Schewat/ Paraschat Beschalach

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Aus Sefer Hatoda’a - Das Jüdische Jahr. Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

Parschat Para – der Abschnitt über die Rote Kuh

Die dritte der 'Arba (vier) Parschiot' ist Parschat Para. Man liest sie am Schabbat, der vor Parschat Hachodesch kommt, ohne jegliche Unterbrechung zwischen den beiden. Wenn Rosch Chodesch Nissan auf Schabbat fällt, wird Parschat Para am letzten Schabbat im Adar gelesen. Fällt aber Rosch Chodesch Nissan während der Woche, wird Parschat Hachodesch am letzten Schabbat im Adar gelesen und Parschat Para am vorhergehenden Schabbat.

Am Schabbat Para werden zwei Torarollen ausgehoben. Zur ersten werden sieben Personen für den Wochenabschnitt aufgerufen, und aus der zweiten Rolle liest man für Maftir Parschat Para: 'Sot Chukat Hatora' (Bamidbar Kap. 19).

Nach Auffassung einiger Dezisoren ist das Vorlesen dieser Parscha eine Mizwa der Tora, und diese stützen sich auf den Vers 'Sot Chukat Hatora ascher ziwa Haschem lemordaber el Bnej Jisrael…' Der Vers erwähnt zuerst die Mizwa und dann folgt: Sprich zu den Kindern Israels... Dies bedeutet: Sprich – lese Israel dieses Gesetz vor. Obwohl man zu allen vier Parschiot keinen Jüngling unter Bar Mizwa zu Maftir aufruft, nimmt man es bei Parschat Para (zusätzlich zu Parschat Sachor) besonders streng, und dies aus dem oben angegebenen Grund. Denn der Minderjährige ist ja von der Mizwa noch befreit, und so kann er andere nicht von der eigenen Erfüllung der Pflicht befreien.

Der Sinn des Vorlesens dieser Parscha gerade vor Nissan ist es, alle, die sich mit Toten verunreinigt haben, daran zu erinnern, sich rechtzeitig mit der Asche der Para Aduma (roten Kuh) zu reinigen, damit sie das Pessachopfer darbringen können. Denn wer tamej (verunreinigt) ist kann das Pessach-Opfer nicht darbringen. So wird diese Vorlesung lange genug vor Pessach vorgenommen, dass sogar diejenigen, die weit von Jeruschalajim wohnen und sich bereits am Rosch Chodesch Nissan auf den Weg machen, genügend Zeit haben, sich über die Reinheitsgesetze instruieren zu lassen. Die Reinigung mit der Asche dauert mindestens sieben Tage.

Nun ist zwar das Heiligtum unserer Sünden wegen zerstört, und wir haben weder den Opferdienst noch das Reinigungsritual. Trotzdem halten wir an diese Lehren fest und lernen die Vorschriften zur festgesetzten Zeit. Es wird dann so angesehen, als ob wir uns von unserer Verunreinigung gereinigt hätten, um die Opfer zur rechten Zeit bringen zu können.

Im Talmud Jeruschalmi heisst es: Es wäre richtig, Parschat Hachodesch vor Parschat Para zu lesen, denn das Mischkan (Stiftszelt) wurde am ersten Nissan aufgestellt (Parschat Hachodesch wurde Mosche am ersten Nissan mitgeteilt), und die (erste) Rote Kuh wurde erst am zweiten Nissan verbrannt. Warum ist nun das Lesen von Parschat Para nun doch vor Parschat Hachodesch? Weil es sich um die Reinigung von Jisrael handelt, damit sie die Pessachopfer zur rechten Zeit bringen können und nicht auf Pessach Schejni (14. Ijar) verschoben werden müssen.

Para Aduma – der 'Schoresch' (die Wurzel) aller Reinigungen

Die Reinigung durch die Asche der Roten Kuh fordert die Tora nur von diejenigen, die sich durch die Berührung mit Toten verunreinigt haben. Für alle anderen Verunreinigungen gibt es in der Tora spezifizierte Vorschriften, in der Regel nur das Untertauchen in der Mikwa. Hingegen ist für den durch Berührung mit Toten Verunreinigten nur die Reinigung mit der Asche der Roten Kuh möglich (zusätzlich zur Reinigung in der Mikwa).

