Schewat/ Paraschat Beschalach

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Geschichte der Juden Badens



Die 1862 gewonnene vollständige bürgerliche Gleichstellung wurde nun in die Tat umgesetzt. Nach dem Emanzipationsgesetz konnten Juden als Beamte und Lehrer arbeiten. Gielingen hatte von 1870 bis 1884 mit Leopold Guggenheim als erste badische Stadt einen jüdischen Bürgermeister. 25 Jahren besetzte Moritz Ellstätter das Ministerium der Finanzen. Am Krieg 1870/71 gegen Frankreich nahmen auch eine beträchtliche Zahl jüdischer Soldaten teil, sie waren bereit ihr Leben für das neu gewonnene Vaterland zu opfern. Hatte man in der Euphorie des Krieges noch geglaubt, die Zeit der Judenverfolgung sei nun für immer vorüber, wurde man rasch eines schlechteren belehrt. Ende der 80er Jahre erlebte der Antisemitismus einen neuen Aufschwung. Der Oberrat musste in diesen Jahren mehrmals gegen antisemitische Hetzpropaganda einschreiten. Der größere Teil der Judenschaft des Deutschen Reiches hatte sich 1893 im "Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" zusammengeschlossen, um mit einem zentralen Organ tatkräftiger die jüdischen Interessen gegen die Anfeindungen vertreten zu können. Im Ersten Weltkrieg waren 4758 badische Juden zum Wehrdienst einberufen; 589 von ihnen ließen ihr Leben für ihr Vaterland. Nach dem verlorenen Krieg wurde in Baden die Monarchie abgeschafft. Die verkündete Verfassung erklärte Baden zur Republik, in der alle staatlich anerkannten kirchlichen  und religiösen Gemeinschaften rechtlich gleichgestellt waren.1933 lebten in Baden 20617 Juden. In 221 Orten existieren 123 selbständige Gemeinden.

Die Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 stand am Anfang einer Entwicklung, die in den größten und brutalsten Völkermord der bisherigen Geschichte einmündete. Die neue Regierung stempelte die jüdischen Bürger zu Volksfeinden. Am 1. April 1933 wurde im ganzen Reichsgebiet zum Boykott der jüdischen Geschäfte aufgerufen. Ab dem 7. April 1933 wurden alle "nichtarischen" Beamten zwangsweise in den Ruhestand geschickt. Mit den Nürnberger Gesetzten vom 15. September 1935 wurden den Juden alle politischen Rechte abgesprochen. Nach dem der junge Herschel Grynszpan in der Pariser deutschen Botschaft einen Gesandtschaftsrat erschoss, wurden jüdische Wohnungen und Geschäften demoliert, zahlreiche Juden getötet, misshandelt, verhaftet und in KZ gesteckt. Nach der physischen Existenz sollte auch die geistige Heimat, das Zentrum des Gemeindelebens vernichtet werden. In Baden wurden sechs jüdische Gotteshäuser gesprengt, 23 verbrannt und 61 gründlich demoliert.

Am 22. Oktober 1940 wurden die Juden in vielen Dörfern und Städten Badens, der Pfalz und des Saarlandes aus ihren Wohnungen vertrieben und aus ihrer Heimat verschleppt. Dies geschah am hellen Tage, unter den Augen von Nachbarn. Über 70% der nach Gurs Deportierten starben als Opfer der nationalsozialistischen Gewalt.

"Denen, die kein Grab fanden" - so steht es auf dem Gedenkstein für die Opfer der Verfolgung in Mannheim.
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