Alt genug, um bei dreissig Tagen gezählt zu werden (Rav Frand, Bamidbar 5783 - Beitrag 1)

Rav Frand zu Paraschat Bamidbar 5783 – Beitrag 1
Ergänzungen: S. Weinmann
Alt genug, um bei dreissig Tagen gezählt zu werden
Die Tora beauftragt [Bamidbar 3:15], alle Männer des Stammes Lewi vom Alter eines Monats an zu zählen. Währen jedes andere Mitglied von Klall Jisrael erst vom Alter von zwanzig Jahren und darüber gezählt werden sollte, wurden die Mitglieder des Stammes Lewi vom Alter von dreissig Tagen und darüber gezählt. Der restliche Klall Jisrael wurde vom Alter von zwanzig Jahren an gezählt, weil dies das Alter war, an dem sie zum Heeresdienst eingezogen werden konnten. Die Zählung war für den Zeitpunkt abgestimmt, zu dem ihr Dienst für die Nation begann, und dies war bei allen anderen Stämmen im Alter von zwanzig Jahren.
Man könnte deshalb meinen, dass man die Leviten vom Zeitpunkt an zählen würde, da ihr Dienst beginnt. Jedoch startete der Einsatz der Lewijim (als sie im Mischkan/Stiftzelt zu dienen begannen) erst im Alter von dreissig Jahren und (selbstverständlich) nicht im Alter von dreissig Tagen.
Rabbiner Schamschon Raphael Hirsch erklärt dies - in seinem Kommentar auf Chumasch - auf wunderschöne Weise. Er sagt, dass der "Einsatz" der Lewijim in Wirklichkeit begann, als sie dreissig Tage alt waren. Obwohl sie nicht vor dem Alter von dreissig Jahren im Mischkan zu dienen begannen, übten die Lewijim im Klall Jisrael auch eine andere Rolle aus. Sie waren nicht nur diejenigen, die sich um das Mischkan kümmerten und es von Ort zu Ort trugen. Sie waren die Personen, denen die Geistigkeit des jüdischen Volkes anvertraut wurde. Sie erhielten die Aufgabe, "Deine Gesetze in Ja’akow und Deine Tora in Jisrael zu unterrichten" [Dewarim 33:10]. Sie waren die Lehrer, die Posskim (Dezisoren), die Rabbiner, die Raschej Jeschiwa, die Dajanim (Richter), die geistigen Beschützer des jüdischen Volkes.
Ein Teil dieser Pflicht war es, sich um das Mischkan zu kümmern. Ihre kommunalen Pflichten gingen jedoch weit über diese Rolle hinaus. Die Gemara (Talmud Traktat Joma 26a) bringt im Namen von Rawa, dass wenn man einen Gelehrten sieht, der passkenen (Gesetze entscheiden) kann, er entweder vom Stamm Lewi oder Stamm Jissachar stammt. Sie waren die geistigen Beschützer von Klall Jisrael.
Um diesen geistigen Beschützer hervorzubringen, der ein Lehrer Jisraels sein wird, kann man nicht bis zum Alter von drei, fünf oder zehn Jahren abwarten, um ihn dazu auszubilden. Solch ein Mensch, in dessen Händen das geistige Leben Klall Jisraels liegen wird, muss für diese Aufgabe vom Zeitpunkt an, da er dreissig Tage alt ist, für diese Aufgabe erzogen werden.
[Anmerkung des Herausgebers: Eigentlich beginnt die Erziehung ab dem ersten Tag. Erziehung startet dann, wenn ein Baby das Licht der Welt erblickt. Denn ab dem ersten Lebenstag des Babys ist man sein Begleiter und auch sein Vorbild. Nur erklärt Raschi zur Stelle [ibid.], dass man erst am 30. Tag weiss, dass es keine Fehlgeburt war und deshalb die Leviten erst ab dem 30. Tag gezählt wurden]
Wenn wir von jemandem hören, der ein grosser Pianist, grosser Künstler oder Ballspieler geworden ist, hören wir nicht, dass er im Alter von sechs oder zehn Jahren zu üben begonnen hat. Sobald er neben einem Klavier sitzen konnte, begann er zu spielen. Sobald er rennen konnte, trainierten die Eltern ihn schon für ihre Bestimmung, die er erzielen sollte.
Wenn wir versuchen, einen Sohn von Lewi aufzuziehen – einen Juden, in dessen Macht die Geistigkeit von Klall Jisrael liegen wird, sollten wir nicht erst starten, wenn er sechs Jahre alt ist. Man muss beginnen, wenn er noch ein Kleinkind ist. So wird ein Dajan (Dezisor, Richter, Rabbiner) erzeugt. So wird ein Lehrer erzeugt. So wird ein Lewi erzeugt.
Nachdem seine Ausbildung schon als Kleinkind beginnt, wird er schon als Mensch betrachtet, der in seiner Rolle als Lewi amtiert. Er wird deshalb schon im Alter von dreissig Tagen und nicht erst von dreissig Jahren, mitgezählt.
Quellen und Persönlichkeiten:
Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888): Frankfurt am Main, Führer der Deutsch-Jüdischen Orthodoxie. Verfasser von unzähligen Werken zur jüdischen Weltanschauung, zum Chumasch und Tehilim (Psalm), etc.
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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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