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Ein kleines Versehen kann über Leben und Tod entscheiden (Rav Frand, Chaje Sara 5783 - Beitrag 1)

Raw Frand zu Parschat Chaje Sara 5783 - Beitrag 1

Ein kleines Versehen kann über Leben und Tod entscheiden

Raschi [Bereschit 23:2] zitiert den Grund, warum die Tora die Erzählung des Ableben Sara’s an die „Akejda“ („Bindung von Jizchak“) anschliesst: „Als sie die Nachricht der Akejda vernahm, dass ihr Sohn zur Schlachtung vorbereitet und beinahe geschlachtet worden war („kim’at schelo nischchat“), entfloh ihre Seele und sie verschied.“ [siehe Midrasch Tanchuma Wajera 23, Pirkej deRabbi Elieser 32, Midrasch Raba Wajikra 20:2]

Der Siftej Chachamim wundert sich über Raschi’s Verwendung des Ausdrucks „kim’at schelo nischchat“, der wörtlich übersetzt bedeutet: „er wurde beinahe NICHT geschlachtet“. Wahrscheinlich ist doch die Absicht Raschi’s zu erklären, dass Sara über die Tatsache erschrak, dass Jizchak beinahe geschlachtet worden wäre. Genau betrachtet ist jedoch Raschi’s Aussage. dass sie erschrak, weil er beinahe NICHT geschlachtet wurde? Wie ist dies zu verstehen?

Der Siftej Chachamim beschreibt deshalb die Szene wie folgt: Ein Bote oder Engel kam vom Berg Moria und begann Sara zu schildern, was bei der Akejda alles geschah. Er fing etwa so an: „Dein Sohn wurde zum Berg Moria gebracht, dort wurde er zur Schlachtung auf einem Misbeach (Altar) vorbereitet…, schlussendlich wurde er aber nicht geschlachtet…“ Raschi will sagen, dass der Bote alles erzählte, aber als „er beinahe daran war“ - den Schluss der ganzen Geschichte zu erzählen - dass „er NICHT geschlachtet wurde“, erschrak Sara in solch einem Ausmass, das ihre Seele entfloh. Den Schluss der Geschichte vernahm sich nicht mehr.

Der Bote hätte eher sagen sollen: „Ich habe dir eine frohe Botschaft. Dein Sohn ist wohlauf. Er wäre beinahe geschlachtet worden...“ Statt auf diese Art zu berichten, begann der Bote/Engel mit der dramatischen Erklärung: „Dein Sohn wäre um ein Haar geschlachtet worden.“ Sara verschied bevor er die Möglichkeit hatte, die Worte anzufügen: „aber es geschah ihm nichts.“

Rabbi Jerucham Leibowitz bemerkt dazu, in seinem Werk Da’at Tora zur Parascha, folgendes: Hieraus können wir lernen, wie jemand – sogar ein Engel – der die Möglichkeit hat, gute Nachrichten zu überbringen, stattdessen die ganze Aufgabe verpfuscht, weil er seine Worte in der falschen Reihenfolge übermittelt. Der Engel der „frohen Botschaft“ wurde zum Todesengel.

Wir müssen daraus die Lehre ziehen, dass wir genauestens darauf achten müssen, wie wir reden. Oft geschieht es, dass Menschen Anderen Schaden anrichten, ohne es zu wollen. Es kommt vor, dass sie anderen Leuten Dinge auf eine solch einer Art und Weise sagen, dass sie Schmerzen bereiten. Dahinter steckt kein böser Wille. Ihre Absicht ist nicht boshaft. Es ist nur eine Art von Gedankenlosigkeit oder, im schlimmsten Fall, von Dummheit. Wir haben jedoch keine Berechtigung, dumm zu sein. Rabbi Jisrael Salanter pflegte zu sagen, dass die erste Mizwa (das erste Gebot) der Torah ist: „Sei kein Narr!“

Manchmal ist es einzig die Art und Weise, wie man etwas sagt, welche den ganzen riesigen Unterschied macht. Manchmal werden Menschen aus Unachtsamkeit bei der Äusserung bestimmter Gedanken schrecklich verletzt, einfach nur, weil jemand die Sache nicht richtig durchdacht hat.

Wir müssen ein Gefühl für das entwickeln, was in den Häusern und den Köpfen unserer Zuhörer vorgeht. Wir müssen denken, bevor wir reden, und denken, während wir reden. Wir müssen wissen, was zu sagen, wem es zu sagen, wie es zu sagen und unter welchen Umständen etwas überhaupt nicht geäussert werden sollte.

Wir können Raschi’s Worten entnehmen, dass es Momente gibt, in denen bereits ein kleiner Lapsus den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht.

Quellen und Persönlichkeiten:

1. Pirkej deRabbi Elieser: Midrasch-Erklärungen von Rabbi Elieser ben Horkenus.  Er war einer der grössten Tanna’im in der zweiten Generation, während und nach der Zerstörung des Zweiten Tempels. Er war einer der fünf vorzüglichsten Schüler des Rabban Jochanan ben Sakkai. Sein Lehrer nannte ihn aufgrund seines enormen Wissens „eine abgedichtete Grube, die keinen Tropfen verliert." Er war ein Genosse und Schwager des Fürsten Rabban Gamliel von Jawne.

2. Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tanna’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).

3. Midrasch Tanchuma: Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch. Wird nach dem Amora (Talmudgelehrten) Rabbi Tanchuma Bar Abba benannt, da er am häufigsten in diesem Midrasch zitiert wird. Er war ein jüdischer Amora der 6. Generation, einer der bedeutendsten Aggadisten seiner Zeit.

4. Raschi (1040-1105), Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.

5. Siftej Chachamim: Populärer Kommentar zum Raschi-Kommentar von Rabbi Schabtaj Bass (1641-1718); Prag, Tschechien.

6. Rabbi Jisrael Salanter (1810 – 1883); Gründer der Mussarbewegung (Schulung des Charakters); Rosch Jeschiwa in Wilna und Kovno; Litauen.

7. Rabbi Jerucham Halevi Leibowitz (Levovitz) (1874 - 1936): Einflussreicher Denker, Maschgiach (Leiter und geistiger Ratgeber) der Jeschiwa in Mir, Litauen. Verfasser vieler Werke, u.a. Da’at Chochma uMussar und Da’at Tora.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich _________________________________________________________________________________________ 

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