Raw Frand zu Parschat Schoftim 5771

Der Gewinn von „Sei ein Tamim“

Der Passuk lehrt uns, "Du sollst „Tamim“ (vollkommen) sein mit Haschem, deinem G’tt." [Dewarim 18:13]. Raschi erklärt: “Wandle mit Ihm in „Temimut“ (Vollkommenheit / Einfältigkeit / In Vertrautheit) und hoffe auf ihn, forsche nicht nach der Zukunft (akzeptiere, was Er für dich bereithält), alles, was auf dir zukommt nimm in Treue an, dann gehörst du ihm an und seinem Anteil“.

Gemäss dem Ramban, ist dieser Passuk ein Gebot der Tora. Dies ist eines der Stellen, wo Nachmanides nicht mit Maimonides über die Aufzählung der 613 Gebote übereinstimmt. Der Rambam zählt dies nicht als Mizwa; er hält, dass es lediglich ein guter Ratschlag ist. Der Ramban hingegen stimmt nicht mit ihm überein – er zählt es als eine Mizwa, vollkommen zu sein und nicht zu versuchen die Zukunft zu erforschen um Haschem zu „überlisten“.

Raw Schach schrieb einen Brief, in dem er den weit verbreiteten Brauch scharf kritisierte, zu versuchen die Zukunft durch Handlesen oder Schriftlesen herauszufinden. Der Grossteil der Menschen, die einen solchen Service anbieten, seien Scharlatane und Schwindler, die versuchen auf einfache Weise zu Geld zu kommen. Er verbot es, sich auf Amuletten und Ratschläge von Menschen zu verlassen, die offensichtlich das Wissen nicht besitzen, das sie angeblich mit den Menschen teilen. Trotz der Tatsache, dass einige dieser Menschen lange weisse Bärte haben und fromm zu sein scheinen, betonte Raw Schach, dass man solche Menschen weder um Rat fragen noch sich auf diesen Rat verlassen darf. Er zitierte dabei den Passuk in dieser Parscha "Du sollst tamim sein mit Haschem, deinem G’tt" und erwähnte den Kommentar des Ramban auf diesen Passuk. Raw Schach schloss seinen Brief: "Wir sollen uns nur auf Haschem verlassen, alles sonstige ist ‚Hewel‘ (nichtig).

Unsere Weisen lehren uns eine homiletische Geschichte über Schlomo HaMelech (König Salomon). Der Midrasch sagt, dass der weise König die Sprache der Vögel beherrschte (Sichat haZiparim). Ein Mensch kam zu Schlomo HaMelech und bat ihn, dass Schlomo HaMelech ihn diese Sprache lehren sollte. Zuerst weigerte sich der König, doch als der Mann nicht nachgab, willigte er ein und lehrte er ihn Sichat haZiparim. Der Mann ging dann im Feld spazieren und hörte wie zwei Vögel miteinander sprachen. Ein Vogel sagte zum andern "Siehst du diesen Mann; während den nächsten paar Wochen wird all sein Vieh sterben." Der Mann ging nach Hause und verkaufte all seine Tiere. Und wirklich, zwei Wochen später starben all die Tiere. Der Mann war einem grossen finanziellen Verlust entgangen!

Einige Zeit später ging der Mann wieder im Feld spazieren und hörte wie ein Vogel dem andern sagte, dass sein Haus und alles darin, in zwei Wochen niederbrennen würde. Wieder verkaufte er sein Haus und seinen ganzen Besitz. Und zwei Wochen später verbrannte sein Haus. Wieder war er einer Katastrophe entgangen!

Als er das nächste Mal aufs Feld ging, hörte er wie ein Vogel zum andern sagte, dass er innerhalb der nächsten Woche sterben würde. Er ging zurück zu Schlomo HaMelech und bat verzweifelt um Rat, was er tun solle. Schlomo HaMelech sagte; "Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht die Sprache der Vögel lehren will! Du hast eine grosse Sünde begangen und Haschem wollte dich dafür bestrafen. Die Strafe war, dass dein Vieh sterben würde. Du warst jedoch “gescheiter” als Er und hast – durch die Vögel – herausgefunden, wie diese Strafe zu umgehen. Die Strafe wäre zu deinem Guten gewesen – der finanzielle Verlust hätte dich aufgerüttelt, zur Teschuwa (Umkehr) gebracht und deine Sünde wäre gesühnt.

Dann wollte dich Haschem durch einer zweiten Strafe zur Teschuwa bringen, indem Er dein Haus verbrennen liess, doch wieder hast du die Tragödie vermieden und damit auch die Gelegenheit Teschuwa zu tun. Deine Sünde ist dir jedoch geblieben und die einzige Option ist nun, dass Haschem dich als Strafe sterben lässt.

Diese Geschichte lehrt uns zwei Dinge.

Das erste ist natürlich der Passuk in dieser Parscha: Sei Tamim mit Haschem, deinem G’tt. Forsche nicht nach der Zukunft und akzeptiere, was dir geschieht. Versuche nicht Haschem zu “überlisten”, indem du Seine versteckten Pläne für die Zukunft herausfinden willst.

Das zweite ist viel einfacher im Konzept als in der Ausübung. Es ist viel einfacher lebensfern zu lernen, als praktisch auch wirklich zu tun. Wir sollen nicht geprüft werden. Wenn uns jedoch ein Unglück geschieht, so müssen wir glauben und realisieren, dass dies das Beste ist, das uns geschehen konnte. Wenn solche Dinge geschehen, so sollten wir die Einstellung haben: Es könnte schlimmer sein. Haschem schickt mir eine Warnung. Dies ist eine Kapparah (Sühne) und schlussendlich ist alles, was Haschem tut, gut und recht.

Ob nun die Geschichte mit Schlomo HaMelech wirklich geschah oder nur ein Gleichnis ist, ist nicht wichtig. Die Geschichte lehrt uns, "du sollst vollkommen sein vor Haschem deinem G’tt" und wir müssen glauben, dass "alles, was Haschem tut, ist zum Guten."



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