In einer verdorbenen Gesellschaft kann man nicht weiterleben, als ob alles in Ordnung wäre - (Rav Frand Lech Lecha 5779 – Beitrag 2)

In einer verdorbenen Gesellschaft kann man nicht weiterleben, als ob alles in Ordnung wäre

Der rote Faden durch das ganze Buch Bereschit ist sicher "Ma'asse Awot Siman le'Banim" ("Die Taten der Väter sind ein Wegweiser für die Nachkommen"). Man kann dies wie eine Prophetie oder einen "Plan" für die Zukunft betrachten. Wenn jemand wissen will, was dem jüdischen Volk alles zustossen wird, kann er das Buch Bereschit aufschlagen und wird dadurch die Geschichte verstehen können.

Aber damit hat es noch eine zusätzliche Bewandtnis. Es bedeutet auch, dass unsere nationale Stärke, all das durchzustehen, was wir als Volk bereits erduldet haben, mit den Erfahrungen unserer Vorväter zusammenhängt. Awraham Awinu (unser Vater) stieg nach Ägypten hinunter und überlebte, Ja'akow Awinu zog ins Exil und konnte überleben; dies hinterliess eine tiefe Prägung in ihrer Seele. Als Volk sind wir ein Herz und eine Seele. Deshalb gab uns der Eindruck, den diese Ereignisse auf unsere gemeinsame Seele machten, die Stärke, all die Leiden durchzustehen, die wir als Volk erdulden mussten. Das ist die tiefere Bedeutung von "Ma'asse Awot Siman le'Banim".

In diesem Wochenabschnitt wird berichtet, wie Awram Awinu nach Ägypten hinunterstieg. Unsere Weisen sagen, das Ägypten ein Land war, das von Unsittlichkeit durchdrungen war. Dieses Land war moralisch bankrott. Awram Awinu schaffte es, dort zu überleben und deshalb besassen seine Nachkommen die geistige Stärke, später den Herausforderungen und Versuchungen des ägyptischen Exils zu widerstehen.

Von Awram Awinu lernen wir jedoch noch etwas anderes. Als Awram sah, dass er in ein Land kam, das in Unsittlichkeit versunken war, schritt er zur Tat. Es wurde ihm klar, dass er unter diesen Umständen nicht weitermachen konnte, als ob nichts geschehen könnte. Er sagte Sarai deshalb: "Bitte sage, du seiest meine Schwester [Bereschit 12:13]. Awram realisierte, dass man spezielle Massnahmen ergreifen muss, wenn man die Gefährdung in einem

Land, das in Sittenlosigkeit versunken ist, unter Kontrolle behalten will.

Bedauerlicherweise ist Amerika (gilt auch für Europa!) ein Land, das in sittlichem Morast versunken ist. In den Medien unseres Landes stehen Dinge, die man vor 30-40 Jahren nicht gedacht hätte zu äussern, geschweige denn, sie buchstäblich im ganzen Land zu verbreiten. In einer solchen Gesellschaft leben wir heute. Heutzutage kann man keine Zeitung mehr aufmachen, ohne verletzt zu werden!

Vor kurzem gab es in der Zeitschrift "Business Week" einen Artikel, der beschrieb, wie tief das Niveau der Werbung gesunken ist. Heute drucken die Massenmedien Anzeigen für Produkte, die man noch vor zwanzig Jahren niemals öffentlich angeboten hätte. Heutzutage kann man nicht einmal mehr an der Kasse eines Supermarktes anstehen, ohne damit konfrontiert zu werden. Ein Mann in Glen Burnie (Kleinstadt in Amerika) sandte eine Bittschrift an den lokalen Supermarkt. Er bat darum, Kassen einzurichten, an denen keine Boulevardzeitungen und Schundliteratur verkauft würden, genauso wie es Kassen ohne Angebote von Alkohol und Süssigkeiten gäbe.

Der Gedanke fällt uns schwer. Dieses Land ist wunderbar und war wunderbar zu uns Juden, aber dieses Land hat seinen Moralanspruch verloren. Die Freiheiten, die sich die Gesellschaft ausnimmt – z. B. die leichtfertigen Redensarten über die Damenwelt - sind keine Massstäbe für eine Person, die sich anständig verhalten möchte.

Das "Ma'asse Awot Siman le'Banim" aus dieser Parascha der Torah bedeutet, dass das Leben nicht einfach unbedacht weitergehen darf, wenn man sich in einer so unsittlichen Gesellschaft befindet. Jeder muss sich darüber Gedanken machen und entscheiden, wie er sich dagegen schützen kann. Es muss dringend gehandelt werden. Wir leben leider in einer Gesellschaft, die allem Geistigen feindlich eingestellt ist. Wir können nicht einfach in den Tag leben, als ob alles in Ordnung wäre.

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Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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