Wisse: Auch du kannst Schmerz und Stress bewältigen (Rav Frand, Chaje Sara 5779 - Beitrag 1)
Wisse: Auch du kannst Schmerz und Stress bewältigen
„Und Sara starb in Kirjat Arba, das ist Chewron im Lande Kena’an; und Awraham kam, um sie zu beweinen und zu betrauern.“ [Bereschit 23:2]
Raschi erwähnt eine bekannte rabbinische Überlieferung, die erklärt, wieso anschliessend an die Erzählung von der Akejda (die Bindung und beinahe erfolgte Opferung Jizchaks), der Bericht über Sara’s Tod folgt. Dies lehrt uns, dass Sara vor Schreck starb, als sie hörte, in welcher Lebensgefahr sich Jizchak befunden hatte.
Wie stand es um Awraham und Jizchak? Beide hatten die Bindung Jizchaks direkt miterlebt. Wie schafften sie es, diese seelische Erschütterung heil zu überstehen? Diese dramatischen Ereignisse mussten für sie ja noch unmittelbarer und furchterregender gewesen sein als für Sara. Augenscheinlich ging es ihnen nach diesem Erlebnis nicht schlecht. Sara vernahm dieses Ereigniss nur aus zweiter Hand und starb aus Angst und dies obwohl sie wusste, dass Jizchak in Sicherheit war. Sie konnte damit nicht umgehen. Warum?
Gemäss unseren Weisen war die Prophetie von Sara auf einer höheren Stufe als die ihres Ehemanns Awraham - dies verstärkt die Frage noch mehr! Selbstverständlich dürfen wir Sara im Vergleich mit Awraham nicht geringschätzen, weil sie diesen vergleichsweise kleinen Schrecken nicht verarbeiten konnte.
Rav Chajim Schmulewitz erklärt die ungleiche Reaktion mit einer Talmudpassage aus dem Traktat Awoda Sara. Dort sagt die Gemara [3a]: „Ejn HaKadosch Baruch Hu ba beTrunja im Berijotaw“. („G’tt gibt seinen Geschöpfen nichts, was sie nicht ertragen können“.) Jedermann ist imstande den ganzen Stress, alle Herausforderungen oder Prüfungen im Laufe seines Lebens erfolgreich zu überstehen. Ob ein Mensch eine Prüfung wirklich besteht oder nicht, steht auf einem anderen Blatt; grundsätzlich übersteigt sie seine Möglichkeiten jedoch nicht. Wenn G’tt uns eine schwierige Aufgabe gibt, ist damit auch klar, dass wir imstande sind, diese Aufgabe auch zu lösen. Es kann sein, dass zwei Menschen in die gleiche schwierige Lage geraten – und beide reagieren verschieden. Der eine besteht die Prüfung und der andere – obwohl auch er die Fähigkeit dazu gehabt hätte – nicht!
Rav Chajim Schmulewitz erklärt, dass die Akejda als Prüfung für Awraham und Jizchak gedacht war, nicht aber als Test für Sara. Awraham und Jizchak bestanden die Prüfung – dies beweist, dass sie für diese Prüfung auserlesen wurden und deshalb von G-tt die Kraft erhalten hatten diesen Test zu bestehen. Sara aber war nicht für diese Prüfung auserwählt worden. Sie war nicht mit der speziellen himmlischen Hilfe („Sijata diSchemaja“) und inneren Stärke bedacht worden, um mit diesem Trauma fertigzuwerden, obwohl sie auf einer höheren Stufe der Prophetie gestanden sein mag als Awraham. Und wirklich: Sie konnte es nicht ertragen. (Anmerkung des Übersetzers: Sie starb vor Schreck, weil dies die Todesursache war, die G’tt für sie vorgesehen hatte.)
Ein Mensch mag in gewissen Bereichen auf einer höheren Stufe stehen als ein anderer. Trotzdem ist er nicht imstande, eine geistige Herausforderung zu bestehen, die der „Minderbemittelte“ schafft, weil ihm die himmlische Hilfe dafür fehlt. Die Prüfung war nicht ihm zugedacht gewesen und somit fehlten ihm auch die geistigen Kräfte dazu.
Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Chajim Schmulewitz (1902 – 1978): Rosch Jeschiwa Mir; Litauen; Kobe; Jerusalem.
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Die Bearbeitung dieses Wochenblatts erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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