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Es gibt kein Argument, nicht Teschuwa zu tun - (Raw Frand Nizawim 5762)

Es gibt kein Argument, nicht Teschuwa zu tun (Raw Frand zu Parschat Nizawim 5762)

Gemäss der üblichen Reihenfolge der wöchentlichen Torahvorlesungen wird Nizawim immer vor Rosch Haschana gelesen. Es gibt keine Parascha, die besser zu dieser Jahreszeit passt, obwohl die Abfolge der Einteilung nicht immer die gleiche war wie heute. Nizawim enthält folgende Pessukim (Verse): "Denn dieses Gebot, das Ich dir heute gebe, ist dir nicht zu schwer und liegt dir nicht zu fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen könntest: Wer wollte für uns in den Himmel steigen, es uns zu holen und es uns vernehmen zu lassen, dass wir danach tun. Und es ist nicht jenseits des Meeres, dass du sagen könntest: Wer wollte für uns über das Meer fahren, es uns zu holen und es uns vernehmen zu lassen, dass wir danach handeln. Sondern es liegt dir sehr nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen, so dass du danach tun kannst." [Dewarim 30:11-14]

Unter den frühen Erklärern besteht eine Meinungsverschiedenheit, auf welche Mizwa (Gebot) sich dieser Passuk bezieht. Gemäss Ramban und denen, die seiner Meinung sind, bezieht sich hier die Torah auf die Mizwa von Teschuwa (Busse, Rückkehr zu G'tt). Teschuwa ist das Gebot, das "zu erfüllen in unserer Nähe und unserer Reichweite" liegt.

Zu diesem Vers schreibt der Seforno: "Es ist dir nicht zu schwer", dass du dafür Propheten brauchst. "Es liegt dir nicht zu fern", dass du dafür ferne, weise Männer deiner Generation benötigst, um dir zu erklären, was du dafür brauchst - sogar wenn du im Exil bist."

Ein Mensch soll nicht denken: "In diesen Zeiten kann ich nicht Teschuwa machen. Hätte ich zu Zeiten der Propheten gelebt, die mir hätten sagen können, wo ich gefehlt habe, hätte ich vollkommen bereut. Leider lebe ich jedoch in einer Zeit, in der es keine Propheten gibt." Die Torah versichert uns "sie ist nicht im Himmel" und redet uns damit solche Gedanken aus. Wir brauchen keine Prophetenworte um Teschuwa zu tun. Das ist keine Entschuldigung.

Wir können auch nicht argumentieren: "Hätte ich einen richtigen Maggid Mussar (Erklärer der ethischen Schriften), dann würde mich dies zur Busse bringen. Wenn der Chafez Chajim oder der Wilnaer Gaon hier wären und mir sagen würden, ich solle Teschuwa machen, dann würde ich dies tun." Die Torah sagt uns "sie ist nicht jenseits des Meeres", um solchen Gedanken entgegenzutreten. Auch dies ist keine Entschuldigung.

"Sondern es liegt dir sehr nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen, so dass du danach handeln kannst." Dazu brauchen wir keine Propheten oder

weise Männer. Es hängt nur von uns ab. Der Passuk ist ein zweischneidiges Schwert. Teschuwa ist leicht. Sie ist einfach auszuführen. andererseits hängt sie ganz von uns ab. Es gibt keine äusseren Umstände, hinter denen wir uns verstecken können.

Eine Andeutung dafür finden wir vielleicht in der berühmten Gemara (Talmud-Stelle) [Awoda Sara 17a] über El‘asar ben Dordaja:

Manch einer erwirbt sich seine Welt in einer Stunde

Einst weinte Rabbi Jehuda Hanassi: „Manch einer erwirbt sich Olam Haba – die kommende Welt – in einer Stunde“, wen meinte Rabbi Jehuda damit? Es war Rabbi El‘asar ben Dordaja.

El‘asar ben Dordaja hatte jahrelang ein sündiges Leben geführt. Eines Tages, als er gerade eine Sünde begangen hatte, sagte die Frau zu ihm: „ El‘asar ben Dordajas Teschuwa wird niemals akzeptiert werden.“ Daraufhin zog er sich in die Natur, zwischen Berg und Tal, zurück. Er rief: „Berge und Täler! Bittet um Erbarmen für mich!“. Da sagten sie zu ihm: „Bevor wir für dich um Erbarmen bitten, tun wir dies erst für uns selbst.“ Denn es heisst: „Ki Heharim Jamuschu... - denn es werden Berge weichen und Hügel wanken, aber Meine Gnade weicht nicht von dir…“ (Jeschajahu 54, 10). Da sagte Rabbi Elasar ben Dordaja: „Himmel und Erde, bittet ihr um Erbarmen für mich!“ Sie antworteten: „Da müssen wir erst für uns selbst um Erbarmen bitten“, so wie es heisst „Ki Schamajim KeAschan Nimlachu... - denn der Himmel wird wie Rauch vergehen und die Erde wie ein altes Kleid werden...“ (Jeschajahu 51, 6). Da wandte er sich an Mond und Sonne und rief: „Bittet doch um Erbarmen für mich!“ Sie erwiderten: „Da müssen wir erst für uns selbst um Erbarmen bitten“, so wie es heisst: „Wechafra Halewana... - und der Mond wird sich schämen und die Sonne zur Schande werden…“ (Jeschajahu 24, 23). Da bat er Sterne und Sternzeichen, sich für ihn einzusetzen. Auch sie antworteten: „Wir müssen zuvor für uns selbst um Erbarmen bitten“. Denn so steht geschrieben: „Wenamaku Kol Zewa Haschamajim... - die Heeresscharen des Himmels werden verfaulen...“ (Jeschajahu 34, 4).

Da sah Rabbi El‘asar Ben Dordaja ein, dass alles an ihm selbst liege. Er barg seinen Kopf zwischen seinen Knien und weinte bitterlich, bis er seine Seele aushauchte. Da ertönte eine himmlische Stimme und sagte: „Rabbi El‘asar Ben Dordia ist für das ewige Leben in der kommenden Welt bestimmt worden!“ (Awoda Sara 17a).

Da weinte Rabbi Jehuda Hanassi und sprach: „Manch einer erwirbt sich Olam Haba – die kommende Welt – in vielen Jahren und andere wiederum in nur eine Stunde. Desweitern sagte Rabbi Jehuda Hanassi: Die Rückkehrenden werden nicht nur wieder angenommen, sie erhalten sogar den Titel „Rabbi“!

Warum hatte Rabbi Jehuda Hanassi deswegen geweint? Er hatte eingesehen, dass ein Mensch in einer einzigen Stunde erreichen kann, wofür ein Gerechter sich jahrelang bemüht. Wir lernen daraus, dass auch Gerechte nicht all die Möglichkeiten, die ihnen während ihres Lebens zur Verfügung stehen, eingesetzt haben. Warum wurde Rabbi Elasar Ben Dordia „Rabbi“ genannt? Weil man von ihm lernen kann, welche Kraft in einer Stunde echter Teschuwa liegt!

Was bedeutet eigentlich, dass er den Kopf zwischen die Knie legte? Dies war das Eingeständnis, dass die Rückkehr nur von ihm selbst abhing.

Wir können nicht darauf warten, dass Andere für uns Teschuwa tun, und wir können das Ausbleiben unserer Teschuwa nicht auf Andere abschieben. Nicht das schlechte Elternhaus ist schuld und nicht die schlechte Umgebung. Das sind keine Entschuldigungen. Die Fähigkeit, Teschuwa zu tun, liegt in unserem eigenen Mund und Herzen.

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