderen zu minimieren, das zur Beschreibung der Erscheinung G-ttes zu Bil'am verwendet wird.

Raw Schach fragt - unter der Annahme, dass mehr Gebote von einem großen als von einem kleinen Alef abgeleitet werden könnten - weshalb Mosche uns scheinbar vorenthalten wollte, die maximale Anzahl von Geboten zu lernen, indem er sie (auf welchem Weg auch immer) minimierte. Raw Schach antwortet, dass Mosche es für angebracht hielt, diese zusätzlichen Erläuterungen zu übergehen, um uns eine grössere Lehre zu erteilen - die Lehre der Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit. Die Lehre, wie ein Mensch nicht prahlerisch sein sollte, nicht nach "Schlagzeilen" suchen sollte - nicht die Unterschiede zwischen ihm und einem anderen hervorheben sollte - was in sich selbst eine Lehre ist, die es sich für Klal Israel (die jüdische Allgemeinheit) zu wissen lohnt.

Daraus stellt sich die Frage - wenn dies tatsächlich so eine wichtige Lehre ist: Warum liess Haschem es nicht zu, dass Mosche das Wort "Wajikar" genauso schrieb, wie er es ursprünglich schreiben wollte - also genau wie es bei Bil'am geschrieben wurde. Die Antwort lautet, dass es eine noch wichtigere Lehre gibt, als diejenige über Genügsamkeit. Die wichtigere Lehre handelt vom Verhältnis des Schöpfers der Welt gegenüber dem jüdischen Volk - und wie es sich von Seinem Verhältnis gegenüber den anderen Völkern der Welt unterscheidet.

Die Tatsache, dass G“tt sich auf Bil'am - den grössten Propheten der übrigen Völker, mit dem Begriff "Wajikar" bezog (was Zufall bedeutet) und dass er sich auf Mosche Rabbejnu - den wichtigsten Propheten des jüdischen Volkes, mit dem Begriff "Wajikra" bezog (einem Ausdruck von Zuneigung) beinhaltet eine fundamentale Lehre: Mit dem jüdischen Volk gibt es keine solche Sache wie "Wajikar" (Zufall). In unserer Beziehung mit dem Allmächtigen gibt es keine Zufälligkeit. "Wajikra", welches auf G“ttes Ausruf zu uns deutet, repräsentiert einen wesentlichen Grundsatz unserer Religion - die Idee der "Haschgacha Pratit" (persönliche Vorsehung), die unser ganzes Leben und unser Glück führt und leitet.

Dies ist die Idee, die durch eine bekannte Erklärung des Ramban am Ende des Wochenabschnittes "Bo" [Schemot, 13:16], zum Ausdruck kommt: "Ein Mensch hat keinen Anteil an der Torah unseres Lehrers Mosche, bis er daran glaubt, dass alle Dinge, die uns geschehen, vollkommen wundersam sind und nicht durch die Natur bestimmt werden – durch die "üblichen Wege der Welt". Wir glauben, dass alles aus einem Grund geschieht. Der Allmächtige kennt uns und ist unserer bewusst. Wenn uns etwas geschieht, dann ist es, weil Er es wollte. Die Völker der Welt könnten auch so eine Beziehung beanspruchen. Sie könnten auch sagen: "Es gibt keine Zufälle." Dies ist jedoch nicht etwas, das jeden erreicht. Es ist eine Stufe, die man sich verdienen muss.

Wir bestimmen unsere Beziehung mit dem Allmächtigen durch unsere Taten. Die chassidischen Meister basieren diese Idee auf einen Vers: "G“tt ist dein Schatten, zu deiner rechten Hand." [Tehillim/Psalmen, 121:5]. Haschem bezieht sich zu uns wie ein Schatten zur Person, die ihn wirft. Wenn ein Mensch seine Hand hebt, wird sein Schatten die Hand heben - und so verhält es sich mit allen seinen Taten. Unsere Beziehung mit dem Allmächtigen ist ebenso. Wenn wir Ihn zu einem integralen Bestandteil unseres Lebens machen, dann wird Er es erwidern und sich ebenfalls aktiv in unser Leben mischen. Wenn wir Ihm aber nicht gestatten, ein wesentlicher Faktor unseres Lebens zu werden, dann wird auch seine Vorsehung kein wesentlicher Faktor in unserem Leben sein.

