Schewat/ Paraschat Beschalach

Lea wird gelobt, weil sie erkannte: „Ich habe mehr erhalten, als ich verdiene“.

Nach der Geburt von Jehuda, ihrem vierten Sohn, sagte Lea: „Dieses Mal will ich Haschem danken“ [Berejschit 29:35]. Raschi zitiert folgende rabbinische Erklärung: Dieser Ausdruck der Dankbarkeit kam davon, dass sie mehr Stämmen das Leben geschenkt hatte, als ihrem Anteil entsprach. Sie sprach: „Jetzt, da ich mehr als meinen Anteil bekommen habe, ist es an der Zeit, meiner Dankbarkeit zu G`tt Ausdruck zu verleihen.“

Was bedeutet die Feststellung, dass Lea mehr als ihren Anteil erhalten hatte? Unsere Weisen         erklären, dass Lea eine einfache mathematische Rechnung gemacht hatte. Sie teilte die zwölf zukünftigen Stämme Israel`s durch die vier Frauen Ja‘akow`s und erhielt als Resultat drei Stämme für jede Frau. Deshalb sprach sie G`tt speziellen Dank aus, als sie ihren vierten Sohn geboren hatte. Unsere Weisen loben Lea für ihre Erkenntnis, dass sie dem Allmächtigen zu grossem Dank             verpflichtet war.

Obwohl Lea für ihre Dankbarkeit sicher sehr lobenswert war, scheint diese Lehre unserer Weisen keinen Sinn zu machen. Wer verdient mehr Lob, die Person, welche ihren Anteil erhalten hat und sich G`tt gegenüber zu Dank verpflichtet fühlt, oder die Person, welche mehr erhalten hat, als ihr zusteht und sich G`tt zu Dank verpflichtet fühlt? Offensichtlich verdient die erste Person mehr         Anerkennung.

Rav David Kviat (Mirer Jeschiwa, New York) gibt eine äusserst interessante Erklärung dazu: Der lobenswerte Aspekt in Lea`s Benehmen war, dass sie fand, sie hätte mehr bekommen als nur „ihren gerechten Anteil.“

Es liegt in der Natur des Menschen, alles was er im Leben erhält als selbstverständlich zu betrachten. „Das steht mir zu.“ Sogar wenn mein Freund $ 30 000 im Jahr verdient, während ich eine halbe Million pro Jahr erhalte, ist es nicht so leicht zu erkennen, dass ich von HKB“H begünstigt werde. Es ist einfacher zu glauben, dass „ich gescheiter, geschickter bin als er, und dass ich dies durch eigene Hände Arbeit verdient habe – es steht mir zu!“

Das Aussergewöhnliche an Lea`s Haltung ist ihre Fähigkeit, einen Schritt zurückzutreten und die Situation objektiv zu betrachten. Auf diese Weise kam sie zum Schluss, dass sie mehr erhalten hatte, als sie verdiente.

Das ist nicht das alltäglich. Die gewöhnliche Einstellung zum Leben ist „Ich bekomme weniger als mir zusteht“, oder „ ich erhalte meinen gerechten Anteil“.

Eine Person, welche feststellt, dass sie mehr bekommt, als sie es verdient, ist tatsächlich                       aussergewöhnlich und lobenswert.

Quellen und Persönlichkeiten:


Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller Torakommentare“.

Rabbi David Kviat (1920 – 2009). Białystok (Polen), Brooklyn. Rosch Jeschiwa der Mirer Jeschiwa und Rabbiner der Agudas Yisroel - Synagoge in Brooklyn. Verfasser von "Sukat David" zum Talmud und Chumasch.

 

Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter                               des Jüfo-Zentrums in Zürich

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