Raw Frand zu Pessach: Die Heiligkeit der Erstgeborenen
Die Heiligkeit der Erstgeborenen
Ein Brief des Alten von Chelm an Baron Rothschild
Am Ende von Parschat Bo finden wir die Mizwa (Gebot) "Heilige Mir (G'tt) alle Erstgeborenen [13:2]". Die erstgeborenen Menschen und Tiere sind G'tt heilig. Warum? Weil G'tt Ägypten in der Pessachnacht überschritt und die erstgeborenen Ägypter tötete; die Erstgeborenen der Juden verschonte er hingegen.
Und dies soll der Grund sein, dass die Erstgeborenen bis zum heutigen Tag heilig sind?
Es existiert ein Brief von Rav Simcha Sissel - der „Alte“ - von Chelm an Baron Rothschild. Ich kenne das historische Umfeld dieses Briefes nicht, aber er ist in diesem Zusammenhang sehr interessant.
Wie wir alle wissen, war Baron Rothschild unglaublich reich. Er setzte sein Vermögen richtig ein und half Tausenden und Abertausenden von Juden.
So schrieb der Alte von Chelm an Baron Rothschild:
Ich möchte Ihnen meinen Dank für all die grosszügigen Wohltaten, die Sie für das gesamte Jüdische Volk getan haben, aussprechen. Bitte verdächtigen Sie mich G’tt behüte nicht, dass ich mit einer eigenen Bitte um eine Spende an Sie herantrete. Ich muss jedoch, gemäss meinem eigenen, bescheidenen Dafürhalten, dem Gefühl von Dankbarkeit für all das, was Sie für das Jüdische Volk getan haben, Ausdruck verleihen. Sie sind ein Mensch, der mit Königen verhandelt und trotzdem seine Herkunft nicht vergisst. Dies ist der Grund für Ihre fortwährende Unterstützung von Jüdischen Bedürfnissen. Dies bringt eine grosse Heiligung des G'ttlichen Namens und wird Ihnen einen grossen Verdienst bringen. Darum fühle ich mich von Rechtes wegen verpflichtet ("al Pi Din"), einem solchen Menschen für diese Heiligung des G'ttlichen Namens meinen Dank, Verehrung und Hochschätzung auszudrücken.
Der Alte von Chelm fährt fort...
Denken Sie eine Minute lang nach. Gemäss der Halacha (jüdische Gesetzeslehre) hätten die Erstgeborenen den Dienst im Tempel verrichten sollen. Wäre das Goldene Kalb nicht gewesen, hätten die Bechorim (Erstgeborenen) anstelle der Kohanim (Priester) den Dienst im Tempel ausgeführt. Wieso? Weil sie in der Pessachnacht verschont wurden. Aus diesem Grund verfügen Erstgeborene bis zum heutigen Tag über eine gewisse Heiligkeit. Und diese Heiligkeit gilt nicht nur für den Erstgeborenen des Menschen sondern sogar für die erstgeborenen Tiere.
Rav Simcha Sissel frägt: "Warum? Was haben die Bechorim geleistet, das sie heilig macht?" Sie waren ja nur passiv. Sie wurden als Erste geboren und wurden von G'tt gerettet, als er die Erstgeborenen tötete. Weshalb also? Was haben die Erstgeborenen getan, dass sie heiliger sind als ihre Geschwister? Warum hätten sie bis zum heutigen Tag im Tempel den Dienst verrichten können?
Rav Simcha Sissel antwortet, dass sie - wenn auch passiv - einen Anteil an der Heiligung des G'ttlichen Namens hatten. Als sich G'tt selbst, in seiner Herrlichkeit nach Ägypten begab, die erstgeborenen Ägypter tötete und die jüdischen Erstgeborenen verschonte, war dies ein unfassbarer Kidusch HaSchem (Heiligung des G'ttlichen Namens). Dies war vielleicht die grösste Offenbarung der Macht G'ttes seit dem Beginn der Weltgeschichte. Die Erstgeborenen halfen auf passive Weise bei diesem grossen Kidusch HaSchem mit. Ein sehr grosser Verdienst wartet somit auf einen Menschen, der - sogar passiv – mithilft, eine Heiligung des G'ttlichen Namens zu bewirken; dies sogar in einem Ausmass, dass ein Erstgeborener heute noch heilig ist. Warum? Weil die Bechorim vor Tausenden von Jahren "mithalfen" einen Kidusch HaSchem zu bewirken.
