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Die Ablehnung des einzigen G-ttes führt zu Uneinigkeit - Rav Frand, Noach 5784 - Beitrag 2

Rav Frand zu Paraschat Noach 5784 – Beitrag 2

 

Ergänzungen: S. Weinmann

 

Die Ablehnung des einzigen G-ttes führte zu ewiger Uneinigkeit

Ein weiterer Gedanke, den ich betrachten möchte, stammt von Rabbi Jerucham Levovitz. Am Ende der Parascha wird von den Ereignissen rund um die Menschen in Bawel (Babylonien) gesprochen (Bereschit 11:1-9). Sie wollten einen Turm bauen, welcher bis zum Himmel reiche. Jeder sprach die gleiche Sprache. Das Ende der Geschichte kennen wir: „Wir wollen einen Turm bauen; wir wollen gegen G’tt kämpfen.“ Der Herr der Welt stieg hinab, brachte ihre Sprache durcheinander und schliesslich waren sie nicht mehr imstande, miteinander zu kommunizieren.

Diese Geschichte ist nett. Sie ist bekannt. Die meisten bemerken jedoch nicht, dass diese Geschichte die Geschichte der Weltgeschichte ist. Diese Begebenheit ist eine der folgenschwersten Ereignisse der Menschheitsgeschichte. Was sagt uns diese Begebenheit?

Die Erzählung beginnt so: „Und siehe, die ganze Welt redete eine Sprache.“ Raschi stellt fest, dass dies „Laschon Hakodesch – die heilige Sprache“ war. Gemäss G’ttes „grossem Plan“ sollte unter den Menschen Einigkeit herrschen. Eine der grössten Segnungen, welche der Allmächtige der Menschheit angedeihen liess, war, dass unter den Menschen und den Völkern Einheit herrschte.

G’tt ist Eins. Seine Einheit, seine Einzigkeit beschreibt Ihn. Gemäss dem grossen Plan der Welt, sollte diese Einheit Folgendes widerspiegeln: Ein G’tt – eine Sprache. Hätte es die Gesellschaft geschafft, ein Umfeld von einem G’tt und einer Sprache beizubehalten, wären die Menschen miteinander ausgekommen. Die Menschen von Bawel lehnten sich gegen dieses Konzept auf. Sie wehrten sich gegen „einen G’tt“. Sie planten, einen Turm bis zum Himmel zu bauen und gegen diesen „einen G’tt“ zu kämpfen. „Wir wollen Auswahl. Wir wollen nicht auf „einen G’tt“ angewiesen sein.“

G’tt entgegnete: „Ich gab euch die Quelle für den grössten Segen der Welt und ihr schätzt sie nicht. Ihr habt euch gegen die „Einheit“ aufgelehnt. Ich will euch mit einem ausserordentlich schlimmen Fluch bestrafen. Ich werde euch verschiedene Sprachen geben.“ G’tt lässt den Sünder auf seinem Weg weitergehen. Nachdem sie die Einheit abgewiesen hatten, wurde ihnen gerade diese durch den „Fluch“ der verschiedenen Sprachen vorenthalten.

Ich sah einmal eine Statistik, die besagt, dass in die Lebenszeit eines Menschen über 500 Kriege fallen. Wir zählen augenscheinlich nicht nur die „grossen“ Kriege (wie beispielsweise den 2. Weltkrieg, die Kriege in Korea, in Vietnam, im Irak, im Nahen Osten, Golfkriege etc.). Wir betrachten auch die „kleinen“ Kriege (wie beispielsweise Bosnien, Nicaragua, Osttimor, Ruanda, Burundi), die sicherlich auch Kriege genannt werden können. Wieso kämpfen die Menschen gegeneinander? Die Serben haben die Kroaten nicht gern; die Kroaten mögen keine Serben. Man kann „die Mitspieler buchstäblich nicht mehr ohne Nummernplan auseinanderhalten“. Es ist so komplex, dass man schon gar nicht mehr weiss, für wen man Partei ergreifen soll.

Woher kommt das? Wieso bringen sich die Indonesier und die Bewohner von Osttimor gegenseitig um? Wieso töteten sich die Nordiren gegenseitig seit hunderten von Jahren? Rund um den Globus gibt es noch eine Unmenge solcher Ereignisse.  Die Menschen kommen nicht miteinander aus. Der Hauptgrund für diese Streitigkeiten sind Meinungsunterschiede zwischen den Völkern. Wann fing das alles an? Alles Begann mit ihrer Ablehnung der „Einheit“. Als Strafe nahm der Allmächtige den Menschen von Bawel und den siebzig Völkern, die sich von diesem historischen Ausgangspunkt an bildeten und zerstreuten, die Einheit weg.

Ab dem Ereignis beim Turm von Bawel hörten die Menschen auf, miteinander zu kommunizieren, die verschiedenen Kulturen gingen ihre eigenen Wege. Kampf und Streit wurden unvermeidlich.  Die Hoffnung, dass es eines Tages ein geeinigtes Europa mit einer einheitlichen Sprache geben wird, wird nie zustande kommen. Es wird wegen dem Fluch, der wegen dem Turm zu Bawel auf die Erde kam, nie gelingen. Die Menschheit hatte die Möglichkeit zur Einheit, aber die Chance wurde vertan. G’tt machte klar, dass die Menschheit auf alle Ewigkeit mit der Uneinigkeit, die sie selbst gewählt hatte, leben muss.

Es gibt bei uns in den USA eine Bewegung, die Englisch zur nationalen Pflichtsprache machen will. Alle Dokumente sollen nur noch in Englisch gedruckt werden dürfen. Was ist der Grund für diese Bemühungen? Der Grund liegt in der Erkenntnis, dass eine Vielzahl von Sprachen der erste Schritt für das Zerbrechen einer Gesellschaft ist. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Kanada noch zu unseren Lebzeiten wegen dem Gegensatz zwischen Englisch- und Französischsprechenden in verschiedene Landesteile auseinanderbrechen wird. Der Fluch dieser Parascha verfolgt die Menschheit auch in der heutigen Zeit. Wenn „Haschem Echad“ („G’tt ist Eins“) abgelehnt wird, ist das Ergebnis eine Welt, wie wir sie durch die ganze Geschichte bis zum heutigen Tag beobachten können.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Rabbi Jerucham Halevi Leibowitz (Levovitz) (1874 - 1936): Einflussreicher Denker, Maschgiach (Leiter und geistiger Ratgeber) der Jeschiwa in Mir, Litauen. Verfasser vieler Werke, u.a. Da’at Chochma uMussar und Da’at Tora zum Chumasch.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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