Der Sinn der Welt
Vorwort des Autors
Dieses Buch ist für alljene geschrieben, die ein aufrichtiges Interesse am authentischen Judentum haben. Es soll dem Interessierten, der über keine oder nur wenig Kenntnisse des Judentums verfügt, ein allgemeines Bild von der traditionellen jüdischen Lebensweise geben.
Insbesondere wendet es sich an Juden, die sich dem traditionellen Weg ihrer Religion wieder annähren wollen sowie an Nicht-Juden, die sich mit dem Gedanken der Übertritts zur jüdischen Religion tragen und aufrichtig hinzukommen wollen.
In der äusseren Form eines Gesetzeskodex werden hier, allgemein und bündig, alle Bereiche des Lebens behandelt. Ein Einblick in Philosophie und Gedankenwelt, welche hinter den Geboten stehen, geht diesem voran, um dem Lernenden die jüdische Art G'tt, die Welt und das Leben zu betrachten.
Für Juden, ob durch Geburt, oder durch freie Entscheidung, ist es nach der Lektüre dieses Buches empfehlenswert, Angelegenheiten der jüdischen Philosphie und Gedankenwelt zu studieren, da diese grundlegende Bestandteile sind - notwendig, dem Lernendem einen jüdischen Blick auf die Welt zu verschaffen und seinen Glauben zu festigen. Dann sollte er sich mit den Einzelheiten der Halacha (dem jüdisch-religiösen Gesetz) in der verzweigten halachischen Literatur vertraut machen. Es gibt hierzu viele Bücher - auch in der deutschen Sprache. Dieses Buch verdankt sein Erscheinen der Überzeugung des Verfassers, dass ein entsprechendes Buch auf dem Markt fehlt.
Wir hoffen, dass es jedem, der über das Judentum lernen will, nützlich sein wird.
Der Autor
Rav Eliahu Avichail
3 Epstein St., Jerusalem 96555, Israel
DIE THEMEN DIESES BUCHES
I. GRUNDLAGEN DES GLAUBENS
1. Der Glaube
2. Der Sinn der Welt
3. Göttliche Vorsehung
4. Natur und Wunder
5. Israel unter den Völkern
6. Prophetie und heiliger Geist
7. Torah und Gebote
8. Gottesdienst: Gebet und Tempelopfer
9. Das Land Israel
10. Israels Erlösung
II. GESETZE UND BRÄUCHE
1. Glaubensgebote
2. Torah und Gebote
3. Der Dienst des Herrn
4. Der Schabbat
5. Geheiligte Zeiten
6. Jüdische Wohnorte
7. Das jüdische Haus
8. Die jüdische Familie
9. Die Heiligkeit des Körpers
10. "Koscheres" Essen
11. Mensch und Gesellschaft
12. Proselyten
DAS ZWEITE KAPITEL
2. Kapitel: DER SINN DER WELT
- Der gute und wohltätige Schöpfer schuf die Welt und die lebenden Geschöpfe mit dem Ziel, Gutes zu tun, um sie an Seiner wahren Güte teilhaben zu lassen.
- Diese wahre Güte ist die Seligkeit, die Seine lebenden Geschöpfe erlangen, wenn sie Ihm anhaften, so fest sie können. Nur durch solche Hingabe können sie an Seiner Güte teilhaben.
- Damit man die Nähe zum Schöpfer aus eigenem Verdienst erlangen kann, denn nur so ist die Güte vollständig, bedarf es eines Wesens, das für seine Taten verantwortlich ist und somit auch eventueller Strafe unterliegt. Daher wurden in unserer Welt, in der Gut und Böse existieren, lebende Geschöpfe mit freiem Willen geschaffen, damit sie aus ihrem Ringen zwischen Gut und Böse heraus nach und nach Nähe zum Schöpfer erreichen und schließlich die »wahre Güte« a1s ihren Lohn erhalten.
- Diese lebenden Geschöpfe mit freiem Willen sind die Menschen. Die Welt wurde um ihretwillen geschaffen. Der Mensch wurde aus gegensätzlichen körperlichen und seelischen Merkmalen zusammengesetzt, einem guten Trieb und einem bösen Trieb. Die Fähigkeit, zwischen diesen beiden zu wählen, Böses zu überwinden und Gutes zu tun, ermöglicht dem Menschen eine Verbundenheit mit dem Schöpfer, der wahren Quelle des Guten, und dadurch die Erfüllung seines Auftrages in der Welt.
- Wenn nach einem lebenslangen persönlichen Ringen das Gute in einem Menschen Oberhand gewinnt, erlangt er die wahre Seligkeit in zweierlei Hinsicht: Die Freude und Belohnung in der Welt der Seelen, die der »Garten Eden« genannt wird. Diese findet nach dem Tode eines Menschen statt. Die Freude und Belohnung in der Kommenden Welt, die sich unserer Welt, welche auf 6000 Jahre begrenzt ist, anschließen wird. Beide Momente heißen »Die Kommende Welt«.
- Zusammenfassend kann man also ganz allgemein feststellen, dass sich die Welt des Menschen in zwei Bereiche aufteilen lässt: Eine Zeit der Arbeit und des Ringens diese Welt, und eine Zeit der Belohnung und des Glücks (oder der Bestrafung) die Kommende Welt.
- Doch auch in dieser Welt kann ein Mensch ein gewisses Maß an g“ttlichem Glück erlangen, indem er sich spirituell erhebt und durch Mittel, wie prophetische Schau und Torahstudium, sowie durch die Erhöhung, welche der Schabbat, die Feiertage und andere Gelegenheiten mit sich bringen, dem Schöpfer teilhaftig wird.