Dies ist der Lohn für einen Menschen, der passiv zu einem Kidusch HaSchem beiträgt. Wie können wir, so fragt der Alte von Chelm, nun ermessen, wie gross der Lohn für einen Menschen ist, der aktiv hingeht und einen Kidusch HaSchem bewirkt?
"Wenn wir daran denken, welche Stellung Sie innehaben und was Sie vollbracht haben, haben Sie, Baron Rothschild, aktiv und öffentlich den G'ttlichen Namen geheiligt. Schon nur deswegen stehen Ihnen die höchsten Ehren, Respektbezeugungen und ein Gefühl von Hakarat HaTov (Dankbarkeit; wörtlich: "Anerkennung des Guten") zu."
Dies lernen wir aus dem Abschnitt des Bechor. Sogar ein passiver Beitrag zu Kidusch HaSchem ist ein unglaublicher Sechut (Verdienst). Wie gross ist demnach der Kidusch HaSchem, wenn wir in unserem täglichen Leben auf die Art und Weise achten, wie wir handeln, wie wir sprechen, wie wir verhandeln oder Geschäfte treiben und mit den Menschen - seien es Juden oder Nichtjuden – umgehen?
Wir sollten sogar die Möglichkeiten packen - mit etwas Mehraufwand - Kidusch HaSchem zu verbreiten, indem wir einen zusätzlichen "Guten Morgen"– Gruss sagen, indem wir durch und durch ehrlich sind und uns insbesondere bemühen, den Namen G’ttes zu heiligen. Die anderen sollen über uns sagen: "Du bist mein Knecht, Israel, durch den Ich verherrlicht sein werde." [Jeschajahu 49:3] Wenn sie über uns sagen "Wie angenehm sind ihre Wege" [Talmud Joma 86a], wie gut sind die Wege eines religiösen Juden, dann, so schreibt der Alte von Chelm, wird unser Lohn sehr gross sein.
Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Simcha Sissel von Chelm (1824 - 1898): Bekannt als "Alter von Chelm". Einer der frühen "Ba'ale Mussar" (Ethik-Lehrer).
Baron Edmond James De Rothschild (1845 - 1934): Philanthrop, Helfer für jüdische Angelegenheiten und die jüdische Besiedlung in Eretz Israel. "Vater des Jischuv" und "der bekannte Wohltäter" ("haNadiv haJadua") genannt.
Ein Brief des Alten von Chelm an Baron Rothschild
Am Ende von Parschat Bo finden wir die Mizwa (Gebot) "Heilige Mir (G'tt) alle Erstgeborenen [13:2]". Die erstgeborenen Menschen und Tiere sind G'tt heilig. Warum? Weil G'tt Ägypten in der Pessachnacht überschritt und die erstgeborenen Ägypter tötete; die Erstgeborenen der Juden verschonte er hingegen.
Und dies soll der Grund sein, dass die Erstgeborenen bis zum heutigen Tag heilig sind?
Es existiert ein Brief von Rav Simcha Sissel - der „Alte“ - von Chelm an Baron Rothschild. Ich kenne das historische Umfeld dieses Briefes nicht, aber er ist in diesem Zusammenhang sehr interessant.
Wie wir alle wissen, war Baron Rothschild unglaublich reich. Er setzte sein Vermögen richtig ein und half Tausenden und Abertausenden von Juden.
So schrieb der Alte von Chelm an Baron Rothschild:
Ich möchte Ihnen meinen Dank für all die grosszügigen Wohltaten, die Sie für das gesamte Jüdische Volk getan haben, aussprechen. Bitte verdächtigen Sie mich G’tt behüte nicht, dass ich mit einer eigenen Bitte um eine Spende an Sie herantrete. Ich muss jedoch, gemäss meinem eigenen, bescheidenen Dafürhalten, dem Gefühl von Dankbarkeit für all das, was Sie für das Jüdische Volk getan haben, Ausdruck verleihen. Sie sind ein Mensch, der mit Königen verhandelt und trotzdem seine Herkunft nicht vergisst. Dies ist der Grund für Ihre fortwährende Unterstützung von Jüdischen Bedürfnissen. Dies bringt eine grosse Heiligung des G'ttlichen Namens und wird Ihnen einen grossen Verdienst bringen. Darum fühle ich mich von Rechtes wegen verpflichtet ("al Pi Din"), einem solchen Menschen für diese Heiligung des G'ttlichen Namens meinen Dank, Verehrung und Hochschätzung auszudrücken.
Der Alte von Chelm fährt fort...
