Lech Lecha – die Schwierigkeit dieser Prüfung - (Rav Frand Lech Lecha 5772)

Lech Lecha – die Schwierigkeit dieser Prüfung

Der Midrasch Rabba auf Parschat Lech Lecha sagt im Namen von Raw Levi: Zweimal steht "Lech Lecha" (gehe dir) in der Tora geschrieben, und wir wissen nicht, welches G‘tt lieber hatte – das erste oder das zweite Mal. Das erste "Lech Lecha" ist natürlich der erste Passuk unserer Parscha [Bereschit 12:1]: „Gehe dir von deinem Land, von deiner Familie und von deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde". Das zweite "Lech Lecha" steht im Zusammenhang mit Akejdat Jizchak (der Bindung von Jizchak), wo Awraham gesagt wird "Gehe dir in das Land Morija und bringe ihn dort zum Ganzopfer auf einem Berge, den Ich dir sagen werde." [Bereschit 22:2] Raw Levi zieht den Schluss, dass Akejdat Jizchak die grössere Prüfung war, als das Verlassen der Heimat und dass das zweite "Lech Lecha" Haschem mehr wert war. Es ist eigentlich seltsam, dass Raw Levi sich überhaupt diese Frage stellte. Warum sollte jemand glauben, dass der Test, die Heimat zu verlassen (insbesondere da der Ewige Awraham eine grosse Belohnung versprach, sollte er dieser Aufforderung nachkommen) mit dem Test der Akejda vergleichbar ist? Eine Prüfung wie die der Akejda, würde allen Eltern äusserst schwer fallen - insbesondere einer solchen Person wie Awraham, der das Paradigma von Chessed (Güte) war und seit vielen Jahren den Monotheismus und die Tugenden eines barmherzigen G’ttes gepredigt hatte.

Das Sefer Netiwot Schalom (vom Slonimer Rebbe) zu Beginn der Parscha behebt dieses Problem. Sicherlich war die Akejda ein sehr schwieriger Nissajon (Test), aber es war eine einmalige Sache. Awraham wurde aufgefordert, den Berg hinaufzusteigen, um Jizchak als Opfer zu bringen und dann würde der Nissajon zu Ende sein. Allerdings ist der Nissajon von Lech Lecha in unserer Parscha ein Test eine Reise zu beginnen, die ihn für den Rest seines ganzen Lebens beeinflussen wird.
 
Deshalb stellt Raw Levi diese Frage, denn es ist nicht selbstverständlich, dass die Akejda die grössere Prüfung darstellte.
 
Jeder hat seine eigene persönliche Odyssee im Leben. Wir alle haben die Aufgabe, Vollständigkeit (Schlejmut) auf unsere Seelen zu bringen. Wir müssen die Berichtigung (Tikun) unserer Neschama (Seele) in unserer eigenen persönlichen Art und Weise erreichen. Dies ist die Aufforderung von Lech LECHA (geh deinen eigenen Weg). Dies ist eine lebenslange Aufgabe. Oft erfordert dies, aus der Schachtel zu kriechen, welche unsere Umgebung, unsere Gesellschaft und unsere Familie ausmacht. Wir beginnen das Leben in der Regel nicht mit einer sauberen Weste. Wir alle beginnen das Leben mit Gepäck - emotionalem Gepäck, finanziellem Gepäck, genetischem Gepäck und familiärem Gepäck. Manchmal ist das "Gepäck" sehr gut und hilfreich. Andermal kann dieses Gepäck ein echtes Hindernis sein. Die Art Mensch die wir sind, und die Middot (Charaktereigenschaften) die wir haben, sind in erster Linie nicht unsere Wahl.
 
Wenn eine Person die Aufgabe hat im Leben ein Ziel zu erreichen, so kann dies die Notwendigkeit beinhalten, sich von viel von dem Gepäck zu befreien, mit dem er kam (Land, Gesellschaft, Familie und Vaterhaus). Eine solche Herausforderung ist nicht eine einmalige Angelegenheit. Vielmehr begleitet sie uns Tag für Tag.
Eine solche ständige - lebenslange - Herausforderung kann in der Tat eine viel grössere Prüfung sein, als ein Test, der nur eine momentane Schwierigkeit darstellt.

 

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