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Schewat/ Paraschat Beschalach

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Perspektiven zu Parschat Bamidbar 5771

Guter Egoismus

Aus DJZ 28. Ijar 5769 / 22. Mai 2009, bearbeitet von S. Weinmann.

Im Sefer Bamidbar werden die Zählungen, Ämtereinsetzungen, Lagerordnungen, Reisen und Ruheorte des Klall Jisrael ausführlich geschildert. Dieses Chumach (Buch) der Tora wird auch „Chomesch Hapekudim“ - das „Buch der Zählungen und Ämtereinsetzungen“ genannt.

Wenn man sich Parschat Bamidbar und weitere Parschiot in Sefer Bamidbar etwas näher anschaut, dann fällt einem sofort auf, wie ausserordentlich organisiert das Ganze zugegangen ist. Jede Person hatte ihre Aufgabe und wusste genau, wann und wo sie sein musste, was sie zu tragen und zu tun hatte, und wann sie auf welcher Weise losziehen musste.

Ganz Klall Jisrael war wie eine Pyramide aufgebaut. Jeder hatte einen „Aufseher“ über sich, und jeder Aufseher hatte wiederum jemanden über sich, der ihn oder seine Arbeit beaufsichtigte. Mosche und Aharon mussten über ganz Klall Jisrael wachen, dann hatte es die zwölf Stammesfürsten. Desweitern gab es die „Siebzig Ältesten“. Weiter unten gab es dann die Fürsten jedes „Bejt Aw“ (Familien der Stämme). Beim Stamm Levi war El’asar Hakohen über alle Lewijim als Überwacher eingesetzt, dass sich niemand in unerlaubter Weise dem Heiligtum näherte. Jeder wusste, dass er sich zum Tod verurteilte, wenn er eine Arbeit machte, für die er nicht beauftragt wurde oder wenn er die Arbeit eines anderen Leviten machte. Unter El’asar waren die Fürsten der drei Familien der Leviten.

Die Tora sagt uns, dass der Schewet (Stamm) Dan mit einer besonderen Aufgabe beauftragt war. Er war der „Me’assef lechol Hamachanot – die Nachhut aller Lager“. Er musste alle vergessenen und liegen gelassenen Gegenstände auflesen und den Nachzüglern helfen.

Aber auch bei ihm war es so, dass er stets genau wusste, wo er hingehörte und was er zu tun hatte. Es gab keine Fehlhandlungen. Alles lief ohne Verzögerungen und ohne Zwischenfälle, bis ins letzte Detail.

Kaum sah man, dass sich die Wolke über dem Mischkan emporhob und so für das Weiterziehen ein Zeichen gab, machte sich jeder an seine Arbeit und stand zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Das war alles nur einem einzigen Gedanken zu verdanken, das damals jeder einzelne Jehudi in seinem Bewusstsein mit sich trug: „Ejsehu Chacham, haMakir et Mekomo’!“ Wer ist weise, der seinen Ort kennt! Jeder wusste genau, wo er hingehörte, und was seine Aufgabe war, ohne sich in irgendwelcher Weise von der Arbeit eines andern ablenken zu lassen. Gedanken der Eifersucht existierten bei ihnen in keiner Weise. Niemand fragte sich, warum er nicht an der Stelle des anderen sein durfte, und keiner machte sich Gedanken darüber, warum er nicht an der Stelle seines Vorgesetzten sein durfte; jeder wusste, wo er hingehörte.

Wie konnten sie diese Eigenschaft erreichen? Diese Charaktereigenschaft sehen wir normalerweise nur bei Mal’achim (Engel), und dies waren die Jehudim doch nicht.

Rabbi Mosche Kordewero erklärt in seinem Sefer „Tomer Dewora“, wie ein Mensch, der von Natur aus mit Egoismus erschaffen wurde, diese hohe Stufe von Selbstlosigkeit erreichen kann. Er sagt, dass ein Mensch seinen Egoismus behalten kann und sogar behalten soll. Er muss jedoch daran arbeiten, den Begriff „Ich“ zu erweitern und auf andere Personen auszudehnen. Wenn sein Ehepartner auch Teil seiner eigenen Person ist, dann wird es ihm sicher nicht schwer fallen, sich selbst etwas zu geben. Wenn man auch seine Kinder und die weitere Familie in den „Ich-Kreis“ einbezieht, dann wird man ihnen mit und wegen seinem Egoismus nur das Beste geben und ihnen auch nur das Beste wünschen. Man wird sich mit ihnen über jede Stellung freuen, gleich wie man sich gefreut hätte, wenn man diese Stellung selber erreicht hätte.

Dies kann dann soweit ausgebreitet werden, bis man zur Stufe kommt, wo jeder Jehudi von Klall Jisrael in seinen Kreis gehört, und man dann auch jedem Jehudi gönnt, was er besitzt und welche Position er innehat.

Wenn man sich noch zusätzlich den Grundsatz unserer Weisen „Kol Jisrael Arewim se base – jeder bürgt für den andern“ vor Augen hält, dann wird es einem Menschen viel einfacher fallen, Gedanken von Anteilnahme zu haben. Denn in Wirklichkeit sind wir ja alle Kinder unseres grossen Vaters im Himmel. Wenn man sich dies fortwährend vor Augen hält, dann ist man nicht mehr weit von der Liebe zu jedem einzelnen Jehudi, entfernt. Denn der andere Jehudi ist ja nicht weniger der Sohn des gleichen Vaters.

Der Egoismus muss also nicht entfernt werden, sondern im Gegenteil, er muss umfassend ausgeweitet werden!

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