Denken Sie eine Minute lang nach. Gemäss der Halacha (jüdische Gesetzeslehre) hätten die Erstgeborenen den Dienst im Tempel verrichten sollen. Wäre das Goldene Kalb nicht gewesen, hätten die Bechorim (Erstgeborenen) anstelle der Kohanim (Priester) den Dienst im Tempel ausgeführt. Wieso? Weil sie in der Pessachnacht verschont wurden. Aus diesem Grund verfügen Erstgeborene bis zum heutigen Tag über eine gewisse Heiligkeit. Und diese Heiligkeit gilt nicht nur für den Erstgeborenen des Menschen sondern sogar für die erstgeborenen Tiere.
Rav Simcha Sissel frägt: "Warum? Was haben die Bechorim geleistet, das sie heilig macht?" Sie waren ja nur passiv. Sie wurden als Erste geboren und wurden von G'tt gerettet, als er die Erstgeborenen tötete. Weshalb also? Was haben die Erstgeborenen getan, dass sie heiliger sind als ihre Geschwister? Warum hätten sie bis zum heutigen Tag im Tempel den Dienst verrichten können?
Rav Simcha Sissel antwortet, dass sie - wenn auch passiv - einen Anteil an der Heiligung des G'ttlichen Namens hatten. Als sich G'tt selbst, in seiner Herrlichkeit nach Ägypten begab, die erstgeborenen Ägypter tötete und die jüdischen Erstgeborenen verschonte, war dies ein unfassbarer Kidusch HaSchem (Heiligung des G'ttlichen Namens). Dies war vielleicht die grösste Offenbarung der Macht G'ttes seit dem Beginn der Weltgeschichte. Die Erstgeborenen halfen auf passive Weise bei diesem grossen Kidusch HaSchem mit. Ein sehr grosser Verdienst wartet somit auf einen Menschen, der - sogar passiv – mithilft, eine Heiligung des G'ttlichen Namens zu bewirken; dies sogar in einem Ausmass, dass ein Erstgeborener heute noch heilig ist. Warum? Weil die Bechorim vor Tausenden von Jahren "mithalfen" einen Kidusch HaSchem zu bewirken.
Dies ist der Lohn für einen Menschen, der passiv zu einem Kidusch HaSchem beiträgt. Wie können wir, so fragt der Alte von Chelm, nun ermessen, wie gross der Lohn für einen Menschen ist, der aktiv hingeht und einen Kidusch HaSchem bewirkt?
"Wenn wir daran denken, welche Stellung Sie innehaben und was Sie vollbracht haben, haben Sie, Baron Rothschild, aktiv und öffentlich den G'ttlichen Namen geheiligt. Schon nur deswegen stehen Ihnen die höchsten Ehren, Respektbezeugungen und ein Gefühl von Hakarat HaTov (Dankbarkeit; wörtlich: "Anerkennung des Guten") zu."
Dies lernen wir aus dem Abschnitt des Bechor. Sogar ein passiver Beitrag zu Kidusch HaSchem ist ein unglaublicher Sechut (Verdienst). Wie gross ist demnach der Kidusch HaSchem, wenn wir in unserem täglichen Leben auf die Art und Weise achten, wie wir handeln, wie wir sprechen, wie wir verhandeln oder Geschäfte treiben und mit den Menschen - seien es Juden oder Nichtjuden – umgehen?
Wir sollten sogar die Möglichkeiten packen - mit etwas Mehraufwand - Kidusch HaSchem zu verbreiten, indem wir einen zusätzlichen "Guten Morgen"– Gruss sagen, indem wir durch und durch ehrlich sind und uns insbesondere bemühen, den Namen G’ttes zu heiligen. Die anderen sollen über uns sagen: "Du bist mein Knecht, Israel, durch den Ich verherrlicht sein werde." [Jeschajahu 49:3] Wenn sie über uns sagen "Wie angenehm sind ihre Wege" [Talmud Joma 86a], wie gut sind die Wege eines religiösen Juden, dann, so schreibt der Alte von Chelm, wird unser Lohn sehr gross sein.
Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Simcha Sissel von Chelm (1824 - 1898): Bekannt als "Alter von Chelm". Einer der frühen "Ba'ale Mussar" (Ethik-Lehrer).
Baron Edmond James De Rothschild (1845 - 1934): Philanthrop, Helfer für jüdische Angelegenheiten und die jüdische Besiedlung in Eretz Israel. "Vater des Jischuv" und "der bekannte Wohltäter" ("haNadiv haJadua") genannt.
Rav Frand, Copyright © 2008 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.
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