Rav Frand zu Paraschat Jitro 5779  (Beitrag 2)

Die erste und die zweite Gruppe der Zehn Gebote zeigen in verschiedenen Richtungen

 

Paraschat Jitro beinhaltet die Asseret Hadibrot (die Zehn Gebote). Gemäss der Überlieferung sind die Zehn Gebote in zwei Kategorien unterteilt. Die ersten fünf Gebote sind „Mizwot bejn Adam LaMakom“ (Gebote zwischen Mensch und G‘tt),  die zweiten fünf Gebote sind die „Mizwot bejn Adam LaChawero“ (Gebote zwischen einem Menschen und seinem Nächsten).

Rabbi Samson Raphael Hirsch erläutert dies auf wunderschöne Weise:  Die Mizwot zwischen Mensch und G‘tt beginnen mit intellektuellen Konzepten, mehr Theorie als Praxis. Aber, obschon diese mit "kopflastigen" Geboten  wie "Ich  bin  der  Herr, Dein G‘tt", oder "Du sollst neben Mir keine anderen Götter haben" beginnen, gehen diese Gebote in solche über, die praktische Taten verlangen: - "Gedenke des Schabbat-Tages, um ihn heilig zu halten" und "Ehre Deine Eltern". Falls Mizwot zwischen Mensch und G‘tt sich nicht in handfesten Taten äussern, haben wir ihren ganzen Sinn und Zweck nicht verstanden. Sie müssen zwar ihren Anfang im Kopf nehmen. Schlussendlich müssen sie jedoch in konkrete Taten umgesetzt werden.

Die Mizwot zwischen Mensch und Mensch werden andererseits in der umgekehrten Reihenfolge aufgeführt. Die ersten Gebote dieser Kategorie verlangen vom Menschen gute Taten - "Du sollst nicht töten, etc.". Diese Mizwot, jedoch, dürfen nicht nur ein "Vermeiden vor schlechten Taten" bleiben. Die Mizwot müssen uns letztendlich wieder in die geistige Welt hinüberführen. Wir dürfen uns nicht damit zufriedengeben, dem anderen kein Leid zuzufügen. Wir müssen eine Stufe erreichen, in der wir auch die richtigen Gefühle und Gedanken für unser Gegenüber hegen. Diese Mizwot müssen uns so weit bringen, dass wir uns dem Nächsten so nahe fühlen, dass wir nicht nach seinem Besitztum gelüsten oder ihn beneiden. Für zwischenmenschliche Mizwot genügt es nicht, einfach gewisse Taten zu unterlassen.

Die Mizwot von Mensch zu Mensch müssen sich aus der Welt der Tat in die Welt der Gedanken und der Gefühle hinüberführen. Die Mizwot von Mensch zu G‘tt hingegen müssen aus der Welt der Gedanken in den Bereich der Taten einfliessen.

Quellen und Persönlichkeiten:

Rabbi Samson Raphael Hirsch - (1808-1888) Frankfurt am Main, Führer der modernen Deutsch-Jüdischen Orthodoxie.

 

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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