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"Belohnung" oder "Verdienst": Ein geheimnisvoller Ba'al HaTurim erforscht Eliesers Gebet (Raw Frand Chaje Sara 5782 - Beitrag 2)

Raw Frand zu Paraschat Chaje Sara 5782 – Beitrag 2

"Belohnung" oder "Verdienst": Ein geheimnisvoller Ba'al HaTurim erforscht Eliesers Gebet

Ergänzungen: S. Weinmann

Es gibt einen schwer verständlichen, aber interessanten Ba'al HaTurim zum folgenden Vers: "Und er (Elieser) betete: "Haschem, G'tt meines Herrn Awraham, füge es doch heute so und erweise meinem Herrn Awraham Gnade" ("... wa'assej Chessed im Adoni Awraham")" [Bereschit 24:12]. Der Ba'al HaTurim erklärt zur Stelle, dass die Schlussbuchstaben der letzten drei Worte des Passuks ("... im Adoni Awraham") "Mem Jud Mem = Majim" auf Deutsch "Wasser" bedeuten. Der Ba'al HaTurim gibt deshalb Eliesers Worten folgende Bedeutung: "Als Lohn für "es soll doch ein wenig Wasser gebracht werden, damit ihr euch die Füsse wascht…" [18:4] (als Awraham zu Beginn der letztwöchigen Parascha den Engeln Wasser anbot), antworte mir doch bitte mit Hilfe des Wassers.

Elieser bat G'tt um ein Zeichen. Das Zeichen sollte sein, dass er das Mädchen, das ihm Wasser anbieten und auch den Kamelen Wasser geben würde, für Jizchak die auserwählte Frau sein soll. Elieser betete, dass G'tt ihm dieses Zeichen als Lohn dafür gäbe, dass Awraham den Engeln (von denen er dachte, dass sie gewöhnliche Reisende seien) Wasser angeboten hatte.

Der Ba'al HaTurim weist darauf hin, dass wir nicht nur die letzten drei Worte des Verses ("im Adoni Awraham") sondern auch die vier letzten Worte ("Chessed im Adoni Awraham") betrachten können. Die Schlussbuchstaben dieser vier Worte sind "Dalet Mem Jud Mem = Damim", "Blut" auf Deutsch. Dies deutet auf die Bitte von Elieser hin, dass er wegen dem Blut der Akejda, der Bindung von Jizchak - als Awraham bereit war auf G'ttes Befehl zu hören und seinen Sohn Jizchak zu opfern - doch erhört werden möge.

Das Sefer Kischutej Tora befasst sich mit diesem Ba'al HaTurim und stellt folgende kraftvolle Frage: Elieser erwähnt zwei "Verdienste" Awrahams, die G'tt dazu bewegen sollten, sein Gebet zu erhören. Ein Verdienst war die Bindung Jizchaks und der andere die Tatsache, dass Awraham den Gästen Wasser angeboten hatte. Diese beiden Verdienste sind jedoch überhaupt nicht miteinander vergleichbar.

Wieso soll er den Verdienst vom Anbieten von Wasser überhaupt vorbringen, wenn der Verdienst der Akejda zur Verfügung steht? Wir erwähnen an Rosch Haschana schliesslich auch nur den Verdienst der Akejda und nicht den des Wassers, das den Engeln angeboten wurde. In allen unseren Gebeten ist immer die "Akejda" die Karte, die sticht. Und doch bittet Elieser, er möge wegen dem Verdienst des Wasserreichens erhört werden. Die Akejda ist fast nur noch eine Zugabe. Warum wohl?

Der Kischutej Tora schreibt, dass der Ba'al HaTurim seine Worte sorgfältig wählte. Als er den Verdienst des Wasseranbietens erwähnt, sagt der Ba'al HaTurim "bi'S'char" ("als Belohnung"). Bei der Erwähnung der Akejda sagt der Ba'al HaTurim jedoch "bi'Sechut" ("wegen dem Verdienst").

Zweifellos ist die Bindung Jizchaks gemessen am "Sechut", am Massstab der Grösse einer Handlung, unvergleichbar grösser als das Anbieten von Wasser an Reisende. Aber das Ausüben von Chessed (Wohltätigkeit) gegenüber einem Mitmenschen schafft eine Dankesschuld des Herrn der Welt. Wenn wir einem Mitmenschen Gutes tun, so "schuldet uns G'tt etwas", sozusagen.

Das Erfüllen der Gebote zwischen Mensch und G'tt (wie es die Akejdat Jizchak war) ist eine grossartige Sache. Damit jedoch steht G'tt nicht "in unserer Schuld" (in dieser Welt). Die einzige Möglichkeit, G'tt zu einer Dankesschuld gegenüber uns zu bringen, ist, sich zu bemühen den anderen zu helfen. Dies schafft eine "Schuld" G'ttes.

In Mischlej/Sprüche [19:17] heisst es: "Malwe Haschem Chonen Dal… - Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Ewigen…!" G-tt wird sozusagen ein Schuldner gegenüber ihm.

Darum bezeichnet es der Ba'al HaTurim als "eine Belohnung" für das Anbieten von ein wenig Wasser. Elieser bat um eine Rückzahlung. Wenn wir zu G'tt beten und ihn bitten, uns für unsere Taten "zurückzuzahlen", ist unser ergiebigstes "Bankkonto" nicht unbedingt die Einhaltung der Gebote zwischen Mensch und G'tt, sondern die Erfüllung der zwischenmenschlichen Gebote. Weil Awraham sich die Mühe nahm und den Anderen etwas von sich gab, schuf er eine Dankesschuld bei G'tt. Und im entscheidenden Moment konnte Elieser beten, dass diese gute Tat "eingelöst werde" und eine "Rückzahlung" stattfinde.

Quellen und Persönlichkeiten:

Ba’al HaTurim (1268 – 1340): Tora-Erklärung von Rabbi Ja‘akov ben Ascher, der auch den Tur schrieb, eine frühe, jüdische Gesetzessammlung, die Basis von unserem Schulchan Aruch (Gesetzbuch). Erste Ausgabe 1514 in Konstantinopel.

Rav Ja’akow Kopel Reiniz. Zeitgenössischer Rav. Verfasser von Kischutej Tora. Erklärungen zur Tora.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich _________________________________________________________________________________________

 

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