Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Matot 5765

Geld und Kinder

„Und sie sprachen: Wir wollen hier Schafhürden für unsere Herden und Städte für unsere Kinder bauen.“ [Bamidbar 32:16]

Das jüdische Volk war in den Steppen Moabs angekommen, dem Sprungbrett für den bevorstehenden Einmarsch und die Eroberung Kana’ans. Die Stämme Gad und Reuven, die grosse Viehherden besassen, zogen jedoch die saftigen Weiden Transjordaniens einem Anteil am eigentlichen Erez Israel vor. Sie baten Mosche, ihnen zu erlauben, den ihnen zustehenden Teil in Transjordanien zu übernehmen.

Mosche tadelte sie, dass sie die Eroberung Kana’ans den anderen überliessen, während sie sich auf ihren Gütern niederliessen. Darüber hinaus würde ihre Zurückhaltung, den Jordan zu überqueren, die anderen ebenso entmutigen, wie der Bericht der Meraglim (Kundschafter) das Volk vor 38 Jahren entmutigt hatte.

„Das wollen wir tun“, sprachen sie zu Mosche. „Wir wollen hier Schafhürden für unsere Herden und Städte für unsere Kinder bauen. Dann stellen wir uns hurtig an die Spitze des Heeres und kämpfen bis das Land erobert und verteilt ist. Erst dann werden wir in unsere Heimstätten zurückkehren.“

„In Ordnung“, sagte Mosche [32:24], „baut Städte für eure Kinder und Hürden für eure Schafe. Und passt auf, dass ihr euer Wort haltet.“

Man beachte, dass Mosche die Ordnung der Prioritäten änderte. Sie wollten „Schafhürden für unsere Herden und Städte für unsere Kinder bauen.“ Wir wollen zuerst für unsere Herden schauen. Es gilt sicherzustellen, dass wir für sie über Ställe verfügen, damit sie nicht ins Hügelgebiet abwandern und sich dort verlaufen oder gestohlen werden.

Kühe und Schafe sind wertvolles Vermögen und wir müssen gut Sorge dazu tragen. Nachher redeten sie davon „Städte für unsere Kinder“ zu bauen: Dann werden wir unseren Kindern einen Ort bereiten, wo sie wohnen können, während wir im Krieg sind.

O nein, antwortete Mosche. Bei euch ist die Reihenfolge verdreht. Zuallererst: „Baut Städte für eure Kinder.“ Achtet darauf, die Bedürfnisse eurer Kinder zu stillen. Nachher könnt ihr noch „Hürden für eure Schafe“ bauen. Schaut zuerst für eure Kinder und sorgt erst dann für euer Vieh.

Der Midrasch fasst diesen Wortwechsel mit folgendem Vers [Kohelet 10:2] zusammen: „Das Herz des Weisen ist auf seiner Rechten und das Herz des Narren auf seiner Linken.“ Mosche’s Herz war auf seiner Rechten. Er setzte seine Prioritäten richtig. Ihre Herzen waren auf ihrer Linken. Sie gaben nebensächlichen Überlegungen den Vorrang. Sie sorgten sich mehr um ihr Geld, als um ihre Kinder.

Wir können uns, wenn wir diese Begebenheit betrachten, sagen: „Kann man denn wirklich so närrisch sein? Wie verdreht können ihre Wertmassstäbe sein? Wie kann jemandem das Wohlergehen seines Viehes wichtiger sein als das Wohlbefinden seiner Kinder?

Leider handelt es sich nicht um eine isolierte Begebenheit, etwas Wunderliches, das vor tausenden von Jahren geschah. Es ist etwas Alltägliches. Man konzentriert sich auf den Lebensunterhalt, auf die Gründung eines Geschäfts, auf den beruflichen Aufstieg, auf den Aufbau einer Praxis und die Kinder gehen in dem ganzen Durcheinander verloren. Man bemerkt nicht, dass man genau den gleichen Fehler wie die Stämme Gad und Reuven begeht. Und doch ist es wahr. Es geschieht nur allzu oft.

Raschi schreibt [32:4], dass die Stämme Gad und Ruven erst nach den sieben Eroberungsjahren und den sieben Verteilungsjahren nach Transjordanien zurückkehrten. Sie verweilten sieben volle Jahre in Erez Israel. Wie alt waren da die kleinen Kinder, die sie zurückgelassen hatten? Nehmen wir an, sie waren 3 oder vier Jahre alt. Wie alt waren sie, als ihre Väter zurückkehrten? Teenager! Sozusagen Erwachsene. Der Midrasch berichtet, dass die Väter erschraken, als sie feststellten, dass ihre Söhne lange Haare trugen, dass man sie kaum von ihren heidnischen Nachbarn unterscheiden konnte.

Das geschieht, wenn Eltern dem Vermögen Vorrang vor ihren Kindern gewähren.

Der Ktav Sofer wirft zum zweiten Teil der Worte Mosches eine Frage auf: Nachdem Mosche den Stämmen Gad und Reuven geholfen hatte, ihre Prioritäten ins richtige Licht zu stellen, sagte er ihnen: „Passt auf, dass ihr euer Wort haltet.“ Warum war das nötig?

Die Antwort ist, so sagt der Ktav Sofer, dass Mosche wusste, mit wem er es zu tun hatte. Menschen, welche schon nur den Gedanken hegten, ihr Geld zu schützen, bevor sie sich mit dem Schutz ihrer Kinder befassen, kann man nicht trauen. Sie sind derart auf ihre weltlichen Güter fixiert, dass ihnen alles zuzutrauen ist. Aus diesem Grund musste Mosche ihnen einschärfen, zu ihrem Wort zu stehen.

Rav Zadok HaKohen erklärt, dass die Gier nach Geld deswegen stärker als alle anderen materiellen Begehrlichkeiten ist, weil sie als Einzige unersättlich ist. Es gibt eine Grenze für das, was ein Mensch essen kann, wie viele Male er Ehebruch begehen kann, aber es gibt keine Grenze für das Anhäufen von Geld. Die Gier nach Reichtum kann zwangshafter sein als jedes andere Begehren. Nur allzu oft bezahlen die Kinder den Preis dafür.


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland), "Vater aller Torahkommentare".
Midrasch: Erklärung zur Torah, oft mit Gleichnissen.
Ktav Sofer (1815 -1871) [Rabbi Avraham Schmuel Benjamin Sofer]: Rabbiner, Rosch Jeschiva und Führer des ungarischen Judentums; Pressburg/Bratislawa, Slowakei.
Rav Zadok Hakohen (1823 – 1900): Chassidischer Rebbe und Buchautor, Lublin, Polen.



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