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Raw Frand zu Parschat Chaje Sara 5771

Vor dem Satan auf der Hut sein

Sarah ist die einzige unserer Mütter, bei der die Tora deren Alter bei ihrem Hinschied erwähnt. Wir wissen von all unserer Patriarchen, wie alt sie wurden, doch Sarah ist die einzige der Mütter. Die Torah sagt uns zu Beginn der Parscha, dass sie im Alter von 127 Jahren starb. Warum wird dies hervorgehoben?

Ausserdem scheint sich der Pasuk zu wiederholen: "Sarahs Leben war einhundert Jahre und zwanzig Jahre und sieben Jahre; dies sind die Jahre von Sarahs Leben." [Bereschit 23:1] Der nächste Pasuk sagt weiter "Awraham kam, um Sarah zu betrauern und um sie zu beweinen." Gemäss unserer Überlieferung ist der Buchstabe ‘Chaf’ im Wort ‚liwkota‘ (um sie zu beweinen) klein geschrieben. Der Ba’al HaTurim erklärt, der Buchstabe ist klein, weil Sarah alt wurde und deshalb Awraham Awinu nicht viel um sie weinte. Gemäss dem Ba’al HaTurim, genügt es nicht, dass wir von allein verstanden hätten, dass es kein tragisches Begräbnis war, nachdem Sarah 127 Jahre alt wurde und dies kein grosses Weinen hervorrufen konnte. Aus irgendeinem Grund war es der Torah dermassen bedeutsam, dass sie dies speziell betonte (mit dem kleinen ‚Chaf’). Weshalb ist es so wichtig, dass wir dies wissen?

Der Netiwot Schalom (der Slonimer Rebbe) schreibt in seinem Sefer den folgenden Gedanken. Jeden Abend sagen wir im Ma’ariw- Gebet: "Entferne den Satan vor uns und hinter (nach) uns“. Es ist uns allen klar, was die Bedeutung des "Satan vor uns" ist. Oft wollen wir etwas Positives tun und merken, dass es plötzlich schwierig wird, das Geplante auszuführen. Dies ist wegen des "Satans vor uns", der versucht, uns davon abzuhalten, Mizwot auszuführen. Wir müssen nur in der Parscha der letzten Woche schauen, um dafür ein Beispiel zu finden. Chasal sagen uns, dass der Satan Awraham Awinu auf dem Weg zur Akejda (dem Binden) von Jizchak und auch währenddessen störte.

Doch weshalb beten wir darum, dass Haschem den "Satan hinter (nach) uns" entferne? Wie kann ein "Satan hinter uns" sein, wenn die Mizwa schon ausgeführt wurde? Der Netiwot Schalom erklärt, dass wir manchmal eine Mizwa erfüllen oder ein Nisajon (geistige Prüfung) bestanden haben und dann die Auswirkungen nicht so sind wie wir sie erwartet hätten. Daraufhin beginnen wir unsere guten Taten zu hinterfragen. Wir bezweifeln, ob wir das richtige getan haben. Der Satan gibt nie auf. Er verliert vielleicht eine Schlacht nach der andern, doch den Kampf gibt er nicht so einfach auf.

Ich habe mehr als einmal von höchst erfolgreichen Menschen gehört, die früher nicht religiös waren und dann beschlossen, Ba’alej Teschuwa zu werden und Schabbat zu halten. Bald darauf begann es mit ihrem Geschäft bergab zu gehen. Man überlegt sich: Eigenartig: solange diese Person nicht religiös war, wurde alles, womit sie in Kontakt kam, zu Gold und nun, da sie den Tora-Weg geht, wird alles zu Staub?

Was denkt dieser Mensch? Was denken die Menschen um ihn herum? Dies ist eben die Idee von "Entferne den Satan hinter (nach) uns." Nachdem das Gute getan ist, will der Satan nicht, dass man damit zufrieden ist. Auch wenn der Mensch nicht daran denkt, zurück zu gehen, woher er gekommen ist, ist es doch nicht mehr dasselbe. Man bedauert und bereut den Beschluss, das richtige getan zu haben und religiös zu werden.

Unsere Parschiot, so erklärt der Netiwot Schalom, beinhalten klassische Beispiele, wie Awraham Awinu mit dem Satan „vor ihm“ in Parschat Wajera konfrontiert wird und dann mit dem Satan „hinter ihm“ in Parschat Chaje Sarah. Der Satan hinter ihm ist, wie Raschi (basierend auf den Midrasch) sagt, dass Sarah wegen des Schocks darüber, dass ihr Sohn Jizchak fast geschlachtet worden wäre, plötzlich starb. Dieses Szenario war die Tat des Satans. Sarah wäre ohnehin gestorben, egal was geschehen war. Doch der Satan arrangierte, dass jemand zu ihrer Tür kam und ihr von der Akejda erzählte und gerade dann starb sie. Alle, einschliesslich Awraham, könnten zur falschen Schlussfolgerung kommen und sagen, „Ist dies die Belohnung für die Akejda?"

Der Satan weiss, dass sie zu jener Zeit gestorben wäre, ob die Akejda nun stattfand oder nicht. Es war nicht die Nachricht über die Akejda die sie umbrachte, es war Haschem der sagte, dies waren ihre Tage und ihre Jahre. Ihre Zeit war zu Ende. Deshalb sagt der Slonimer Rebbe, schreibt die Torah "einhundert Jahre und zwanzig Jahre und sieben Jahre." Deshalb sagt uns die Torah ihr Alter bei ihrem Tod – damit wir keinen Moment lang glauben, dass sie wegen der Akejda zu früh starb. Deshalb betont die Torah "dies sind die Jahre des Lebens von Sarah". Als Sarah geboren wurde, erhielt sie eine gewisse Anzahl Jahre und eine gewisse Anzahl Tage; und an einem festgesetzten Tag, an einem festgesetzten Ort und zu einer festgesetzten Zeit war es ihr bestimmt zu sterben.

Oft lebt ein älterer Vater oder Mutter bei einem Kind und dann beschliessen sie, zu einem anderen Kind umzuziehen und der Vater stirbt. Typischerweise kommen dann alle Arten Schuldgefühle auf. 'Wäre nur dies oder das', usw. Nein! Jeder hat seine Zeit und seinen Ort, wo er sterben muss.

So war es auch mit Sarah. Niemand war sich dessen mehr bewusst als Awraham Awinu. Deshalb hat das Wort ‚liwkota’ ein kleines ‘Chaf’. Es wurde nicht viel geweint, denn es war kein tragischer, unerwarteter Tod, der Leute zum Weinen bringt. Die Torah will für uns niederschreiben, dass das Weinen gedämpft war, da es Teil des natürlichen Lebenszyklus‘ von Sarah war, im reifen Alter von 127 zu sterben.

Dies lehrt uns, dass wir immer auf der Hut sein müssen, nicht nur vor dem Satan vor uns, sondern auch vor dem Satan hinter uns.



Rav Frand, Copyright © 2010 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

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