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Raw Frand zu Parschat Tezawe 5769

Man kann sich dazu erziehen, beim Anblick von etwas blauem an den himmlischen Thron zu denken.

Der Talmud schreibt [Sewachim 88b], dass jedes priesterliche Gewand für ein spezifisches Vergehen sühnte. Der Mantel (Me'il) sühnte für die Awera (Sünde) von Laschon Harah (üble Nachrede). Der Maharal erklärt diese Verbindung zwischen Laschon Harah und den priesterlichen Kleidern im Generellen und zwischen Laschon Harah und dem Me'il im Besonderen.

Der Maharal sagt zwei Dinge. Erstens zeichneten die priesterlichen Gewänder das Priestertum aus. Ferner betonten sie das Konzept der Aufgabenteilung im jüdischen Volk. Im Judentum ist jedem seine ihm bestimmte Aufgabe zugewiesen. In unserer egalitären Gemeinschaft mag dies eine politisch inkorrekte Aussage sein. Amerikanische Ideologie ist, dass jeder gleichberechtigt ist, jeder gleich – gleiche Rechte, gleiche Rollen, gleiche Möglichkeiten. Jeder kann Präsident der Vereinigten Staaten werden.

Klal Jisrael funktioniert nicht auf diese Weise. Nicht jeder kann Kohen Gadol werden. Man kann nicht einmal Torwächter im Bet haMikdasch werden, wenn man kein Lewi ist. Klal Jisrael ist eine rollenorientierte Religion. Dies bezieht sich sowohl auf Männer wie auch auf Frauen. Die jüdische Religion sieht bestimmte Aufgaben für Männer und bestimmte Aufgaben für Frauen vor. Auch dies ist ein Konzept, das in der westlichen Welt je länger desto weniger akzeptiert wird.

Ein Teil von Laschon Harah, so der Maharal, stammt von der Tatsache, dass Menschen nicht akzeptieren wollen, dass es verschiedene Aufgaben für verschiedene Menschen gibt. Viel Laschon Harah kommt daher, dass wir die Rollen anderer Leute nicht tolerieren. Wir können uns nicht damit abfinden, dass unsere Nachbarn sehr wohl richtig fühlen und handeln, auch wenn sie nicht so denken und handeln, wie wir es tun.

Ein Mensch hat vielleicht eine natürliche Neigung, ein Ba'al Chessed (ein sehr netter und mitfühlender Mensch) zu sein. Er ist ein Mensch mit einem guten Herzen. Er wird möglicherweise jemanden treffen und diesen um einen Gefallen bitten. Wenn jedoch diese zweite Person seine Bitte abschlägt, so wird der erste vielleicht negativ über ihn denken. "Welch gemeine Person. Wären die Rollen vertauscht, so hätte ich ihm sicherlich diesen Gefallen getan!" Vielleicht wird er durch die Weigerung so aufgeregt sein, dass er seine Verärgerung anderen mitteilt und damit über die Person, die ihm nein gesagt hat, Laschon Harah spricht.

Es stimmt, dass wir alle nett sein sollen, doch wenn es dazu kommt, Chessed zu tun, haben nun einmal verschiedene Menschen unterschiedliche Emotionen und einen unterschiedlichen Standard. Manchen liegt es, Chessed zu tun, andere haben damit grosse Schwierigkeiten.

Ein Mensch muss realisieren, dass es auf dieser Welt alle Gattungen von Menschen gibt, und dass nicht jeder so wie er selbst sein muss, um ihn nicht zu kritisieren.

Einige Menschen können den ganzen Tag sitzen und lernen. Andere halten es nicht länger als zwanzig Minuten an einem Platz aus, dann müssen sie aufstehen und eine Pause machen. Nicht alle können sitzen und drei oder vier Stunden nacheinander lernen. Wer diese Fähigkeit besitzt, ist lobenswert, doch wer sie nicht hat, sollte nicht kritisiert werden.

Priesterliche Gewänder erinnern uns daran, dass der Klal Jisrael eine rollenorientierte Religion hat. Wir müssen akzeptieren, dass es zwischen uns Menschen mit verschiedenen Aufgaben und verschiedene Persönlichkeiten hat.

Der Mantel war das Kleidungsstück, das für Laschon Harah sühnte. Der Maharal erklärt, dass der Me'il das auffallendste aller Kleider war. Es wurde aus blauem Techejlet angefertigt. Beim Anblick des Me'il sollte unwillkürlich die Assoziation erfolgen, die alles Techejlet stets auslösen soll [Menachot 43b]: Das blaue Techejlet erinnert an das Meer. Das Meer erinnert an den Himmel. Der Himmel erinnert an den Himmlischen Thron (Kiseh haKawod). Wenn man also Techejlet sieht, so sollte man an Haschem denken und Mizwot tun.

Dies, so der Maharal, ist die Verbindung des Me'il mit Laschon Harah. Laschon Harah hat viel damit zu tun, was wir auf den ersten Blick zu verstehen meinen. Der Me'il demonstriert die Geschwindigkeit des Gedankens. Ein Gedanke kann schneller als ein Computer sein. Laschon Harah hat damit zu tun, wie ein Mensch denkt und wo seine Gedanken sind.

Wir können jemanden sehen und automatisch seine Vorzüge erkennen. Andererseits können wir jemanden sehen und automatisch seine Nachteile erkennen. Laschon Harah ist vielleicht weniger eine Sünde des “schlecht Sprechens” als des “schlecht Sehens“ in einem anderen.

Gleich wie ein Mensch trainiert werden kann, an den Himmlischen Thron zu denken, wenn er blau sieht, so kann ein Mensch auch trainiert werden beim Ansehen der Anderen an alle seine guten Eigenschaften zu denken. Oder er kann, wie überall sonst im Leben, nur das Schlechte sehen.

Jeder hat gute und schlechte Eigenschaften. Die Frage ist nur, mit welcher Denkweise wir andere Menschen beurteilen – zum Guten oder zum Schlechten? Sehen wir den Becher und sagen, er ist halb voll oder halb leer? Laschon Harah sprechen Menschen, die sich gewöhnt sind, das Schlechte zu sehen.

Der Me'il lehrt uns, positive Verbindungen zu machen, wenn wir etwas sehen. Wenn wir einen Menschen sehen, dann sollten wir versuchen, in ihm sein Zelem Elokim (G’ttliches Ebenbild) zu sehen. Wir sollten versuchen, seine negative Seite zu übersehen.

Der Baal Schem Tow sagte auf den Pasuk "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" [Wajikra 19:18] Wenn man einen Freund anschaut, so soll man sich vorstellen, man sähe sich selbst im Spiegel. Normalerweise vergibt man sich seine eigenen Fehler schnell. Man "lässt die fünf gerade sein" und beschliesst, dass man trotz der eigenen Mängel ein guter Mensch sei. So, sagte der Baal Schem Tow, soll man auch einen anderen Menschen betrachten. "Ja, er hat seine Fehler. Doch eigentlich ist er ein guter Mensch."



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