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Weshalb waren die Götzendiener in Aram Naharajim besser als diejenigen im Lande Kena'an? (Raw Frand Chaje Sara 5782- Beitrag 1)

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Raw Frand zu Paraschat Chaje Sara 5782 – Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann

Weshalb waren die Götzendiener in Aram Naharajim besser als diejenigen im Lande Kena'an?

Elieser, der Knecht Awraham‘s, erhielt von seinem Herrn den Auftrag: "...nimm meinem Sohn keine Frau von den Töchtern der Kena'aniter, in deren Mitte ich wohne; gehe vielmehr in mein Vaterland und zu meiner Verwandschaft und nimm dort eine Frau für meinen Sohn Jizchak" [Berejschit 24:3-4]. Awraham bestand darauf, dass seine zukünftige Schwiegertochter aus seiner eigenen Familie stammen sollte. Dies beschäftigt die Tora-Kommentatoren, denn sowohl die Bewohner Kena'ans als auch die Familie Awraham's waren doch Götzendiener. Was war denn der Vorzug der einen Partie gegenüber der anderen?

Der Draschot haRa'N (5. Drusch) antwortet wie folgt: Obwohl Awraham's Familie eigentlich Götzen diente, besassen sie doch gute Midot (Charakterzüge). Die Kena'aniter waren hingegen nicht nur im religiösen Sinn korrupt, sondern auch grundsätzlich verdorben und selbstsüchtig. Sie hatten schlechte Charaktereigenschaften. Die chassidischen Denker erklären (auf chassidische Art mit einem Wortspiel), dass Awraham das Problem mit den kena'anitischen Frauen mit folgenden Worten andeutet "...in deren Mitte ich wohne". Das Problem mit ihnen war, dass ihr "Ich" immer in ihrer Mitte war - sie waren u.a. egoistisch und dachten nur an sich selbst.

Es stimmt zwar, dass die Familienangehörigen Awraham's auch Götzendiener waren, aber wenigstens waren sie erbarmungsvoll und aufrichtig (Ba'alej Midot).

Diese Antwort von Rabbejnu Nissim, in seinem Werk Draschot haRa'N, machte mich immer stutzig. Können Lawan und Betuel - Bruder und Vater von Riwka, der Frau von Jizchak - als Leute mit beispielhaften Charaktereigenschaften angesehen werden? Sie waren doch auch geldgierig und falsch? Was meint denn hier der Ra'N genau?

Ich sah, dass Rav Nissan Alpert szl, sich mit dieser Frage beschäftigte. Er bemerkt, dass Lawan und Betuel im Grunde genommen anständige Menschen waren. Sie besassen gute Erbfaktoren. Sie hatten die gleichen Gene wie Awraham Awinu - sie besassen Grosszügigkeit. Ihr Nachteil war, dass sie in einem Land lebten, in dem jedermann Götzen diente. Ihnen fehlte Awraham's Rückgrat - die Fähigkeit, hinzustehen und zu sagen: "Ich werde diese Götzen nie anbeten." Sie wussten, dass diese Lügengebilde waren, aber sie verfügten nicht über die Stärke, um zu ihrer Überzeugung zu stehen und zu sagen: "Ich bin anders."

Wie sollten sie tun? Sie machten es ihren Nachbarn gleich. Sie lebten ein Doppelleben. Sie gingen ins Büro. Sie beteiligten sich an der Awodah Sara (Götzendienst), wohin sie auch gingen, weil sie nicht den Mut hatten `Nein`zu sagen. Sie machten aus gesellschaftlichen und beruflichen Gründen mit. Die Wirkung dieser über längere Zeit gelebten Lüge war jedoch, dass die Lüge zur Wirklichkeit wird. Vom psychologischen Gesichtspunkt aus, ist es für einen Menschen schrecklich, mit zwei Gesichtern leben zu müssen. Spielt jemand dieses Spiel über längere Zeit mit, zeigt es seine Wirkung. Wenn jemand viele Jahre lang vorgibt, dass er ein scheusslicher Mensch ist, dann wird er schliesslich zu einem Scheusal, trotz seinen guten Eigenschaften und den guten Genen.

Das sagte Awraham zu Elieser: "Die Leute dort sind grundsätzlich gut. Ihre Charaktereigenschaften sind grundsätzlich in Ordnung. Riwka ist noch ein junges Mädchen. Sie lebt noch kein Leben in Lüge. Sie kann noch gerettet werden. Sie ist noch nicht wie Lawan oder Betuel geworden - geldgierig und begehrlich. Sie ist noch unverdorben. Deshalb nimm sie für meinen Sohn Jizchak. Sicherlich, sie wurde in einem Haus von Götzendienern aufgezogen, aber ihr Charakter ist gut." Wie wir alle wissen, zählen bei einem Ehepartner vor allem seine Charaktereigenschaften, wie Selbstlosigkeit, Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft. Dies macht eine gute Ehe aus. Es waren Riwka's gute Eigenschaften, welche Elieser schliesslich überzeugten, dass Riwka die richtige Frau für Jizchak war; die Frau, die geeignet war, zusammen mit Jizchak das jüdische Volk zu gründen.

Quellen und Persönlichkeiten

  • Rabbejnu Nissim ben Re‘uwen Gerondi (1310-1376) unter dem Akronym RaN bekannt. Gerona, Barcelona (Spanien). Einer der wichtigsten spanischen Talmudisten des Mittelalters. Sein Ruf als halachische Autorität war so gross, dass er auch Anfragen aus Erez Jisrael und Syrien erhielt. Seine Werke: Kommentar zur Zusammenfassung des Talmuds von Rabbejnu Jizchak Alfassi. Bestbekanntes Werk ist sein Kommentar zum Talmudtraktat Nedarim. Chiduschej HaRa‘N – Abhandlungen zu vielen Talmudtraktaten. Draschot HaRa’N – Philosophisches Werk über verschiedene Themen.
  • Rav Nissan Alpert [Limudej Nissan] (gest. 1986): Schüler und Nachbar von Rav Mosche Feinstein; gestorben kurz nach Rav Mosche. Autor des Bibelkommentars Limudej Nissan. Rav der Agudah Long Island in Far Rockaway und Lehrer an der Jeschiwah "Rabbenu Jitzchak Elchanan"; New York City.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich _________________________________________________________________________________________

 

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