Raw Frand zu Parschat Wa'era 5771

Pharao unterschätzte Mosches Mitgefühl für seine Brüder

Die Parschijot zu Beginn des Buches Schemot erzählen über die schreckliche Versklavung des jüdischen Volkes in Ägypten. Die Versklavung war derart intensiv, dass selbst dann, als Mosche zum Klal Jisrael kam, um ihre bevorstehende Erlösung zu verkünden, der Passuk uns berichtet, dass "sie nicht auf ihn hörten, vor lauter Niedergeschlagenheit und harter Arbeit." [Schemot 6:9]

Rabbi Jonatan Eibeschütz (Tiferet Jonatan) fragt, warum Pharao den gesamten Stamm Lewi von der Knechtschaft befreite. Es scheint untypisch für den rücksichtslosen Herrscher eine solche Ausnahmegenehmigung zu geben. Rabbi Eibeschütz antwortet, dass Pharao von seinen Astrologen vernahm, dass der schliessliche Erlöser Israels aus diesem Stamm kommen würde. Pharao argumentierte, dass eine Person, die nicht Teil der Schmerzen und Leiden der Menschen war, niemals in der Lage sein würde, sie zu erlösen. Er wäre einfach politisch nicht in der Lage, die Menschen hinter sich zu versammeln. Die Massen würden nicht an seine Fähigkeit glauben, sie zu führen, aufgrund der Tatsache, dass er nicht zusammen mit ihnen litt.

So erklärt Rabbi Jonatan Eibeschütz den obigen Passuk. Die Menschen waren nicht in der Lage Mosche zuzuhören aufgrund der Tatsache, dass sie die Bedrückung und die harte Arbeit erlebt hatten - und er nicht. Mosche lebte praktisch in der Freiheit. Sie waren nicht bereit, ihm zuzuhören oder ihn als ihren Erlöser anzuerkennen!

Pharaos Logik schien sehr vernünftig. Was machte er falsch? Sein Fehler war, dass er unterschätzte, was die Tora als den prominentesten Charakterzug von Mosche Rabbejnu herausstreicht. Wenn wir zur Parschat Schemot zurück schauen, bemerken wir, dass uns sehr wenig über die Zeit von Mosche Rabbejnu berichtet wird, bevor er zum Führer wurde. Uns wird gesagt, "Wajigdal Mosche" (Mosche wurde gross), was gemäss Raschi bedeutet, dass er in Pharaos Palast eine prominente Stellung einnahm – er wurde ein Prinz. Er hätte im Luxus des Palastes bleiben können und ein paar Kapitel Tehillim (Psalm) für seine Brüder sagen können. Doch Mosche Rabbejnu ging hinaus. Er ging hinaus, um zu sehen, was mit seinen Brüdern geschah und er sah ihr Leid. Er riskierte sein Leben durch die Tötung des Ägypters, und nahm dadurch am Elend und Drama seiner Brüder in der Versklavung teil. Er identifizierte sich nicht nur mit den grossen Leiden seiner Brüder, sondern mit denjenigen jedes einzelnen, wie wir aus seiner Rettung bei jenem unglücklichen Juden sehen, der vom Ägypter geschlagen und von Mosche gerettet wurde. Selbst als zwei Juden miteinander kämpften, kam er dem Opfer zur Hilfe, und zeigte wiederum seine Eigenschaft des Mitgefühls und seine Bereitschaft, die Last seiner Mitmenschen mitzutragen (noseh beOl Chawejro). In Midjan rettete er dann Jitros Töchter, weil sein Wesen keine Unterdrückung ertragen konnte. Und schliesslich wird uns gesagt, dass er die Herden tränkte.

In all diesen Beschreibungen, betont die Tora immer wieder, dass Mosche den Charakterzug zeigte, den Pharao ihm nie zugetraut hätte: Anteilnahme am Leiden anderer. Von der Logik her hatte Pharao recht, doch er unterschätzte Mosches Charakterstärke; trotz der Tatsache, dass er nicht Teil der Versklavung war, fühlte er den Schmerz so intensiv wie jeder, der ihn physisch erlebte.



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