Der Unterschied zwischen "Wajikar" und "Wajikra" (Zufallsnennung oder eine intime Beziehung haben) ist eine so wichtige Lehre, dass sie die Lehre der Bescheidenheit übertrumpft. Aus diesem Grund hat G“tt Mosche überstimmt und darauf bestanden, dass er das Wort "Wajikar" mit einem Alef als Endbuchstaben schreibt, was es zu "Wajikra" macht.

Es gibt keinen Zweifel, dass jeder von uns aberdutzende Geschichten gehört hat, die zuweilen auf sehr kraftvolle und bewegende Art die Beispiele individueller, g“ttlicher Vorsehung veranschaulichen.

Eine Frau schrieb mir neulich einen Brief, dass ein Schadchan (religiöser Ehekuppler) ihrer Tochter einen Heiratskandidaten vorschlug. Aus welchem Grund auch immer, lehnte die Familie den Vorschlag ab. Jemand anders schlug denselben jungen Mann vor - und abermals lehnte die Familie den Ratschlag ab. Kurz danach, hatte die Familie eine Reise nach Israel geplant. Sie waren am Flughafen Newark - und wer sollte direkt vor ihnen stehen, als sie in einer sich langsam bewegenden Schlange an den Sicherheitskontrollen anstanden? Ausgerechnet der junge Mann, der zweimal als guter Ehepartner für ihre Tochter vorgeschlagen wurde! Sie hatten hiermit die Möglichkeit, ihn über längere Zeit in einer realen und etwas stressigen Situation zu beobachten - und waren tief beeindruckt. Die Mutter dachte sich: "Dies musste wohl aus einem gewissen Grund geschehen." - Sie stellten sich einander vor…und das junge Paar lebt mittlerweile glücklich zusammen.

Es gibt eine berühmte Geschichte mit Raw Mordechai Pogramansky, der ein grosser Torah-Gelehrter der europäischen Vorkriegszeit war. Raw Pogramansky reiste einmal in einem Zug und sass ausgerechnet neben einem anderen Juden, der Schochet und Mohel war. Sie begannen eine Unterhaltung miteinander und vertieften sich dermassen in ihrer Diskussion, dass sie ihre Haltestelle verpassten. Der Zug fuhr weiter in eine andere Stadt. Es war Erew Schabbat und sie hatten keine andere Wahl, als an einem fremden Ort aus dem Zug auszusteigen. Die Ortschaft war im Niemandsland gelegen und war kein jüdisches Dorf. Sie stellten Untersuchungen an und fanden heraus, dass es einen einzigen Juden am Ort gab. Sie fanden sein Haus und klopften an seiner Tür - am Freitagnachmittag, kurz vor Schabbat. Der Hausbesitzer hatte schon lange Zeit keinen Juden mehr gesehen. Als er die beiden Männer sah, die ihm ihre Situation beschrieben, begann er zu weinen und sagte, dass er nicht glauben könne, was passiert sei.

Am vorigen Schabbat hatte seine Frau einen Jungen geboren. Er konnte die Ortschaft nicht verlassen und kannte keinen Mohel, der am Schabbat zu ihm kommen würde. Er wusste nicht, wie er es organisieren sollte, damit sein Sohn am achten Tag beschnitten werden könnte. Daraufhin schickte ihm Haschem nicht nur einen Mohel, sondern auch Raw Mordechai Pogramansky - einen der großen rabbinischen Persönlichkeiten seiner Zeit, um als Sandak zu fungieren!

Es gibt unendlich viele Geschichten wie diese. Die Pointe all dieser Geschichten ist, dass der Allmächtige die Welt führt. Er kümmert sich um uns und Seine Beziehung zu uns ist anders als mit dem Rest der Welt. Darum geht es im Wesentlichen, wenn wir die Geschichte über den Auszug aus Ägypten zum wiederholten Male erzählen. Der Zweck der nahenden Seder-Nacht besteht in der Stärkung unseres Glaubens an G“ttes intime Beziehung mit dem jüdischen Volk und dem Prinzip der G“ttlichen Vorsehung.


Glossar:

  • Haschgacha Pratit: Persönliche Vorsehung, Fürsorge
  • Schochet: Person, die das rituelle Schächten von koscheren Tieren durchführt
  • Mohel: Ein für Beschneidungen ausgebildeter Fachmann
  • Sandak: Der das Kind bei der Beschneidung auf den Knien hält

 

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