Mit der Braut tanzen (Raw Zweig zu Simchat Torah 5774)
"Die Torah, die Mosche uns befohlen, ist das Erbgut der Gemeinde Ja'akows" [Dewarim 33:4]
Simchat Torah ist ein Tag, an dem wir die Torah feiern. Warum hielten Chasal (unsere Weisen) es für angemessen, einen separaten Tag für die Freude über die Torah einzurichten? Wäre Schawuot - der Tag, an dem wir die Torah erhielten - nicht der angemessenere Zeitpunkt für diese Feier?
Die Torah, wie unsere Weisen es erklären, gibt einem jeden Vater die Anweisung, seinen Sohn, sobald er sprechen kann, Torah zu lehren – wie es heisst: "Torah ziwa lanu Mosche Morascha Kehillat Ja'akow" - "Die Torah, die Mosche uns befohlen, ist das Erbgut der Gemeinde Ja'akows". So erklärt es Raschi im Namen von Chasal (unseren Weisen): „Und lehret sie eure Kinder…“ [Dewarim 11:19]. Warum wird gerade dieser Vers ausgesucht und hervorgehoben, wenn es frühere Verse in der Torah gibt, die eine ähnliche Botschaft übermitteln? - So zum Beispiel: "WeSot HaTorah ascher sam Mosche lifnej Bnej Jisrael." [Dewarim 4:44].- "Dies ist die Torah, die Mosche dem Volke Israel vorlegte."
Die letzten vier Parschijot (Wochenabschnitte) der Torah behandeln die Ereignisse, die sich am Todestag von Mosche zugetragen haben. Eines davon war der "neue Bund" in Parschat Nizawim. Das Konzept von "Kol Jisrael Arewim Se ba'Se." - "Jeder Jude bürgt für seinen Nächsten [Juden]" in Bezug auf Mizwot und Awerot (Gebote und Sünden), ergibt sich als Resultat unserer Verantwortung für den Bund [zwischen G-tt und dem jüdischen Volk]. Das allgemeine Konzept eines Bürgen wird im Talmud diskutiert. Der Talmud lehrt über einen Bürgen, der auf sich genommen hat, einen Kredit für seinen Nächsten zurückzuzahlen - sollte dieser als Schuldner ausfallen [also zahlungsunfähig sein] - dass der Bürge per Torah-Gesetz dazu verpflichtet ist, sein Zahlungsversprechen einzuhalten.
Die Kommentatoren zeigen folgende Schwierigkeit auf: Rein rechtlich gesehen - damit ein Mensch dazu verpflichtet ist, eine Dienstleistung zu erbringen - muss es eine Gegenleistung geben, zum Beispiel Geld. Was ist das Instrument, das einen Bürgen dazu verpflichtet, sein Versprechen einzuhalten? Der Ritwa antwortet, dass obwohl ein Bürge kein Geld bekommt, er trotz allem die Befriedigung erhält, dass sich der Verleiher auf seine Kreditwürdigkeit verlässt, um den Kredit auszustellen. Dieser "Profit" dient als Instrument für die Transaktion, anstelle von Geld. Vor dem Hintergrund dieser Erklärung, ergibt sich die folgende Schwierigkeit:
Warum sind die Bnej Jisrael (Kinder Israels) an ihre Verpflichtung der Arewut (Bürgschaft) gebunden? Was haben sie bekommen, was sie noch nicht hatten?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir ein weiteres Konzept analysieren, das am Todestag von Mosche eingeführt wurde. Dies ist das Konzept von "lo ba'Schamajim hi" - "die Torah ist nicht mehr im Himmel". Die Erklärung dafür ist wie folgt: Solange Mosche am Leben war, beriet er sich mit Haschem bezüglich allen schwierigen Torah-Gesetzen. Somit war Haschem der letztendliche Schlichter des Torah-Gesetzes. Solange Mosche noch lebte, war die Torah in dieser Hinsicht noch immer im Himmel. Am Tage, als Mosche starb, bekam das jüdische Volk die alleinige Autorität über jegliche Gesetzgebung der Torah. Dies ist es, was gemeint ist, mit "die Torah ist nicht mehr im Himmel". Diese neue Befugnis bzw. "Vollmacht", die das jüdische Volk erhalten hat, ist das Instrument, das sie verpflichtet, ihrer Bürgschaft (ehrenhaft) Folge zu leisten.
Chasal beschreiben die Beziehung zwischen G-tt und dem jüdischen Volk bei der Übergabe der Torah am Berg Sinai als eine von Braut und Bräutigam. Haschem war der Bräutigam und das jüdische Volk die Braut. Am Tage, als Mosche starb, formte sich eine neue Beziehung: Das jüdische Volk war der Bräutigam und die Torah war die Braut. Darauf spielt der Vers an, "Torah ziwa lanu Mosche Morascha Kehillat Ja'akow". Chasal sehen in dem Wort "Morascha" (Erbe) eine Anspielung auf das Wort "Me'orassa", was "verlobt" bedeutet. Das heisst, dass die Torah, die Mosche uns geboten hat, auch mit uns verlobt ist. Die Vorstellung von der Torah, die nicht im Himmel ist und der Torah, die zur Braut des jüdischen Volkes wurde, ist ein und dieselbe. Die Torah weist nun jeden Vater an, seinen Sohn Torah zu lehren, indem sie den Vers anführt, der diese neue Beziehung reflektiert.
An Schawuot feiern wir, dass die Bnej Jisrael zur Braut von Haschem wurden - während wir an Simchat Torah feiern, dass die Bnej Jisrael sich mit der Torah verlobt haben. Dies spiegelt sich auch in den Bräuchen dieses Tages wider. In den meisten jüdischen Gemeinden wird ein Repräsentant ausgewählt, der als Chatan Torah (Bräutigam der Torah) fungiert. Auch tanzen wir mit der Torah, wie ein Bräutigam mit seiner Braut tanzt.
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