Die Reihenfolge stimmt doch (Rav Frand Bereschit 5782 – Beitrag 2)

Die Reihenfolge stimmt doch
Als Resultat der Beteiligung an der Sünde des Ejz haDa’at (Baum der Erkenntnis / des Wissens), wurden alle Beteiligten – Adam, Chawa (Eva) und die Schlange, bestraft. Chawas Strafe wird im folgenden Passuk beschrieben: "Zur Frau sagte Er: Ich werde vervielfachen deinen Schmerz und deine Mutterschaft; unter Schmerz wirst du Kinder gebären..." [Berejschit 3:16].
Raschi erklärt den Ausdruck "deinen Schmerz und deine Mutterschaft" (Izwojnech weHejronech) als den Schmerz der Kindererziehung (Izwojnech) und der Schmerz der Schwangerschaft (Hejronech).
Wir verstehen sehr wohl, was der Schmerz der Kindererziehung als auch jener der Schwangerschaft bedeuten. Die Reihenfolge dieses Fluches scheint aber entgegen der biologischen Realität zu sein. Weshalb erwähnt die Torah zuerst "Izwojnech" (der Schmerz der Kindererziehung) und erst danach "Hejronech" (der Schmerz der Schwangerschaft)? Eigentlich leiden Frauen doch zuerst unter Schwangerschaft und Geburt und erst danach unter dem Schmerz der Kindererziehung!
Rav Re’uwen Margulies lehrt die korrekte Interpretation dieser Raschi:
Der Talmud [Sanhedrin 38b] beschreibt den Ablauf der Ereignisse am sechsten Tag der Schöpfung: "...in der siebten Stunde wurde dem Adam seine Frau, die Chawa, erschaffen; in der achten Stunde bestiegen sie das Bett zu zweien und verliessen es zu vieren (Kajin und Hewel wurden empfangen und geboren) im Midrasch Raba [Bereschit 22:2] steht das es sieben waren, Kajin und eine Zwillingsschwester, Hewel und zwei Zwillingsschwestern (so zitiert es auch Raschi, Bereschit 4.2); in der neunten Stunde wurden sie gewarnt nicht vom Baum zu essen; in der zehnten Stunde sündigten sie; in der elften Stunde wurden sie gerichtet; und in der zwölften Stunde wurden sie aus dem Garten Eden vertrieben..."
Mit anderen Worten, nicht nur Adam und Chawa wurden auf eine wundersame Art erschaffen, sondern auch ihre ersten zwei (oder fünf) Kinder. Chawa war keine neun Monate schwanger. Innerhalb weniger als einer Stunde wurde sie mit den zwei (fünf) Kindern trächtig und gebar sie! Mit dieser ersten Erfahrung waren keine Schmerzen von Schwangerschaft oder Geburt verbunden. Keine morgendliche Übelkeit, kein Magenbrennen und keine anderen Probleme!
Doch nach dieser ersten Geburtserfahrung (in der achten Stunde), wurde Chawa durch Haschem verwünscht (in der elften Stunde): " Du wirst Schmerzen haben von der Kindererziehung (Izwojnech) und von der Schwangerschaft (Hejronech)." Und dies ist auch was geschah. Zuerst hatte sie den Schmerz der Kindererziehung (Za‘ar Gidul Banim), als sie Kajin und Hewel erzog und in späteren Schwangerschaften hatte sie auch Schwangerschaftsbeschwerden (Hejronech). Die Reihenfolge im Vers stimmt also ganz genau!
Quellen und Persönlichkeiten:
- Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tana’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).
- Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
- Rav Re’uwen Margulies (1989-1971); Lemberg/ Lvov (Galizien, heute Ukraine), Tel Aviv (Israel). Talmud-Gelehrter, Leiter der Rambam-Bibliothek. Er besass ein fotografisches Gedächtnis. Autor von über 55 Werken zur Thora, zum Talmud, zum Rambam, zur Kabbala, Biographien bedeutender jüdischer Persönlichkeiten, etc.
________________________________________________________________________________________________________
Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
_________________________________________________________
Copyright © 2021 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.
Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.com
Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.
Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.
What do you think?
Send us feedback!
- /parascha/12-bereschit/1940-der-mond-lieferte-ein-klassisches-beispiel-einer-ehrlichen-reue-rav-frand-bereschit-5784-beitrag-1.html
- /parascha/12-bereschit/1758-die-unheimliche-kraft-des-jezer-hara-boesen-triebes-rav-frand-zu-paraschat-bereschit-5782-beitrag-1.html