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Awrahams Versprechen bindet künftige Generationen; das Versprechen von Awimelech nicht - Rav Frand, Wajera 5784 - Beitrag 2

Raw Frand zu Paraschat Wajera 5784 – Beitrag 2

Awrahams Versprechen bindet künftige Generationen; das Versprechen von Awimelech nicht

Gegen Ende unserer Parascha (Wochenabschnitt) sagte Awimelech zu Awraham: "Ich sehe, G’tt ist mit dir in allem, was du tust. Schwöre mir nun hier bei G‘tt, dass du nicht treulos handeln wirst, an mir, meinen Kindern und Enkeln. Die Gnade, die ich dir erwiesen, sollst du auch mir erweisen und dem Land, in dem du als Fremdling weilst." [21:22 - 23]. Awraham stimmte den Bedingungen dieses Eides zu.

Wenn wir die Vertragsbedingungen anschauen, so war dies klar ein einseitiger Handel. Awraham schwor, dass er gut zu Awimelech und seinen Kindern und seinen Grosskindern sein werde und er nahm auch eine Verpflichtung für seine Nachkommen gegenüber Awimelech und dessen Nachkommen auf sich. Andererseits nahm Awimelech nur eine persönliche Verpflichtung gegenüber Awraham auf sich. Er nahm jedoch keine Verpflichtung für seine Kinder auf sich und er versprach nicht einmal gut zu den Kindern und Grosskindern Awrahams zu sein. Der Vertrag beruhte nicht auf Gegenseitigkeit.

Rabbiner Samson Rafael Hirsch erklärt den Grund für dieses Ungleichheit. Awimelech war es klar, dass Awraham imstande war, eine Zusage zu machen und sicher zu sein, dass seine Kinder und Grosskinder sich daran halten würden. Awimelech wusste ebenfalls ganz genau, dass etwas, was er versprechen würde, für seine Kinder NICHT bindend wäre.

Jüdische Lebenseinstellung ist es, den Überlieferungen unserer Eltern und Grosseltern zu folgen. Unsere Tradition dreht sich um das Weitergeben. Wir vertrauen darauf, dass Enkel und Urenkel kommen werden, die das Wort ihres „Saiden“ (Grossvater) respektieren. Dies war überhaupt der Grundgedanke von Awraham: "denn ich liebe ihn, weil er seinen Kindern und Hausgenossen nach ihm befiehlt, den Weg G'ttes einzuhalten" ("lischmor Derech Haschem") [18:19]. Sogar Awimelech begriff, dass Awraham derartige Zusagen machen konnte, er aber nicht. Awimelech war nicht sicher, wie seine Kinder sich entwickeln werden, von seinen Grosskindern ganz zu schweigen.

In der Parascha dieser Woche wurde Awraham der Befehl für die Akejda (die Opferung seines Sohnes Jizchak) gegeben. Awraham erklärte, dass er dazu bereit sei, und er machte sich mit seinem Sohn Jizchak auf den Weg.

Aber halten wir doch einen Augenblick inne – Jizchak war kein dreijähriges Kind. Er war bereits 37 Jahre alt. Hätte der Vater seinem Sohn vor der Abreise den Zweck ihrer Reise nicht zumindest erwähnen sollen? Die Antwort darauf ist, dass es für ihn gar keinen Grund dafür gab. Er WUSSTE, mit wem er es zu tun hatte, genau, wie er einen Eid schwören konnte, dass seine Kinder und Grosskinder sich an seine Abmachungen halten würden. Er wusste, dass seine Erziehung von Erfolg gekrönt war. Es war für ihn ausser Zweifel, dass Jizchak ebenso wie er bereit war, den               g-ttlichen Befehl auszuführen.

Rabbi Ja'akov Kamenetsky szl. reiste in höherem Alter in Begleitung einer seiner Söhne nach Israel. Während des langen Fluges kümmerte sich der Sohn mit Hingabe um alle möglichen Bedürfnisse seines Vaters. Im Flugzeug sass ein anderer Mann in der Nähe der Kaminetzkys. Im Laufe der Zeit stellte Rav Ja’akov fest, dass sich der Mann immer mehr ärgerte. Schlussendlich fragte Rav Ja’akov: "Störe ich Sie? Mache ich etwas falsch?"

Der Mann antwortete: "Ich halte es nicht aus, wenn ich sehe, wie Ihr Sohn Sie behandelt. Ich weiss, wie schlecht es mir erginge, wenn ich 87 Jahre alt wäre und auf die Betreuung meines Sohnes angewiesen wäre. Es macht mich ganz einfach verrückt, zuzuschauen, wie gut Ihr Sohn sie betreut und mir bewusst zu sein, wie schlecht mein eigener Sohn sich mir gegenüber benimmt und benehmen wird.“

Rabbi Ja’akov Kamenetsky war – im Geiste der Schüler von Awraham – imstande, Generationen grosszuziehen, die ihre alten Eltern und Grosseltern achteten. Leider schwächt sich diese einst stolze Tradition in der heutigen Zeit nicht nur in der allgemeinen Bevölkerung, sondern auch (wegen der Assimilation und kulturellen Anpassung) im jüdischen Volk ab. Der Ursprung dieser Tradition zeigt sich in der Parascha dieser Woche. Ein Grossvater kann ein Versprechen abgeben, im sicheren Wissen, dass seine Grosskinder ihm bis zum letzten Buchstaben treu sein werden.

 

Quellen und Persönlichkeiten:

Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888): Frankfurt am Main, Führer der Deutsch-Jüdischen Orthodoxie. Verfasser von unzähligen Werken zur jüdischen Weltanschauung, zum Chumasch und Tehilim (Psalm), etc.

Rabbi Ja'akov Kamenetsky (1891-1986); Minsk, Slobodka, Seattle, Toronto und New York. War Rabbiner, Rosch Jeschiwa, Possek und grosser Talmudgelehrter. Rosch Jeschiwa von Tora We’Daat, Brooklyn. Zusammen mit Rabbi Mosche Feinstein leitete er das amerikanische Judentum in Fragen der Halacha und in spirituellen Führung bis 1986, als beide Grössen starben. Verfasser von verschieden Werken, wie Emet leJa’akov zum Schulchan Aruch und Erklärungen zum Chumasch.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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