Auch mit quasi „im Himmel beschlossenen Ehen“ kann man sich die Finger verbrennen - (Raw Frand Chaje Sara 5780 – Beitrag 2)
Auch mit quasi „im Himmel beschlossenen Ehen“ kann man sich die Finger verbrennen
Die Tora berichtet uns, dass Elieser (Awrahams Diener) an den Wohnort von Betuel und Lawan reiste um die richtige Frau für Jizchak zu suchen. Unterwegs erfuhr Elieser gewaltige Siata di‘Schemaja (Hilfe vom Himmel): Unsere Weisen lehren, dass sich der Weg für Elieser auf wundersame Art verkürzte. Er benötigte beträchtlich weniger Zeit als normal. Der Weg von Chewron bis Charan, der in der Regel 17 Tage dauert, legte Elieser mit seiner Gefolgschaft in drei Stunden zurück [Pirkej deRabbi Elieser, Kapitel 16]. Elieser bekam g’ttlichen Beistand. Das Zeichen, das er von G-tt verlangte, half ihm eindeutig, die richtige Partnerin für Jizchak zu finden („Das Mädchen, das sagt: „Trinke, aber auch deine Kamele will ich tränken ...“). Alles lief wie am Schnürchen.
Als Elieser die ganze Geschichte Riwkas Vater und Bruder erzählte (Betuel und Lawan) antworteten sie: „Vom Ewigen ist die Sache ausgegangen. Wir können nichts mehr dazu sagen – weder zum Guten noch zum Schlechten“ [Bereschit 24:50]. Mit anderen Worten: Sie erkannten, dass diese Ehe im Himmel beschlossen war: Es war „baschert“.
Elieser nahm Riwka, brachte sie heim zu Jizchak und erzählte ihm die ganze Geschichte der Reise und von allen Zeichen. Falls Jizchak noch eine Bestätigung brauchte, dass er den richtigen „Schidduch“ (Ehepartner) bekommen hatte, so konnte Jizchak diese Bestätigung aus Eliesers Beschreibung entnehmen.
Der Passuk (Vers) sagt anschliessend, dass Jizchak Riwka ins Zelt Sara’s, seiner Mutter, brachte und dass er sie heiratete [24:67]. Der Targum interpretiert diesen Vers, dass er besagt: „Jizchak nahm Riwka und er sah, dass ihre Taten und Handlungen waren wie diejenigen seiner eigenen Mutter, Sara. Deshalb heiratete er sie.“
Der Brisker Rav frägt: Was brauchte Jizchak mehr? Elieser hatte ihm von allen Wundern und unwiderstehlichen himmlischen Zeichen berichtet. Was wollte er denn noch?
Der Brisker Rav antwortete, dass simple Menschen diese „himmlischen Zeichen“ immer sehen, nicht aber ein Jizchak. Jizchak wusste, einzig was wichtig war, dass sie rechtschaffen war und sie die Eigenschaften seiner Mutter Sara besass. Die „einfachen Individuen“ Lawan und Betuel waren von den „Zeichen“ hingerissen. Sie sahen die Hand G’ttes in dieser Geschichte. Ein heiliger Mensch jedoch – eine wahrhaft rechtschaffene Person – sucht prinzipiell keine Zeichen oder „Zukunfts-Prophetien“. Eine solche Person geht der Sache auf den Grund.
Ich habe oft mit jungen Männern zu tun, die sich mit in Frage kommenden künftigen Ehefrauen treffen. Jeder sucht „Simanim“ (Zeichen) vom Himmel. Ich erinnere mich, wie ich mit einer jungen Frau ausging. Ich machte eine Ausfahrt mit der jungen Dame, die ich später auch tatsächlich heiratete. Wir waren auf Long Island unterwegs, hielten bei einem Laden und kauften dort eine Schachtel „Cracker Jacks“ (eine damals koschere Sorte Kräcker). Für diejenigen, die sich an die Zeit in der man „Cracker Jacks“ kaufen konnte, erinnern: In jeder Schachtel lag zusätzlich ein kleines Geschenk und eine „Glücksbotschaft“. Hier war ich, bei einem Rendezvous, wir kauften eine Schachtel „Cracker Jack“ und die Botschaft lautete: „Du wirst einen Mann mit blauen Augen treffen und sein Name ist Joe.“
Wir bogen in eine Tankstelle ein. In jenen Tagen gab es noch keine Selbstbedienung. Der Tankwart erschien. Ich schaute ihm ins Gesicht und sah seine blauen Augen. Ich fragte ihn: „Wie ist Ihr Name?“ Er antwortete: „Joe“. Ich hätte auf der Stelle fast einen Heiratsantrag gemacht! – Diese Sache kam doch von G’tt?
Dies ist jedoch nicht der richtige Ansatz. Der richtige Zugang ist es, „Zeichen“ nicht zu beachten. Der richtige Zugang ist, nicht zu meinen, dass es „baschert“ (vorgegeben) ist, weil alles so glatt abläuft und alles auf den Entscheid hinweist.
All dies ist nichts. Auf was es ankommt, wie der Targum erklärt, ist: „und Jizchak sah, dass ihre Handlungen die gleichen waren, wie die von Sara.“ Suche keine Zeichen, beachte nicht die Vorsehung, späh‘ nicht aus nach Wundern. Benütze den Masstab, nachdem wir zu urteilen wissen: Taten, Frömmigkeit und Aufrichtigkeit.
Wir können sich nicht auf Zeichen verlassen. Wir leben in einer Welt der Taten. Die Tora und ihre Gebote sind nicht im Himmel („Lo baschamajim hi“). Zeichen sind etwas für Lawan und Betuel. Für Jizchak war nur die Tatsache wichtig, dass ihre Handlungen die gleichen waren, wie diejenigen von Sara.
Quellen und Persönlichkeiten:
- Targum (Onkelos) (gest. ca. 90): massgebender aramäischer Übersetzer des Chumasch.
- Rav Nissan Alpert (gest. 1986); Verfasser von Limudei Nissan, New York City.
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