Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo red

Schewat/ Paraschat Beschalach

Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo new 1

Warnung

JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 62

Raw Frand zu Parschat Bamidbar 5761

Die Fahnen der Stämme: Mehr als nur das Sternenbanner

In diesem Wochenabschnitt gibt es einen interessanten Midrasch zum Passuk (Vers): "Jeder unter seiner Fahne und seinem Zeichen" [Bamidbar 2:2]. Der Midrasch zitiert einen Abschnitt aus Schir HaSchirim, dem Hohelied [6:10]: "Wer schaut hinunter, so leuchtend wie die Morgenröte, so schön wie der Mond, so strahlend wie die Sonne, so furchteinflössend wie die gewappneten Heerscharen der Könige?" Als die Völker der Welt die Juden, geordnet nach Stämmen, durch die Wüste ziehen sahen, fragten sie sich: "Wer sind diese Leute, die so herrlich unter ihren Fahnen von Ort zu Ort wandern?" Die Völker waren so beeindruckt, dass sie zum jüdischen Volk sagten: "Kehre zurück, kehre zurück, o Schulamit, damit wir von deiner edlen Ausstrahlung profitieren können [ibid. 7:1]. Du bist so schön und aussergewöhnlich. Geselle dich doch zu uns. Wir sind so beeindruckt von euch. Falls ihr euch mit uns verbindet, werden wir euch zu unseren Führern, unseren Gouverneuren und unseren Herrschern machen". Der Midrasch erwähnt darauf, dass das jüdische Volk antwortete: "Was könnt ihr uns schon bieten? Könnt ihr uns etwas Besseres versprechen, als das was G'tt uns bereits gegeben hat – insbesondere das wunderschöne Konzept unserer Reiseweise. Jeder reist nämlich in einer Gruppe mit der Fahne, die für jeden Stamm besonders ist." So wiesen sie das Angebot der anderen Völker ab.

Was bedeutet dieser Midrasch? Wieso brachten die Fahnen die Völker derart zum Staunen? Was ist denn so besonders bei einer Gruppe von Menschen, die mit ein paar Fahnen umherziehen? Schlussendlich hat doch jede Nation eine Nationalfahne? Auf dem grossen Platz vor den vereinigten Nationen wird einem schnell klar, dass es nichts Besonderes ist, eine Fahne zu haben. Sogar das allerkleinste Volk hat seine Fahne! Was war besonders eindrucksvoll am Herumziehen in Gruppenformation, das die Völker so neidisch werden liess?

In einem Buch namens Jalkut Ma'amarim von Rav Siegel fand ich folgende Erklärung: Jede Nation kann eine Fahne ihr eigen nennen. Wir in den Vereinigten Staaten haben das Sternenbanner, die Briten haben den "Union Jack" und die Franzosen die Trikolore. Das Problem ist, dass Fahnen mit einer gewissen Portion Nationalismus behaftet sind, und Nationalismus geht mit einer Portion Chauvinismus, Hochmut einher. Klar, die Fahne der Briten ist anders als die Fahne der Franzosen. Und eben: Seit undenklichen Zeiten hassen die Engländer die Franzosen und die Franzosen die Engländer.

Es stimmt: Es gibt die Vereinten Nationen mit mehr als 190 Ländern, die alle ihre eigene Fahne haben. Aber fast alle hassen sich doch gegenseitig. Ein echtes Wunder im Golfkrieg von 1991 ist doch die Tatsache, dass sich die Völker auf etwas einigen konnten. Normalerweise haben sich die Vereinten Nationen in den letzten mehr als 50 Jahren als eine nahezu wirkungslose Institution herausgestellt. Der Grund dafür ist, dass Fahnen mit Nationalstolz verbunden sind und Nationalstolz mit Rivalität. 15 Nationen wurden in der "Sowjetunion" miteinander verbunden. Sobald jedoch dieses Band wieder zerriss, haben diese Völker die alte Rivalität, die sie seit hunderten von Jahren aufrechterhalten haben, wieder aufgenommen.

Die Völker der Welt waren nicht erstaunt, dass jeder Stamm des jüdischen Volkes seine eigene Fahne besass. Das ist nichts Besonderes. Was war denn aussergewöhnlich? Dass eine besondere Einigkeit das ganze Lager in der Wildnis durchdrang, obwohl 12 Fahnen, welche die 12 ganz unterschiedlichen Gruppen von Persönlichkeiten umschrieben, vorhanden waren. Die Völker hätten ohne weiteres die Fahnen kopieren können. Nicht kopieren konnten sie jedoch den Frieden und die Einigkeit, die in unserem Volke herrschte.

Was war im Grunde genommen das Geheimnis des jüdischen Volkes? Warum konnten alle in Frieden miteinander leben? Die Antwort steht im Passuk (Vers): "Deine Rettung besingen wir voll Freude und erheben unsere Flagge im Namen unseres G'ttes" ("u'beSchem Elokejnu Nidgol") [Tehillim (Psalmen) 20:6]. Der Schem HaSchem (Name G'ttes) ist die Fahne, die jeder grüsst – die Flagge G'ttes. Alle zwölf Fahnen verblassen und werden unwichtig weil es eine wichtigere Fahne gibt – die Flagge der Himmlischen Ehre. Wer diese Gemeinsamkeit zum Hauptzweck macht, der besitzt Einigkeit. Wenn jedoch meine eigene Fahne zuerst kommt und ich nicht zum Wohle der Gesamtheit zurückstehen kann, dann kommen wir in die Lage der "Vereinten Nationen" mit all ihren Streitigkeiten.

Rabbi Meir Schapira szl erörterte einmal einen wunderschönen Gedanken. Die Menschen, die, wie die Chassidim, gemäss dem "Nussach Sefard" (Östlicher Ritus) beten, beginnen ihr Morgengebet mit "Hodu" ("Wir wollen danken …"). Die Menschen, die, wie die Litauer und die deutschen Juden, gemäss dem "Nussach Aschkenas" (Westlicher Ritus) beten, beginnen das Morgengebet mit "Baruch Sche’amar" ("Gelobt sei der, der sprach" (… und damit die Welt erschuf)). Alle vereinigen sich jedoch bei "Jehi Kewod Haschem leOlam" ("Möge die Herrlichkeit G'ttes für immer bestehen"). Die Menschen können aus Litauen oder Deutschland kommen; sie können aus Ungarn, aus den chassidischen Hochburgen Polens oder aus Russland stammen; es mag Streitereien und Zwistigkeiten gegeben haben und immer noch geben; aber ein Grundgedanke besteht, der alle vereint: Möge die Herrlichkeit G'ttes immer bestehen [Tehillim 104:31]. Ist dies als Grundgedanke vorhanden, dann verblassen alle Unterschiede.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Meir Schapira (1887 – 1933): Führer des polnischen Judentums, Rosch Jeschiwah, inspirierte das tägliche Studium eines Talmudblattes („Daf Hajomi“), Lublin, Polen.



Rav Frand, Copyright © 2007 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor, Project Genesis und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum und auf Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, sowie www.torah.org.

PopFeed: The email recipient specified is either empty or invalid. Please check the plugin options.

Drucken E-Mail