Diese Mizwa wurde Israel am Rosch Chodesch Nissan gegeben, im zweiten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten, am Tage der Errichtung des Mischkan (Stiftszelt) [Talmud Traktat Gitin 60a]. In diesem Jahr musste sich ganz Israel der Reinigung mit der Asche der Roten Kuh unterziehen, auch wenn sie nicht mit Toten in Berührung gekommen waren. Sie hatten sich alle durch das ‘Goldene Kalb’ schuldig gemacht, und Verunreinigung durch Götzendienst wird der Verunreinigung durch Tote gleichgestellt. Nachdem G"tt ihnen dann wieder verziehen hatte und Er ihnen befahl, ein Stiftszelt zu bauen, damit Er in ihrer Mitte wohnen könne, gab Er ihnen diese Mizwa als Mittel der Reinigung für alle Arten der Verunreinigung, sei es durch Berührung mit einem Toten oder durch Götzendienst. Ist doch die (geistige) Verunreinigung Ursprung (Wurzel) des Todes in der Welt.

Da nun die Mizwa der Reinigung mit der Asche der Roten Kuh 'Wurzel' für die Reinigung Israels geworden ist, wurde gerade sie wichtiger bewertet als alle anderen Formen der Reinigung.

Betritt ein Mensch einen Ort, von dem man ganz bestimmt weiss, dass dort keine Toten begraben sind, muss er keine weiteren Bedenken haben, es könne sich in tieferen Schichten ein Grab befinden. Er wird als rein betrachtet.

Ebenso wird jede Person, die mit der Asche der Roten Kuh besprengt wurde, als rein angesehen, und kann somit auch andere reinigen. Jedoch ist eine Bedingung damit verbunden: Dass die 'erste Wurzel der Reinigung', das heisst die exakte Ausführung und Vorbereitung der Asche der Roten Kuh in allen ihren Einzelheiten vollkommen befolgt worden ist und ganz sicher nicht verunreinigt wurde.

Genau wie vor Jom Kippur, wenn der Hohepriester sich auf den grossen Tag vorbereitete, er sieben Tage lang von seinem Haus abgesondert werden musste, so musste auch der Kohen, der mit der Verbrennung der Roten Kuh beschäftigt war, sieben Tage lang vor der Verbrennung von seinem Haus entfernt bleiben. Während dieser Zeit befand er sich in einer besonderen Kammer, die man 'Stein-Kammer' nannte. Diese ganze Kammer und ihre Geräte wurden ausschliesslich aus Stein oder Erde, Materialen, die für Tum’a (Unreinheit) unempfänglich sind, hergestellt. An jedem der sieben Tage wurde von allen Aschen – auch von den vorherigen Kühen - auf den amtierenden Kohen gesprengt, um ihn vor jeglicher, auch unbewusster, Unreinheit zu reinigen.

Nur eine Person, die niemals in Berührung mit Toten gekommen war, durfte diese Asche auf den amtierenden Kohen sprengen. Alle Sprenggefässe mussten aus Stein sein, weil dieses Material für Tum’a unempfänglich ist.

Von der Zeit an, als diese Mizwa dem Volk gegeben wurde, bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels, gab es im Ganzen nur neun Rote Kühe. Die erste war von Mosche Rabbejnu. Ihre Asche wurde noch während des ganzen Bestehens des Ersten Tempels benutzt, und ein wenig blieb noch bis nach seiner Zerstörung übrig. Die zweite war von Esra HaSofer (dem Schreiber), am Anfang des zweiten Tempels. Die übrigen sieben waren nach Esra bis zur Zerstörung des Heiligtums. Die zehnte wird von Maschiach gemacht werden, möge er uns bald erlösen! Wenn eine neue Kuh gemacht wurde, besprengte man den Kohen, der mit ihrer Verbrennung beschäftigt war, jeweils mit der aufbewahrten Asche der ersten Kühe.

