Mosche wird in Tezawe nicht erwähnt: Ein stilles Denkmal - Raw Frand Tezawe 5780 – Beitrag 1

Mosche wird in Tezawe nicht erwähnt: Ein stilles Denkmal

Zur dieswöchigen Parascha gibt es eine berühmte Erklärung des Ba’al HaTurim. Der Ba’al HaTurim stellt fest, dass dies die einzige Parascha seit Mosches Geburt ist, die seinen Namen nicht erwähnt. (Auch nachher wird er in jeder Parascha erwähnt, ausser in Sefer Dewarim, da dort Mosche der Sprechende des ganzen Buches ist)

Er bringt dies in Verbindung mit Mosches Antrag „Lösche mich aus Deinem Buch, das Du geschrieben hast“, als er sich nach der Sünde beim Goldenen Kalb für das jüdische Volk einsetzte.

Wenn ein weiser Mann einen Fluch ausspricht – auch einen bedingten Fluch – so wird dieser Fluch erfüllt. Es war die Erfüllung von Mosches eigener Verwünschung. Interessanterweise wird dieser Wochenabschnitt jedes Jahr in der Woche gelesen, in die die Jahrzeit (jährlich wiederkehrendes Todesdatum) von Mosche Rabbejnu fällt.

Das ist ein merkwürdiger Ba’al HaTurim. Mosches Fürsprache für das jüdische Volk war eine edle Tat. Als Folge seiner Anstrengung wurde das jüdische Volk gerettet. Der Sukkat David zitiert aus dem Sohar, dass Noach die Sintflut hätte verhindern können, wenn er mit so kraftvollen Gebeten für seine Generation zu G’tt gefleht hätte. Es scheint ungerecht zu sein, dass Mosche für seinen heldenhaften Einsatz bestraft werden sollte.

Der Sukkat David erklärt in der Folge, dass das Weglassen von Mosches Namen in Paraschat Tezawe keine Strafe darstellt. Es stellt jedoch den Preis dar, den er bereit war zu zahlen. Er rechnete damit, dass seine Bitte „Lösche mich aus Deinem Buch aus“ in die Tat umgesetzt würde. Er meinte jedoch: „Es ist mir gleich. Ich sorge mich mehr um das jüdische Volk als um meine Ehre.“

Parschat Tezawe stellt keine Bestrafung dar. Es ist der Preis für die Aufopferung von Mosche Rabbejnu, der bereitwillig seinen Namen aus der Torah gelöscht haben wollte, wenn nur das jüdische Volk gerettet würde.

Es gibt in der ganzen Torah zwei Stellen, wo die Torah Mosche verherrlicht. Eine Stelle ist Ende Paraschat Beha’alotecha, nachdem Mirjam und Aharon offenbar schlecht über Mosche gesprochen hatten und G’tt sie zurechtwies.

Die andere Stelle befindet sich am Ende der Torah, am Ende von Paraschat weSot HaBeracha, wo die Torah seinen Nachruf wiedergibt. Es scheint, dass dies die einzigen zwei Stellen sind, an denen die Torah Mosches Grösse bezeugt.

Der Ba’al HaTurim verrät uns, dass Mosches Charaktereigenschaften und Tugenden in einer dritten Parascha sehr umfassend gerühmt werden. Paraschat Tezawe zeigt uns, wie sehr Mosche Rabbejnu das jüdische Volk liebte. Er liebte es so sehr, dass er bereit war, auf die Erwähnung seines Namens in der Torah zu verzichten, um es zu retten. Paraschat Tezawe vermittelt ein „stilles Zeugnis“ von der Grösse Mosches. Sie zeigt die bedingungslose Selbstaufopferung, die der Führer für sein Volk an den Tag legte. Deshalb ist es keine Ironie, sondern sehr angebracht, in der Woche seiner Jahrzeit, des Opfers von Mosche zu gedenken.

 

Quellen und Persönlichkeiten:

Sohar: Jüdische Mystiklehre (Kabbala), gelehrt von Rabbi Schim’on bar Jochai (ca. 67-160).


Baal HaTurim (1268 – 1340): Torah-Erklärung von Rabbi Ja‘akov ben Ascher, der auch den Tur schrieb, eine frühe, jüdische Gesetzessammlung. Erste Ausgabe 1514 in Konstantinopel.


Rabbi David Kviat: Zeitgenössischer Rabbiner, Verfasser des Werks „Sukkat David“, Lehrer an der Jeschivat Mir, New York, USA.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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