Sarah hätte 'Amen' sagen sollen - Rav Frand, Wajera 5784 - Beitrag 1

Raw Frand zu Paraschat Wajera 5784 – Beitrag 1
Sarah hätte 'Amen' sagen sollen
Die dieswöchige Parascha beinhaltet einen ungewöhnlichen Kommentar des Ramban (Nachmanides).
Sarah bekam die Botschaft der "Gäste" mit, die ihrem Ehemann verkündeten, dass sie in einem Jahr ein Kind haben werde. Sie lächelte in Ihrem Innern und sprach zu sich: "Nachdem ich welk geworden, sollte ich wieder jugendlich werden? Und mein Mann ist (auch) alt!" [Bereschit 18:12]
Anscheinend war Haschem über diese Reaktion sehr unzufrieden. Im nächsten Passuk fragt der Ewige Awraham, "Weshalb lacht denn Sarah und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, da ich doch alt geworden bin?' Sollte dem Ewigen irgendetwas zu schwer sein? Zur gleichen Zeit werde ich nächstes Jahr wiederkommen, da wird Sarah einen Sohn haben.“ [Bereschit 18:13-14]
Der Ramban [Bereschit 18:15] fragt, weshalb Haschem über Sarahs recht verständliche Reaktion aufgebracht war. Die "Botschaft", die sie gehört hatte, wurden ihnen (nach ihrem Wissen) nicht durch g-ttesfürchtige Menschen überbracht. Soweit sie wussten, hatte ihnen ein götzendienender Araber diese Nachricht überbracht.
Stellen wir uns vor, wir gehen auf der Strasse und irgendein Verrückter tritt auf uns zu und erklärt, dass wir bald im Lotto gewinnen würden. Sollten wir nach einer solchen Nachricht uns verbeugen und Haschem Dank aussprechen? Wahrscheinlich würden wir diesen „Gute-Nachricht-Überbringer" als einen Irren einstufen!
Im Hause Sarahs gingen jeden Tag solche Charaktere ein und aus. Weshalb machte Haschem ihr dann einen Vorwurf, dass sie die Neuigkeit nicht ernst nahm? Sie wusste nicht, dass es eine Bote G-ttes, ein Engel, war. Sie dachte, der wäre wohl verrückt!
Der Ramban lehrt uns eine interessante Lektion. Er sagt, Sarah hätte "Amen!“ sagen sollen. „Möge dies Haschems Wille sein!"
Also sollten wir das nächste Mal, wenn wir einem Bettler auf der Strasse eine Münze geben und der uns sagt "Du sollst die staatliche Lotterie gewinnen", „Amen“ antworten!
Wenn wir dies unterlassen, so könnte Haschem uns Vorwürfe machen.
Jemand zitierte eine unglaubliche Geschichte über den Steipler Gaon, die zu diesem Thema passt. Jemand kam zum Steipler und bat ihn um eine Beracha für seine Tochter. Sie war 27 Jahre alt und brauchte dringend einen Schidduch (Heiratspartner).
Der Steipler fragte, ob es seine erste Tochter sei. Der Mann antwortete, es sei seine dritte Tochter. Dann fragte der Steipler, ob er, der Vater, nach ihrer Geburt einen Kiddusch gemacht hätte, um dies zu feiern. Der Mann gab zu, dass er zwar für seine zwei älteren Töchter jeweils einen Kiddusch gemacht hatte, jedoch nicht bei seiner dritten Tochter, wegen verschiedener Umstände.
Hierauf riet ihm der Steipler dann, einen Kiddusch für seine 27-jährige Tochter zu machen. Er sagte, "Wenn du einen Kiddusch machst, kommen Menschen und geben dir und deiner Tochter Berachot. Sie wünschen Masal Tow. Sie äussern alle möglichen guten Wünsche. Heute ist es üblich dem Vater eines neugeborenen Mädchens zu wünschen, dass er schnell einen Schidduch für sie finden solle. Menschen wünschen solche Dinge bei diesen Gelegenheiten. Vor siebenundzwanzig Jahren hast du deiner Tochter diese Berachot vorenthalten. Du weisst nie, woher die Beracha kommt, die im Himmel erhört wird. Haschem hat alle möglichen Wege, um die Beracha eines Bekannten zur Wirkung zu bringen."
Der Steipler fuhr fort, "Wer weiss, vielleicht hatte es einen Nachbarn, oder jemand anders in Schul (Synagoge), den du hättest zum Kiddusch einladen können. Er wäre gekommen und hätte ein Stück Kuchen und ein wenig Kugel genommen. Er hätte einen 'Lechajim' gemacht und einen Whiskey getrunken und dir dann gewünscht: 'Es soll einfach sein, sie aufzuziehen und du sollst ihr einen guten Schidduch finden und sie mit einem Talmid Chacham (Tora-Gelehrten) verheiraten'. Du hättest mit “AMEN!" antworten können. Doch du hast dies unterlassen. Du hast alle diese Berachot deiner Tochter vorenthalten. Geh jetzt und mache einen Kiddusch für deine Tochter."
Das Ende der Geschichte ist; der Vater machte einen späten Kiddusch und die Tochter verlobte sich bald darauf.
Dies ist genau, was der Ramban meint. Der Vorwurf war nicht, dass Sarah nicht an die Beracha GLAUBTE, die der Araber gab. Der Vorwurf war, dass sie nicht HOFFTE, dass sie wahr werden würde. Der Vorwurf war, dass sie nicht mit "Amen" geantwortet hatte.
Quellen und Persönlichkeiten:
Ramban: Rabbi Mosche ben Nachman – "Nachmanides" (1194 - 1270); Gerona, Spanien; Erez Jisrael; einer der führenden Toragelehrten (Rischonim) des Mittelalters, einer der Haupterklärer des Chumasch (fünf Bücher Moses), wie Verfasser weiterer Werke in Haschkafa (Kitwej haRamban) und Abhandlungen zum Talmud.
Rabbi Ja’akow Jisrael Kanievsky (auch bekannt als der „Steipler“; 1899 - 1985): Rosch Jeschiwa und Gelehrter in Rogatschow und Pinsk (Weissrussland) sowie in Israel. Er war einer der grössten zeitgenössischen Tora-Gelehrten und Zaddikim. Tausenden wurde durch seinen Segen oder Ratschlägen geholfen. Verfasser von vielen Werken, wie „Kehilot Ja’akov“ zu den Traktaten des Talmud Bawli, etc.
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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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