Besondere himmlische Liebe bringt besondere Verantwortung mit sich
Pirkej Awot (Sprüche der Väter) Abschnitt 3, Mischna 18:
Er (Rabbi Akiwa) pflegte zu sagen – „Bevorzugt ist der Mensch, dass er im Ebenbild G’ttes erschaffen wurde. Ein grösserer Vorzug ist es, dass ihm kundgetan wurde, dass er im Ebenbild G’ttes erschaffen wurde, wie es heisst: ‚Denn im Ebenbild G’ttes hat Er den Menschen geschaffen' [Bereschit 9:6]. Bevorzugt (geliebt) ist das Volk Israel, dass sie Kinder des Allmächtigen genannt werden. Ein besonderer Vorzug ist es, dass ihnen bekannt gegeben wurde, dass sie Kinder des Allmächtigen genannt werden, wie es heisst: 'Kinder seid ihr dem Ewigen, eurem G’tt‘ [Dewarim 14:1].“
Die Mischna wählt einen Passuk aus Parschat Noach (Kapitel 9 in Bereschit), um den Vorzug des Menschen zu untermauern, dass er im Ebenbild G’ttes erschaffen wurde. Es scheint etwas sonderbar, einen Vers aus dem neunten Kapitel zu zitieren, wenn schon im ersten Kapitel der Torah ausdrücklich steht: "Und G’tt schuf den Menschen in Seinem Ebenbild, im Ebenbild G’ttes schuf Er ihn" [Bereschit 1:27]. Weshalb wählte Rabbi Akiwa einen Satz, der acht Kapitel später erscheint, um uns aufzuzeigen, dass der Mensch geliebt ist, weil er im Ebenbild G’ttes erschaffen wurde, und überspringt den ersten und klarsten Beweis der Tora?
Es erstaunt ebenso, dass der Tanna (Mischnahgelehrte) bis zur Mitte des Buches Dewarim geht, um zu beweisen, dass Haschem die Israeleliten als Seine Kinder (Banim) behandelt. Dies wird doch schon früher in der Tora erwähnt – im Buch Schemot – wo es steht: "Mein Sohn, mein Erstgeborener, Israel." [Schemot 4:22]
Raw Josef Dow Soloweitschik bringt dazu den folgenden wunderschönen Gedanken: Die 'Chibah Jeterah' (zusätzliche Liebe) welche Haschem den Menschen mehr als allen anderen Geschöpfen der Welt angedeihen lässt und die 'Chibah Jeterah' welche Haschem Israel mehr als allen anderen Völkern zeigt, kommt mit deren Verantwortung. Himmlische Liebe ist kein kostenloses Geschenk. Sie kommt mit einer Verpflichtung. Rabbi Akiwa liess bewusst die erste Erwähnung in der Tora aus, dass der Mensch im Ebenbild G’ttes erschaffen wurde und zitiert statt dessen den Pasuk in Parschat Noach, wo die Tora dies mit dem Verbot andere zu morden verbindet: "Wer Blut eines Menschen vergiesst, durch Menschen soll dessen Blut vergossen werden, denn im Ebenbild G’ttes schuf Er den Menschen." Wo gab Haschem den Menschen diese ‚Zusätzliche Liebe’ bekannt? Als Er ihnen besondere Verpflichtungen auferlegte.
Ähnlich verhält es sich bei der ‚Chibah Jeterah’ der Jehudim. Der erste Passuk, der vom Vater-Kind-Verhältnis zwischen dem Allmächtigen und uns spricht, ist ein kostenloses Geschenk. Er erscheint als Aussage zu Pharao. Rabbi Akiwa versucht Israel zu sagen, dass ihr besonderes Verhältnis mit Haschem sie zu einem Verhaltenskodex verpflichtet: Der Vers in Dewarim stellt eine solche Verbindung her: "Ihr seid Kinder des Ewigen, eures G“ttes, DESHALB sollt ihr euch nicht – um eines Toten willen – Einschnitte oder zwischen euren Augen (am Kopf) Kahlstellen machen." Die ‚Zusätzliche Liebe’ stammt von der Tatsache, dass Jehudim anders sind. Weil sie wie Kinder des Ewigen sind, müssen sie sich anders benehmen. Und wenn sie sich dementsprechend benehmen tut Er ihnen Seine besondere Liebe kund.
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Die Bearbeitung der Gedanken zu Pirkej Awot erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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