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Es ist wichtig, die ganze Geschichte zu kennen (Raw Frand, Toldot 5765)

Es ist wichtig, die ganze Geschichte zu kennen

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Die einleitenden Pesukim zur dieswöchigen Parscha lauten wie folgt: „Dies sind die Nachkommen von Jizchak, dem Sohn von Avraham – Avraham zeugte den Jizchak. Und Jizchak war vierzig Jahre alt, als er Rivka, die Tochter von Betuel aus Padan Aram, die Schwester von Lavan, dem Arami, sich zur Frau nahm.“ [Berejschit 25:19-20] Raschi bemerkt dazu: „Bei den Nachkommen von Jizchak handelt es sich um Ja’akov und Ejsav, von denen in dieser Parscha gesprochen wird.“

Raschi störte etwas. Die Parscha fängt damit an, dass sie ankündigt, von den Nachkommen von Jizchak zu sprechen. Dann schweift die Torah jedoch ab und redet über Jizchaks Vater, seine Frau, Schwiegervater und Schwager. Was geschah mit „den Nachkommen von Jizchak“? Raschi erklärt: „Wartet. Nur Geduld. Über sie wird später noch gesprochen. Die Torah muss zuerst einige Hintergrundinformationen geben.“

Warum müssen alle diese Hintergründe behandelt werden? Wieso beginnt die Torah nicht sofort über Ja’akov und Ejsav zu reden? Rav Schwab macht bei dieser Erzählung eine einfache aber wichtige Beobachtung: Die Geschichte eines Menschen beginnt nicht mit seiner Geburt, die an diesem oder jenem Datum in dieser oder jener Stadt stattfindet. Die Biographie eines Menschen beginnt damit, wer seine Eltern sind, unter welchen Umständen sie heirateten, woher sie stammen und wer ihre Vorfahren waren. Wir wüssten nur einen Teil der gesamten Geschichte, wenn die Biographie von Ja’akov und Ejsav erst bei ihrer Geburt begonnen hätte. Wir müssen wissen, was während der Schwangerschaft der Mutter vorfiel und wer ihre Eltern und Grosseltern waren. Erst dann beginnen wir, sie zu verstehen.

Rav Schwab betont, dass Menschen, die für sich einen Ehepartner suchen oder solche, die anderen dabei behilflich sind, den oder die Richtige zu finden, die Verantwortung spüren, die auf ihren Schultern lastet. Wenn zwei Menschen heiraten, handelt es sich nicht einfach um die Vereinigung dieser zwei Menschen – nein, viele künftige Generationen werden vereinigt. Viele künftige Generationen werden von dieser Heirat betroffen. Die Verantwortung beim Zusammenbringen von zwei Menschen ist enorm.

Braut und Bräutigam fasten, um für begangene Sünden vor dem Gang zur Chuppah zu sühnen

Etwas Aehnliches steht im letzten Pasuk der Parscha: „So ging Ejsav zu Jischmael und nahm Machalat, die Tochter von Jischmael, dem Sohn Avrahams, die Schwester von Nebajot, zusätzlich zu seinen Frauen zur Frau.“ [Berejschit 28:9] Unsere Weisen bringen den Namen Machalat sprachlich mit dem Wort Mechila (Vergebung) in Verbindung. Sie sagen, dass man daraus entnehmen kann, dass am Tag seiner Hochzeit einem Menschen alle Sünden vergeben werden. Es ist eine Art Pseudo-Jom Kipur. Aus diesem Grund ist es Brauch, dass Bräutigam und Braut am Tage ihrer Hochzeit fasten. Zu Mincha (dem Nachmittagsgebet) betet ein Chosson (Bräutigam) am Tag seiner Hochzeit das gleiche Sündenbekenntnis (Widuj) wie am Jom Kipur.

Rav Pam gab einmal eine interessante Begründung, wieso ein Brautpaar am Hochzeitstag fastet. Für welche besonderen Sünden brauchen sie Vergebung? Rav Pam erklärt, dass der Chosson und die Kallah (Braut) am Tag der Hochzeit fasten, um Vergebung für die Sünden zu erwirken, welche sie bei der Vorbereitung auf die Hochzeit begingen. Es kommt nämlich häufig vor, dass junge Männer und Frauen bei der Vorbereitung der Chuppah die Gefühle anderer Menschen gewaltig verletzen.


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); "Vater aller Torahkommentare".
Rav Schimon Schwab (1908 - 1995): Rabbiner der Gemeinde Adat Jeschurun in Washington Heights, New York.
Rav Avraham Pam (1913 - 2001): Führender Gelehrter; Rosch Jeschiwa; Brooklyn, New York.



Rav Frand, Copyright © 2007 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

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