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Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Schemini 5764

Bescheidenheit heisst nicht, zu glauben, man sei ein Nichts

Nach dem Tod der zwei Söhne von Aron, sagte Mosche zu ihm: „Das ist es, was der Ewige gesprochen hat: ‚Durch die, die mir nahestehen werde ich geheiligt und vor dem Angesicht des gesamten Volkes verherrlicht.‘“ Aron blieb still. [Vajikra 10:3]

Raschi erwähnt die Quelle [gründet auf Sewachim 115b] für Mosches Versicherung, dass G’tt geheiligt werde durch diejenigen, die Ihm am nächsten sind. Der Pasuk sagt : „Dort werde Ich mit den Kindern Israels zusammenkommen und es (das Stiftzelt) soll durch Meine Ehre geheiligt werden (w’nikdasch be’kwodi)“ [Schemot 29:43]. Gemäss der übertragenen Auslegung des Pasuks wird das Wort „be’kwodi“ nicht so ausgesprochen wie es punktiert wird: Statt „be’kwodi“ (durch Meine Ehre) wird gelesen, als ob „be’kwodaj“ (durch jene, die Mich ehren) stehen würde.

Diese Stelle beschäftigt die Gemara. Mosche tröstete Aron mit den Worten : „Ich wusste, dass dieses Mischkan (Stiftszelt) durch den Tod einer G’tt nahestehenden Person geheiligt würde. Ich dachte, dass du oder ich es sein würden. Jetzt verstehe ich, dass sie (Nadav und Avihu, die verstorbenen Söhne Arons) erhabener sind als wir beide“.

Beim ersten Augenschein mutet dies merkwürdig an. Wer sagte :„Ich dachte, dass du oder ich es sein werden, weil wir hier die Heiligsten sind“? So spricht Mosche Rabbejnu – der Bescheidenste aller Menschen? Wie konnte die bescheidenste Person der ganzen Welt über sich selbst sagen, dass sie (oder ihr Bruder) die heiligsten Menschen der ganzen Gemeinschaft seien?

Rav Leib Chassman weist auf folgendes hin: Wenn wir meinen, dass die obige Feststellung einen Widerspruch zu Mosches Bescheidenheit darstellt, so machen wir einen grundlegenden Fehler. Verleugnet man seine Identität, so ist das töricht, aber nicht bescheiden!

Ein Mensch, der seine eigene Identität und seine Begabungen verleugnet, ist nicht bescheiden. Er macht sich etwas vor. Ein ‚Anav‘ (bescheidener Mensch) ist sich völlig im Klaren, wer er ist.

Es gibt eine berühmte Geschichte, die genau diesen Punkt beleuchtet. Rav Chaskel Abramsky, sz“l, musste einmal in einem Gerichtsfall als Zeuge auftreten. Das Londoner Bejt Din war von einem Schochet (Tierschlächter gemäss jüdischem Gesetz), der gefeuert worden war, eingeklagt worden. Als Vorsitzender des Bejt Din hatte Rav Abramsky keine andere Wahl als vor dem weltlichen Gericht zu erscheinen. Sein Anwalt forderte ihn auf, seinen Namen und seine Stellung zu nennen. Dann fragte ihn der Anwalt: „Ist es wahr, dass Sie die höchste Autorität für halachische Fragen in Europa sind? Rav Abramsky entgegnete: „ Ja, das ist wahr.“

Hier unterbrach der Richter und sagte: „Rabbi Abramsky, ist das nicht etwas hochmütig von Ihnen? Ich dachte, dass ihre Gesetze und ethischen Grundlagen Sie lehren, bescheiden zu sein.“

Ohne zu zögern entgegnete Rav Abramsky: „Ich weiss, dass wir gelehrt werden, bescheiden zu sein. Aber ich stehe unter Eid.“

Der springende Punkt in dieser Geschichte ist, dass es Rav Abramsky bewusst war, dass er die höchste lebende halachische Autorität in Europa war. Das Erkennen seiner wahren Stellung stellte keine Hochmütigkeit dar.

Rav Mosche Feinstein betrachtete sich nicht als „einen Ignoramus“. Er wusste, dass er der Posek (halachische Autorität) seiner Zeit war. Trotzdem war er ein äusserst bescheidener Mensch.

Wo liegt denn der Schlüssel zur Bescheidenheit? Der Schlüssel zur Bescheidenheit liegt darin, daran zu denken, dass, was auch immer ein Mensch besitzt, ein Geschenk des Himmels ist. „Es ist nicht meine Macht und die Kraft meiner Hand, welche mir diesen Reichtum beschieden hat. Es ist nicht mein Verstand. Es sind nicht meine Begabungen. Es ist nicht angeboren, sondern alles ein Segen von G’tt.“ Ein Mensch bleibt bescheiden, indem er sich vor Augen hält, dass alle seine Erfolge auf dieser Welt nur vom guten Willen G’ttes abhängig sind und dass er jederzeit alles wieder verlieren kann, G’tt möge es verhüten.

Es gibt eine berühmte Mischna am Ende von Masechet Sota, welche festhält, dass Bescheidenheit verschwand, als Rebbi (Rabbi Jehuda HaNassi, Verfasser der Mischna) starb. Rav Josef stellt diese Mischna in der Gemara in Frage und sagt, dass dies nicht stimmen kann, denn „Ich bin ja da“. Diese Aussage von Rav Josef verlangt nach einer Deutung.

Ich vernahm einmal eine schöne Erklärung dieser Talmudstelle. Rav Josef meinte nicht: „Ich bin bescheiden, deshalb gibt es noch bescheidene Leute.“ Er meinte etwas anderes. Wir lernen an einer anderen Stelle, dass Rav Josef blind wurde. Als er blind wurde, vergass er alles Gelernte. Dieser grosse Amora (Talmudlehrer), Rav Josef, dessen Meinung auf so vielen Blättern von Schass (Talmud) festgehalten wird, der so viel lernte und lehrte – derselbe Rav Josef vergass alles nach seiner Krankheit.

Rav Josef sagt folgendes: Sagt nicht, dass es keine bescheidenen Leute mehr geben kann – denn ich bin hier. Solange ich da bin, können die Leute mich anschauen und erkennen, was mit einem Menschen geschehen kann. Lasst sie erkennen, dass ein Mensch ein Amora sein und alle Mischnajot beherrschen kann, dass er Hunderte von Schülern haben kann und dennoch alles vergessen kann. Wenn die Menschen sich das vor Augen halten, dann kann es weiter bescheidene Leute geben. Denn der Schlüssel zur Bescheidenheit liegt darin, sich bewusst zu sein, dass man alles jederzeit verlieren kann.


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); "Vater aller Torahkommentare".
Rav Leib Chassman (1869 – 1935) [Ohr Jahel]; Maschgiach der Chevron - Jeschiwa, Israel.
Rabbi Mosche Feinstein (1895 – 1986): Rosch Jeschiwa von Mesivta Tiferet Jerusalem, New York. Einer der grössten, zeitgenössischen Autoritäten der Halacha.
Rav Josef: Talmudlehrer, lebte um das Jahr 300 d.g.Z. in Babylonien.

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