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Chessed bedeutet mehr, als einem anderen den Magen zu füllen (Rav Frand, Wajera 5783 - Beitrag 1)

Rav Frand zu Paraschat Wajera 5783 – Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann

Chessed bedeutet mehr, als einem anderen den Magen zu füllen

Es gibt einen wundersamen Tossafot Schanz zum Talmud Traktat Sotah [10b]. Die Torah sagt, dass Awraham einen „Ejschel“ in Be’er Schewa pflanzte. [Bereschit 21:33] Unsere Weisen erklären, dass dies eine Art Hotel war. „Ejschel“ (Alef-Schin-Lamed) ist eine Kurzform von Essen (Achilah), Trinken (Schtijah) und Übernachten (Linah). Awraham wollte immer Gäste empfangen. Der Tossafot Schanz zitiert einen Midrasch: Awraham verlangte von seinen Gästen (statt einer Rechnung), dass sie G’tt preisen sollen - als Ausdruck der Anerkennung und Dankbarkeit für alles, was sie erhalten hatten.

Der Midrasch sagt, dass es Gäste gab, die sich weigerten, G’tt ihren Dank auszusprechen. Das widersprach ihrem „religiösen Gefühl“. In solchen Fällen schrieb ihnen Awraham eine Rechnung und verlangte einen saftigen Preis.

Awraham trieb keinen Wucher. Er verlangte angemessene Preise. Es war nicht billig, Wasser und alle die Köstlichkeiten, welche Awraham mit seinem Ejschel in der Wüste zur Verfügung stellte, zu beschaffen! Nachdem er ihnen die saftige Rechnung vorgelegt hatte, gab er ihnen noch eine zweite Chance: Entweder zahlen oder benschen (das Tischgebet sagen). Was geschah? Zweifellos war die Antwort in diesem Moment: „Wir wollen eher benschen.“ Was will dieser Midrasch sagen? Verhielt sich Awraham wie ein Wegelagerer? War er - G’tt behüte - ein Gauner?

Der Schemen HaTov erläutert, dass der Midrasch genau das Gegenteil aufzeigen möchte, dass Awraham absolut nicht am Geld der Reisenden interessiert war. Es gibt auf dieser Welt zwei Arten von Menschen: Menschen, die etwas schätzen, das man schätzen sollte und Menschen, die dies nicht tun. Menschen, die das Leben schätzen und dankbar sind für alle Wohltaten, die man ihnen erbringt, ihnen muss man nicht in den Kopf hämmern, dass man ihnen einen Gefallen gemacht hat. Aber es gibt andere, die erst dann zur Einsicht kommen, welche Wohltaten und Gefallen sie empfangen haben, wenn man es ihnen nicht klipp und klar sagt. Sie waren sich nicht bewusst, was es kostete, mitten in der Wüste Essen, Trinken und eine Schlafgelegenheit für sie zur Verfügung zu stellen und nahmen dies als selbstverständlich hin, bis Awraham ihnen die genaue Rechnung vorlegte. Auch die Tatsache, dass G’tt ihnen alle ihre Bedürfnisse erfüllte, war für sie eine Selbstverständlichkeit.

Awraham war ein wahrer Ba’al Chessed. Es ist nicht unbedingt nur das Essen, welches die grösste Wohltat darstellt, die ein Mensch einem anderen geben kann. Die grösste Güte ist es, den anderen G’tt näher zu bringen. Mit dieser Art von Chessed war Awraham unaufhörlich beschäftigt. Wenn es bei gewissen Arten von Menschen notwendig war, mittels einer hohen Rechnung klarzumachen, dass es einen Schöpfer gibt, so machte Awraham dies. Er war nicht an Geld interessiert. Er tat, was er konnte, um die höchste Form von Chessed zu erfüllen: Menschen G’tt näher zu bringen. Der grösste Chessed ist nicht, nur dem Anderen den Magen zu füllen, sondern etwas für seine Seele zu tun.

Awraham war für zwei Eigenschaften bekannt: Er war die Verkörperung eines Ba’al Chessed und er war der erste Mensch, der in Kiruv (dem Zurückbringen zu G’tt) tätig war. Dies sind jedoch keine verschiedenen Tätigkeiten. Seine Kiruv-Tätigkeit war ein wesentlicher Teil seiner Wohltätigkeit. Der Ba’al Chessed, der sich um den Magen des anderen kümmert, ist derselbe, der sich auch seiner Seele annimmt.

Quellen und Persönlichkeiten:

Rabbi Schimshon ben Awraham von Schanz (ca. 11501214) war einer der bedeutendsten "Tossafisten" (Talmuderklärer) des 12. und 13. Jahrhunderts. Seine Erklärungen werden in vielen Traktaten innerhalb der Tossafot-Erklärung zitiert. Bei einigen Traktaten jedoch haben wir seine Erklärung zum Talmud – Tossafot Schanz - als separates Werk. Er schrieb auch eine bedeutende Erklärung zur Mischna (bekannt als "Rasch"). Am Ende seines Lebens war er an der "Allijat Ba’alej Tossafot" beteiligt, einer Gruppe von 300 Rabbiner, die nach Erez Jisrael auswanderten. Seine Grabstätte befindet sich auf dem alten jüdischen Friedhof von Haifa.

  

Schemen HaTov: Rabbi Dov Weinberger; zeitgenössischer Autor; Rabbi in Brooklyn, New York.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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