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Raw Ciner zu Parschat Wa’etchanan 5762

Die Gefühle zu Schabbat Nachamu

Diesen Schabbat lesen wir Parschat Wa’etchanan. Es ist der Schabbat nach Tisch’a be’Av und wird auch Schabbat Nachamu genannt. Er folgt auf die Trauerzeit für die Zerstörung der beiden Tempel und deshalb lesen wir die Trostworte des Propheten Jeschajahu (Jesajas): „‘Nachamu, nachamu Ami („seid getröstet, seid getröstet, mein Volk“), sagt dein G’tt [40:1].“

Nachdem wir die dreiwöchige Trauerzeit mit der letztwöchigen Lesung von Parschat (Haftara) Chason und Tisch’a be’Av selbst beendet haben, stellen wir jetzt den Schalter auf „Ge’ulah“ (Erlösung), indem wir Nachamu lesen.

Texte kann man ohne weiteres umstellen; mit Gefühlen ist es viel schwerer. Das Exil zieht sich schon so lange hin, dass der Maschiach (Messias) beinahe nicht mehr real erscheint.

Das Gefühl einer gewissen Verzweiflung äussert sich auch spürbar in der Halacha (jüdische Gesetzeslehre). Die Kohanim (Priester), die im Bejt Hamikdasch (Tempel) Dienst taten, waren in 24 Mischmarot (Wachen) aufgeteilt. Jede dieser Mischmarot kam im Abstand von 24 Wochen für eine Woche an die Reihe. Jede Wache war ihrerseits wieder in Bejt Awot (Familien) aufgeteilt, die jeweils an einem Tag dieser Woche den Dienst verrichteten. Den Kohanim war der Weingenuss während ihrer Schicht verboten. Ein Kohen, der alkoholische Getränke genossen hatte, durfte keinen Dienst verrichten.

Der Talmud [Ta’anit 17] zeigt, wie diese Gesetze noch heute ihre Anwendung finden.

Die Chachamim (Weisen) lehrten: Wenn ein Kohen weiss, dass seine Vorfahren im Tempel Dienst getan haben, aber nicht in welcher Woche oder an welchem Tag dies war, darf er das ganze Jahr hindurch keinen Wein trinken. Dahinter versteckt sich der Gedanke, dass der Tempel schnell wieder aufgebaut werden könnte und dies gerade in die Woche fallen könnte, in der er seinen Dienst verrichten muss! Deshalb muss er allzeit bereit sein und darf das ganze Jahr über keinen Wein trinken.

Rabbi Jehuda Hanassi ist sowohl mit diesem Gedankengang als auch mit der halachischen Schlussfolgerung nicht einverstanden. Vielleicht ist der Dienstplan nach dem Wiederaufbau des Tempels nicht derselbe? Es könnte auch sein, dass für die Wiedereinweihung des Tempels alle Kohanim aufgeboten werden müssen. Deshalb müsste der Weingenuss für alle Kohanim - unabhängig von ihrem früheren Dienstplan - das ganze Jahr hindurch untersagt sein.

Die Tatsache jedoch, so sagt Rabbi Jehuda Hanassi, dass der Tempel schon so lange in Trümmern liegt, lässt es zu, den Kohanim den Weingenuss zu erlauben. Aus halachischer Perspektive rechnen wir nicht damit, dass der Tempel so plötzlich wieder aufgebaut wird.

Zum Schluss fragt die Gemara: Nach welcher Lehrmeinung ist heutzutage den Kohanim der Weingenuss erlaubt? Nach der Auffassung von Rabbi Jehuda Hanassi.

Dies war die Geisteshaltung zur Zeit von Rabbi Jehuda Hanassi (ca. 120 Jahre nach der Tempelzerstörung). Wie sollen dann wir, rund zweitausend Jahre später, die Hoffnung nicht sinken lassen? Wie können wir das optimistische Gefühl haben, dass wir dieses Jahr Wunder und Offenbarungen erleben werden, wie wir sie seit dem Churban nie mehr erleben durften?

Rav Mosche Rosenstein szl. erhellt dies in seinem Buch Darchej Mussar mit folgenden Gedanken:

Ein Mensch erwartet ein Postpaket. Mit jedem Tag, an dem es nicht ankommt, sinkt seine Zuversicht, dass es je ankommen wird. Es hätte ja schon vor einer Woche hier sein sollen. Dies bedeutet sobald eine erhoffte Sache nicht rechtzeitig eintrifft, so sinkt die Hoffnung, dass es überhaupt je eintreffen wird.

Eine andere Situation kann jedoch entgegengesetzte Gefühle erwecken. Stellen wir uns vor, eine Person besitzt eine Münzensammlung. Alle Jahre hindurch hat er Zehntausende von Münzen gesammelt. Er weiss, aus welchem Jahr welche Münze stammt und was für eine Prägung jede einzelne hat. Er hält sich auf dem Laufenden, welche Münzen gesucht sind und welche am wertvollsten sind. Eines Tages hört er etwas Unglaubliches: Ein anderer Sammler ist bereit, Hunderttausende Dollars für eine bestimmte Münze zu zahlen. Er weiss, er besitzt irgendwo in seiner Sammlung genau diese Münze.

Er freut sich sehr, weiss jedoch, dass er jetzt ein grosses Stück Arbeit vor sich hat. Er muss jetzt seine Sammlung nach dieser einen, besonderen Münze durchsuchen. Er krempelt seine Ärmel hoch und durchsucht seine ganze Sammlung, eine Münze nach der anderen.

Er hat eine ganz andere Sichtweise. Er schaut nicht auf den Haufen, den er bereits durchsucht hat und denkt, dass er es wohl nie schaffen wird. Er weiss, diese Münze existiert! Er betrachtet vielmehr den immer kleiner werdenden Münzhaufen, den er noch nicht durchsucht hat. Seine Zuversicht wächst mit jeder Minute und er denkt: „Bald habe ich’s geschafft. Bald habe ich’s geschafft.“

Wir warten schon Tausende von Jahren auf Maschiach (Messias). Wir hofften jeden Tag, dass er heute kommen werde. Mit jedem Tag, der verging, wurde uns auf schmerzhafte Weise klar, dass dies nicht der Tag sein würde, den G’tt schon bei der Schöpfung als Tag der endgültigen Erlösung festgelegt hatte. Aber: Wir entfernen uns ja nicht von diesem Tag, wir kommen ihm jeden Tag näher. Der Haufen der verbleibenden Tage nimmt immer mehr ab.

Wir nähern uns dem Ende des Jahres 5762 und Maschiach muss vor dem Jahr 6000 kommen. Wir waren Zeugen, wie sich die Räder der Geschichte immer schneller zu drehen begannen, so wie es für die Zeit vor Maschiach’s Kommen vorausgesagt wurde. In den letzten Minuten der Menschheitsgeschichte werden eilends die Puzzlestücke zusammengefügt, damit das endgültige Ziel sichtbar wird.

Beim Hören der Worte „Nachamu, nachamu“ sollten wir die näherkommenden Schritte des Maschiach hören und in unseren Herzen fühlen.

Gut Schabbes!


Quellen und Persönlichkeiten:
Rabbi Jehuda Hanassi (ca. 120 - ca. 220): Chronist der Mischna (jüdische Gesetzeslehre); Israel
Rav Mosche Rosenstein (1880 – 1941): Maschgiach (Leiter und geistiger Ratgeber) der Jeschiwat Lomza; Polen.



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