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Raw Frand zu Parschat Chukat 5765

Ein Mensch mit Führungsqualität ist in der Lage, sich aus dem Rampenlicht zurückzuziehen

Unsere Parscha enthält das „Lied des Brunnens“ [Bamidbar 21:17-20]. Dieses Lied ist das Gegenstück zum „Lied am Meer“ in Parschat Beschalach.

Vor zwei Wochen lasen wir Parschat Schelach, in der es unter anderem auch um die Aussendung der Kundschafter ging. Diese Woche lesen wir Parschat Chukat. Das allgemeine Gefühl sagt, dass das Aussenden der Kundschafter „vor rund zwei Wochen“ erfolgte. In Wahrheit liegen zwischen den Ereignissen dieser beiden Parschiot 38 Jahre. Diese Tatsache vergessen wir oft. In Parschat Chukat wird von einer vollständig neuen jüdischen Generation gesprochen, weil die ganze Generation der Juden aus Parschat Schelach (im Alter von 20 – 60 Jahren) bereits verstorben war. Die letzten Parschiot der Torah, von Chukat an, berichten vom letzten Jahr der 40 Jahre Wüstenwanderung.

Zu Beginn der Wüstenwanderung ertönte ein Lied: „Damals sang Mosche mit den Kindern Israels dieses Lied …“ [Schemot 15:1] Dieses Lied gibt alle Wunder wieder, welche sie zu Beginn ihrer Wanderung erleben durften. Fast vierzig Jahre später endet der Zug durch die Wüste und ein weiteres Lied ertönt. Das Lied des Brunnens berichtet von den Wundern, welche die Kinder Israels am Ende ihrer 40-jährigen Reise erlebten. Die beiden Lieder zeigen eine grosse Ähnlichkeit. Beide beginnen mit den gleichen Worten. „As jaschir“ („damals sangen“). Es gibt jedoch einen auffälligen Unterschied: Das erste Lied sangen „Mosche und die Kinder Israels“. Das Lied des Brunnens wurde hingegen nur von „Israel“, nicht aber von Mosche gesungen.

Die Rischonim weisen auf diese Tatsache hin. Sie erklären, dass Mosche nicht im Lied des Brunnens erscheint, weil der Brunnen für ihn einen „wunden Punkt“ darstellte. Der Brunnen wird mit der Sünde von Mej Merivah in Verbindung gebracht, dem Fehltritt, wegen dem Mosche der Zutritt nach Erez Israel verwehrt blieb. Aus diesem Grund ist es für Mosche besser, nicht in Verbindung mit dem Brunnen genannt zu werden.

Der Schemen HaTov bringt einen anderen Grund, wieso Mosche’s Name in diesem Lied nicht erwähnt wird. Es ging nicht darum, Mosche in Schutz zu nehmen. Im Gegenteil: Mosche’s Name fehlt, um damit den grössten Beweis seiner erfolgreichen Führungstätigkeit zu erbringen.

Den grössten Erfolg, welchen ein Führer für sich in Anspruch nehmen kann, besteht darin, dass er seine Leute zurücklassen kann und sie jetzt imstande sind, auf eigenen Füssen zu stehen. Ein Führer hat seine Bestimmung nicht vollständig erfüllt, wenn eine Situation entsteht, in der seine Nation nicht weiss, wie sie ohne ihn handeln soll. Niemand lebt ewig. Es braucht gewisse Vorkehrungen für die Zeit nach dem Weggang des Führers. Der Führer muss die Kerze so entzünden, dass die Flamme aufsteigen und alleine weiterbrennen kann.

Zu Beginn der Wanderung waren die Juden gleich Kindern, welche ständig an der Hand gehalten werden mussten. Ohne die aktive Unterstützung von Mosche wären sie verloren gewesen. Während den 40 Jahren entwickelten sie sich und reiften. Sie brauchten Mosche nicht mehr, um sie in ihrem Loblied für Haschem anzuführen. Sie besassen genug geistige Reife, um dieses Lied alleine anzustimmen.

In gewissem Sinn ist dies nicht nur die Aufgabe eines Führers, sondern auch diejenige von Eltern. Wahre Erziehung ist das Schaffen einer Umgebung, in der Eltern ihren Kindern die Fähigkeit vermitteln, alleine zu wachsen. Wenn Eltern sehen, dass ihr Kind auf eigene Faust weitermachen kann, dass es die gewünschten guten Charakterzüge in sich aufgenommen hat, dann können die Eltern erkennen, dass ihre Bemühungen erfolgreich waren. Wenn Eltern Kinder auch im Erwachsenenalter immer noch mahnen, schützen und vorwärtstreiben müssen, so waren sie in gewissem Sinne nicht vollständig von Erfolg gekrönt.

Die Torah erwähnt, dass die Kinder Israels jetzt ohne Hilfe imstande waren, das Lied des Brunnens zu singen und weist somit auf Mosche’s Erfolg in diesem Bereich hin.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rischonim („die ersten“): Torahgelehrte zwischen dem 11. und dem 16. Jahrhundert.
Schemen Tov: Rabbi Dov Weinberger. Zeitgenössischer Autor; Rabbiner in Brooklyn, New York.



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