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Raw Frand zu Parschat Ki Teze 5765

Missbrauche das Mitgefühl der Menschen nicht

Die Parscha dieser Woche enthält eine der faszinierendsten Mizvot der Torah: „Schilu’ach haKen“ [Devarim 22:6-7], das Wegschicken der Vogelmutter. Die Torah sagt, dass es nicht erlaubt ist, die Vogelmutter und ihre Jungen oder die Eier gleichzeitig an sich zu nehmen, wenn man ein volles Nest findet. Zuerst muss man die Mutter verscheuchen und erst dann darf man die Eier oder die Küken behändigen.

Diese Mizva umfasst ein positives Gebot und ein negatives Verbot. Einerseits ist es uns verboten, die Eier zu nehmen bevor man die Mutter verjagt hat. Andererseits wird uns geboten, die Vogelmutter zu verscheuchen und anschliessend die Eier zu nehmen.

Rav Josef Chajim Sonnenfeld erklärt, dass das Problem beim Ergreifen der Eier ohne das Verscheuchen des Muttervogels darin besteht, dass man sich das instinktive natürliche Mitgefühl, welches ein Muttervogel für ihre Brut empfindet, zu Nutze macht. Wir dürfen diesen Instinkt nicht dazu verwenden, um den Vogel zu fangen.

Üblicherweise kann man Vögel schwerlich einfangen. Sobald man sich einem Vogel ein wenig nähert, fliegt er davon. Wenn sich jemand jedoch einem Muttervogel nähert, dann fliegt er nicht weg. Der Muttervogel unterdrückt seinen natürlichen Instinkt und bleibt, weil er versucht, seine Brut zu beschützen.

In diesem Falle wäre es möglich, den Vogel zu fangen, obwohl dies unter normalen Umständen fast unmöglich ist; die Torah sagt uns jedoch, dass wir dies nicht tun dürfen. Die Torah will nicht, dass wir den mütterlichen Instinkt des Vogels, seine Jungen zu schützen, ausnützen. Dies wäre ein Missbrauch eines der grundlegendsten und fundamentalsten Instinkte, welches G’tt Seinen Geschöpfen schenkte und welches von der Torah hochgehalten wird: Mitgefühl.

Die Torah lässt nicht zu, aus dem mütterlichen Mitgefühl für ihre Kinder einen Vorteil herauszuschlagen und die Mutter zu fangen. Im Gegenteil: die Halachah (jüdisches Recht) legt Wert darauf, dass man die Mutter zuerst in die Freiheit wegschickt, bevor man sich anschickt, die Eier oder die Küken zu nehmen.

Welche Lehre können wir aus dieser Mizva ziehen? Rav Josef Chajim Sonnenfeld schreibt, dass es Menschen mit „weichen Herzen“ gibt. Wenn sich ein Fremder an sie heranmacht und ihnen eine Geschichte von Not und Elend vorjammert, dann können sie nicht „Nein“ sagen. Die Torah warnt uns davor, solche Menschen auszunutzen. Wir werden aufgefordert, die Instinkte und Gefühle eines anderen Menschen nicht zu missbrauchen oder auszunutzen.

Das heisst nicht, dass ein Spendensammler nur bei „den härtesten Typen in Schul“ anklopfen darf. Niemand hat behauptet, dass nette Leute keine Zedaka (wohltätige Spende) geben sollen. Wir müssen jedoch aufpassen, solche Menschen oder eine solche Situation nicht zu unserm Vorteil zu benützen.

Wir dürfen wundervolle Instinkte, ob sie jetzt in einem Muttervogel oder in einem Menschen schlummern, nicht zu unserem Vorteil ausnutzen. Das ist die Lehre, die wir aus der Mizva von Schilu’ach ha’Ken ziehen müssen.


Quellen und Persönlichkeiten:

Rav Josef Chajim Sonnenfeld (1848 - 1932): Rav von Jeruschalajim.



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