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Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Pinchas 5762

Das doppelte Waw: Manchmal verbindet es und manchmal trennt es

Parschat Pinchas beginnt mit dem Abschluss einer Episode, welche sich am Ende von Parschat Balak abspielte. Im Eifer G’tt zu dienen („kana’im pog’im bo“), tötete Pinchas den Simri, einen jüdischen Stammesfürsten, und Kosbi, eine Midjaniterin, als die beiden sündigten.

Zum Lohn für diese Tat erteilt die Torah Pinchas zu Beginn unseres jetzigen Wochenabschnittes den „Friedensbund“ („et Briti Schalom“). Der Buchstabe Waw (der sechste Buchstabe des Hebräischen Alphabets) im Wort Schalom (=Frieden) wird geteilt geschrieben („Waw ketiah“), als ob es sich um zwei Waw handelte, eines über dem anderen. Welche symbolhafte Bedeutung steht hinter diesem einzigartigen Waw?

Die Torah beendet die Beschreibung jedes Schöpfungstages mit der Bemerkung: „Und G’tt sah, dass es gut war.“ Chasal (unsere Weisen) bemerken dazu, dass die Torah diesen Hinweis für den zweiten Schöpfungstag, an dem G’tt die Wasser trennte (zwischen den Wassern über des „Rakiah“ (Himmelgewölbes) und den Wassern unterhalb des „Rakiah“ [Bereschit 1:6]), weglässt. Für die Gelehrten ist der Grund für dieses Weglassen, dass die Trennung der beiden Wassermassen die erste Teilung („Machloket“) in der Geschichte war. Vor diesem Akt gab es nur Einheit auf der Welt; jetzt gab es Trennung. Über Machloket („Auseinandersetzung“) können wir nie sagen: „Es war gut.“

Chasal führen dazu aus: Wenn schon die ursprüngliche Teilung, die immerhin den Aufbau der Welt ermöglichte, nicht mit „Ki tov“ („es war gut“) umschrieben werden kann, dann können gewöhnliche Auseinandersetzungen – sogar aus ehrenwerten Gründen – ganz bestimmt nicht als „tov“ bezeichnet werden.

Gegen diese Lehre von Chasal scheint jedoch gerade die folgende Passage in Berejschit zu sprechen: G’tt trennte Licht und Dunkelheit und anschliessend bemerkt der Passuk (Vers): „und G’tt sah, dass es gut war“ [Berejschit 1:18].

Rav Schlomo Breuer löst diesen Gegensatz mit einem schönen Gedankengang. Er zitiert den Vers: „... Wahrheit und Frieden sollst du lieben.“ [Secharja 8:19]. Wir müssen den Frieden lieben. Es gibt jedoch etwas, das wichtiger ist als Frieden und das ist die Wahrheit. So wichtig auch Frieden für uns ist: Frieden ist nur bis zu einem bestimmten Punkt wichtig. Und dieser Punkt ist der Emet (die Wahrheit). Man darf nicht Schalom (Frieden) machen, wenn dieser Schalom auf Kosten des Emet geht und einen Menschen dazu bringen, Werte und Prinzipien, von denen er weiss, dass sie Emet sind, zu ignorieren.

Die Mischna [Ukzin 3:12] lehrt: „G’tt fand auf seiner Welt kein geeigneteres Gefäss, um Segen für Israel aufzufangen, als den Frieden.“ Schalom ist ein Behälter; es ist das Gefäss, das alles auffängt. Manchmal sollte der Mensch jedoch innehalten und sich fragen: „Was bleibt mir eigentlich noch in der Hand?“ Wenn ich um des lieben Friedens willen überall nachgebe, was bleibt dann noch in diesem Gefäss, genannt Schalom? Nichts. Frieden gewiss, aber denk‘ auch an den Rest des Verses: Wahrheit und (dann) Frieden sollst du lieben.

Jetzt können wir den Unterschied zwischen der Trennung „zwischen dem Wasser über und dem Wasser unter des „Rakiah“ und der Teilung zwischen „Licht und Dunkelheit“ verstehen. Bei der Himmelswölbung schaffte dies keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Wassern oben und den Wassern unten. Diese Trennung war eine Trennung zwischen Gleichem. Diese Trennung war für das Wohl der Welt notwendig, aber irgendetwas Neues wurde nicht erschaffen, nur Gleiches getrennt. Deshalb sagt der Vers auch nicht „Ki tov“. Über die Trennung zwischen Licht und Dunkelheit – zwischen dem Symbol für das Gute und dem Symbol für das Schlechte; zwischen richtig und falsch – können wir hingegen wahrhaftig sagen: „Ki tov.“

Pinchas suchte bei der Geschichte mit Simri und Kosbi nicht den Kompromiss im Namen des Friedens. Pinchas war sich bewusst, dass man irgendwo eine Grenze ziehen und sagen muss: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Dies ist ein Beispiel für „Licht und Dunkelheit“.

Jetzt können wir auch verstehen, wieso das Waw von Schalom geteilt ist. Ja, Schalom ist wichtig, aber es gibt zwei Arten von Schalom. Das Waw kann manchmal als „Waw haChibur“ - ein verbindendes Waw (das Waw bedeutet hier „und“) – verwendet werden und manchmal zur Unterscheidung, als Trennbuchstabe; ein Waw von „Machloket“, Trennung.

Deshalb ist das Waw von Schalom geteilt. Wenn jemand dem Frieden nachjagt, soll er immer daran denken, dass es zwei Arten von Waw gibt. Manchmal ist das „Waw hachibur“ angebracht und er sollte sich sagen: „Ja, hier ist ein Kompromiss richtig.“ Manchmal ist jedoch auch das „Waw haChiluk“, der Trennbuchstabe am Platz. Manchmal muss man, wenn es um den lieben Frieden geht, trotzdem sagen: „Nein, Machloket ist besser als Frieden um jeden Preis.“

Der Chatam Sofer bemerkt, dass die Mischna [Awot 1:12] folgende Worte wählt: „Er liebt den Frieden und jagt („rodef“) dem Frieden nach.“ Das Wort „rodef“ beschreibt üblicherweise einen Verfolger (der Schaden anrichten will). Der Chatam Sofer meint, dass wir manchmal ein Verfolger im Namen des Friedens sein müssen. Pinchas war wirklich ein Rodef (Verfolger), als er Simri tötete – aber manchmal führt gerade dies zum echten Frieden.


Quellen und Persönlichkeiten:
Schlomo Breuer (1849 – 1926): Rabbiner der Israelitischen Religionsgesellschaft in Frankfurt a. M., Deutschland.
Chatam Sofer: Titel vieler Werke des Rabbi Mosche Sofer (1762-1839) von Pressburg, anerkannter Führer der ungarischen Juden.



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