Raw Frand zu Parschat Toldot 5773

Kleider allein machen noch keinen Mann

Die Parscha dieser Woche enthält die Geschichte von Ja’akow und Ejsaw; die zwei Brüder die verschiedene Wege gingen. Ja’akow war der Fromme und Ejsaw war der Verdorbene.

Chasal (unsere Weisen) lehren uns, dass obwohl Ejsaw verdorben war, so gab es doch eine einzige Sache, in der er vorbildlich handelte. Seine Ausführung der Mizwa von Kibbud Aw (Ehre des Vaters) war mustergültig. Er war ein „Chassid“ im Ausführen dieser Mizwa.

Der Midrasch Raba zu Parschat Toldot (65,12) erwähnt dass der Tanna, Rabbi Schim’on ben Gamliel, sich beklagte: „Ich habe ein ganzes Leben lang meinen Vater geehrt (bedient), jedoch ist dies nicht einmal ein Hundertstel der Ehre (Bedienung), die Ejsaw seinem Vater Jizchak zuteil werden liess.“

“Als ich meinen Vater bediente, so bediente ich ihn in meinen schmutzigen Kleidern, jedoch als ich hinausging so zog ich saubere (d.h. bessere) Kleidung an. Aber Ejsaw als er seinen Vater bediente, bediente er ihn nur mit königliche Kleider, denn er sprach: „Es ist nicht würdig, dass ich meinen Vater mit irgendetwas anderem als mit königliche Kleider bedienen soll…!“

Rabbi Schimon ben Gamliel bedauerte, dass es ihm nicht möglich war seinen Vater auf diese Art und Weise zu bedienen.

Der Sukkat David fragt eine simple Frage: Die Worte Rabbi Schim’ons sind eigentlich unverständlich. Er hätte doch einfach seine bessere Kleidung anziehen sollen, wenn er seinen Vater bediente!

Die Antwort ist, dass Rabbi Schimon ben Gamliel nicht bedauerte, dass es ihm nicht möglich war die bessere Kleidung zu tragen. Das Problem lag ganz irgendwo anders, nämlich in der unterschiedlichen Einstellung zwischen ihm und Ejsaw. Sicherlich hätte er bessere Kleidung anziehen können, aber dies wäre eine leere Tat gewesen.

Ejsaw trug die königliche Kleidung für seinen Vater, weil er spürte, dass er einen König bediente wenn er seinem Vater etwas servierte. Rabbi Schimon ben Gamliel beklagte sich nicht über die Tatsache, dass er nicht die Kleidung hatte – er klagte über die Tatsache, dass er nicht die Empfindlichkeit und Gefühle hatte, die Ejsaw beim Bedienen seines Vaters Jizchaks verspürte.

Mit diesem Gedanken können wir eine andere Talmudstelle in Joma [47a] erklären. Der Talmud erwähnt dass Kimchit sieben Söhne hatte, die alle als Kohanim Gedolim (Hohepriester) wirkten. Die Weisen fragten sie, was sie getan hätte, dass sie so etwas Überragendes verdient hat? Ihre Antwort war: „Mein ganzes Leben lang, haben sogar die Dachbalken meines Hauses nie meine Haare gesehen!“ Sie war so sittsam, dass sie sogar in ihrem eigenen Heim, nie ihre Kopfbedeckung herunternahm.

Der Talmud kommentiert hierzu, “viele Frauen versuchten Kimchit nachzuahmen, aber hatten keinen Erfolg.” Warum? Die Antwort ist dieselbe.

Es war nicht die Bedeckung ihrer Haare per se, das die Kohanim Gedolim hervorbrachte. Zeniut ist eine Reaktion eines inneren Gefühls, „Ich bin in der Präsenz G’ttes.“ Wenn eine [verheiratete] Frau fühlen würde, dass sie immer in der Gegenwart vom Herrn dieser Welt ist, dann würde sie selbstverständlich nie ihr Haupt unbedeckt lassen. Aber die Tat allein die Haare auch im eigenem Heim bedeckt zu lassen, wenn es nicht ein Gefühl von „Schiwiti Haschem lenegdi tamid -ich habe Haschem allezeit vor Augen …“ [Tehillim 16:8] ist, ist eine leere Tat, die nicht Kohanim Gedolim hervorrufen wird.

Dies ist ein Konzept über das wir nachdenken müssen. Manchmal gibt es Sachen die wir tun, weil sie uns ein gutes Gefühl geben, dass wir das Richtige getan haben. Jedoch müssen wir uns fragen – machen wir nur die Tat, oder spüren wir auch was hinter diesem Akt liegt? Es ist nicht genug nur Kleider zu tragen oder Dinge zu tun die uns mehr religiös aussehen lassen oder ein gutes Gefühl geben. Wir benötigen auch die Gefühle hinter diesen Taten, damit sie die Inspiration zur echten Awodat Haschem werden.


Glossar:

 

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