Chukat HaPara – Das Gesetz der Roten Kuh

Viele Mizwot der Tora werden 'Chuka' (Gesetz ohne Logik) genannt, und man findet für diese keine Begründung. Die Begründungen wurden jedoch von Generation zu Generation den Weisen offenbart, angefangen bei Mosche Rabbejnu. Von der Mizwa der Roten Kuh aber heisst es: 'Sot Chukat Hatora', dieses ist ein Dekret der Tora, und das bedeutet: dieses, es ist kein anderes wie dieses.

'Wir haben gelernt: Wer immer sich mit der Vorbereitung der Roten Kuh beschäftigt, vom Anfang bis zum Ende, er und dessen Kleider sind unrein geworden, währenddessen die Kuh selbst andere reinigt (triftiger Widerspruch). G"tt sagte jedoch: Ich habe ein Gesetz verfasst, Ich habe ein Dekret erlassen, Mein Gesetz darfst du nicht übertreten!' (Jalkut Chukat 759)

'All dies versuchte ich mit Weisheit, ich dachte, ich könnte weise werden, doch sie ist so fern von mir' (Kohelet 7, 23). König Schlomo (Salomon) sagte: 'Ich habe Verständnis für die ganze Tora erreicht. Aber als ich zur 'Roten Kuh' kam, versuchte ich zu erklären, zu forschen und zu fragen, ich hoffte es zu verstehen, doch sie ist mir fern' (ibid).

'Wejikchu elecha', und sie sollen dir eine rote Kuh bringen. G"tt sagte zu Mosche: 'Dir will ich die Begründung offenbaren, aber für andere soll es eine 'Chuka' (ein unbegründetes Gesetz) bleiben.'

Der Weg Israels ist nicht der Weg der Nationen der Welt. Der Weg der Nationen ist es, ein Gesetz zu preisen und anzuerkennen, wenn sie eine Begründung dafür finden. Wenn sie die Begründung nicht kennen, verachten sie es. So oder so nehmen sie es mit ihren Verpflichtungen nicht allzu ernst, und beachten sie nicht. Sie üben scharfe Kritik gerade an dieser Mizwa der Roten Kuh. Der Satan und die Völker der Welt fragen: Was soll denn diese Mizwa, und was ist denn ihre Begründung?

Anders ist Israels Weg. Ob sie die Begründung der Mizwa verstehen oder nicht, sind sie bereit, das Joch aller Mizwot auf sich zu nehmen, und gerade eine Mizwa, die unverständlich ist, und nur als 'königliches Dekret' zu verstehen ist, wird von ihnen als besonders wertvoll betrachtet.

Da Israel sich an die Mizwot wie an königliche Gesetze hält, diese Gesetze demütig annimmt, einerlei, ob menschliche Begründungen sie anziehend machen oder nicht, werden sie mit einer neuen Schöpfung verglichen, die sich jenseits natürlicher Begrenzungen erheben kann. Mass für Mass: Ebenso wie sie sich entgegen ihrer Natur dem G"ttlichen Willen unterwerfen, so hebt auch G"tt ihretwillen Naturgesetze auf und lässt sie zu heiliger Höhe emporsteigen, die nach menschlicher Ansicht unverständlich ist.

Eine Anspielung in Bezug auf 'Para Aduma'

Obwohl die Bedeutung der 'Para Aduma' nur Mosche Rabbejnu bekannt war, haben unsere Weisen eine andeutende Erklärung dazu gegeben.

So sagten sie, dass die Rote Kuh als Sühne für die Sünde des Goldenen Kalbes ihre Bedeutung hat: Warum bringt man für (fast) alle Opfer nur männliche Tiere, und sie (die Rote Kuh) ist weiblich? Rabbi Eiwo sagte: Man kann dies mit dem Sohn einer Magd vergleichen, der den königlichen Palast beschmutzt hat. Da sprach der König: Die Magd möge kommen und den Unrat ihres Sohnes fortwischen. Genau so sagt G"tt: Es solle die Rote Kuh (Mutter) kommen und die schlechte Handlung des (goldenen) Kalbes sühnen [Jalkut Chukat 759, Raschi Chukat 19:22].

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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