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Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Ciner zu Parschat Ejkew 5764

Niemand bleibt unbewegt!

“Und wenn du isst und satt wirst, dann sollst du Haschem, deinen G’tt, für das schöne Land preisen, das er dir gegeben hat.“ [Devarim 8:10]

„… und ihr werdet essen und satt werden. Nehmt euch in Acht, dass sich euer Herz nicht betören lasse, ihr euch abwendet und anderen Göttern dient und ihr euch vor ihnen niederwerft. Der Zorn G’ttes würde über euch entbrennen … [Devarim 11:15-17]

Ein Mensch rebelliert nur wenn er satt ist. [Raschi]

In diesem Wochenabschnitt erscheint zweimal der Ausdruck „und du wirst essen und du wirst satt werden“. Beim ersten Mal geht es um das Gebot zu „benschen“ – den Segensspruch nach dem Essen. Beim zweiten Mal bekommen wir eine strenge Warnung vor Götzendienst. Sind einige Scheiben Brot so gefährlich, dass man wegen ihnen so ein Aufhebens machen muss? Die Antwort lautet wohl: „Ja!“ Überlegen wir doch: „Warum?“

Ich traf mich einige Jahre wöchentlich frühmorgens mit einem Geschäftsmann in seinem Büro in Manhattan. Es war jeweils der erste Termin des Tages. Ich kam immer mit einem Brötchen und einem dampfenden Kaffee aus der Bäckerei, welche gerade bei der Endstation meines Vorortsbusses lag. Auf dem Weg zum Büro sagte ich der Empfangsdame immer „Hallo!“ und „Auf Wiedersehen“, einmal pro Woche, Jahr für Jahr.

Eines Tages hatte ich während der Sitzung erst kurz vor dem Weggehen die Möglichkeit, das Brötchen zu essen und den Kaffee zu trinken. Ich stellte mich unauffällig in die Eingangshalle, ass das Brötchen und schlürfte rasch den nunmehr kalten Kaffee hinunter. Nachdem ich gegessen hatte, begann ich das Gebet, um meiner Pflicht zum Segnen nach dem Essen nachzukommen.

Während ich dabei war, den vorgeschriebenen Segen halblaut vor mich her zu sagen, begann mich die Sekretärin zu fragen: „Verkaufen sie nicht Diamanten an der 47. Strasse? Sind nicht Sie es, den ich immer im Diamantengeschäft an der 47. Strasse sehe?“ Für einige Sekunden war ich nicht in der Lage, ihr zu antworten. Nachher entschuldigte ich mich dafür. Ich hatte nicht beabsichtigt, ihr auszuweichen oder in irgendeiner Weise unhöflich zu sein. Ich erklärte ihr, dass ich gerade dabei gewesen sei, den Segen für die Speise, die ich soeben genossen hatte, zu sprechen. Sie blickte mich überrascht an und sagte in strengem Ton: „Ein Segen danach?! Wir sprechen den Segen über die Speise vor dem Essen!“ Ich nickte zustimmend und sagte ihr: „Vor dem Essen spreche ich auch einen Segen. Das tun wir ebenfalls. Wer denkt jedoch daran, auch für Speise, die man bereits zu sich genommen hat, Dank und Segen auszusprechen?“ Voll Überraschung klappte ihr Kinnladen hinunter und sie konnte nur noch sagen: „Das ist ein Wort! Das ist Weisheit!“

Die Segenssprüche, die wir vor dem Essen machen, sind rabbinischen Ursprungs. Sie geben unseren natürlichen Gefühlen des Dankes Ausdruck, wenn eine bekömmliche Scheibe von irgendetwas seinen Weg auf unseren Teller findet. Die ganze Geschichte ändert sich jedoch, wenn wir uns sattgegessen haben. Die Torah verlangt und befiehlt uns nicht, zu atmen oder zu gehen. Sie verpflichtet uns nicht zu irgendeiner anderen Tätigkeit oder Haltung, die für einen gesunden Menschen normal ist.

An das Vergangene zu denken und sich das bereits Genossene noch einmal vor Augen zu führen, zeugt von grosser geistiger Stärke. Ein Mensch erhebt sich auf eine unglaublich hohe geistige Stufe, wenn er eine Schuld aus Prinzip und nicht nur, weil er gerade muss, zurückzahlt. Dies gilt ganz besonders, wenn er diese Gewohnheit sein ganzes Leben beibehält.

Der Chatam Sofer, einer unserer grössten Gelehrten, vernahm einmal, dass ein Mitglied seiner Gemeinde eine Verleumdungskampagne gegen ihn führte. Er setzte sich und versank in tiefes Nachdenken. Seine Schüler fragten ihn, woran er in diesem schicksalshaften Moment denn denke. Man erzählt, dass er antwortete: „Ich versuche mich daran zu erinnern, welche Wohltat ich diesem Menschen getan habe, die ihn dazu trieb, mich so zu hassen!“

Ich denke, dass die Funktionsweise dieses psychologischen Gedankens glasklar ist. Niemand steht gern in der Schuld des Anderen. Er hat nur drei Möglichkeiten: 1. Stures Leugnen; 2. Zorn und Zurückweisung; 3. Demut und ewiger Dank. Niemand bleibt unbewegt!


Gut Schabbes!


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); "Vater aller Torahkommentare".
Chatam Sofer: Titel vieler Werke des Rabbi Mosche Sofer (1762-1839) von Pressburg, anerkannter Führer der ungarischen Juden.



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