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"Das Krumme wird gerade werden" – Ja’akow wird schliesslich "Jeschurun" heissen (Raw Frand Toldot 5781 – Beitrag 2)

Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

"Das Krumme wird gerade werden" – Ja’akow wird schliesslich "Jeschurun" heissen

In der dieswöchigen Parascha finden wir einen Abschnitt, der für unser Auffassungsvermögen einer der schwierigsten Abschnitte in der Tora ist. Wir lesen in der Parascha über Ja’akow, der seinen Vater täuscht und die Berachot von Ejsaw "stiehlt". Dies ist eine Parascha, die nur schwer verständlich ist, insbesondere hinsichtlich dessen, was der Prophet Micha [Micha 7:20] andeutet: "Gebe Wahrheit für Ja’akow..." Ja’akow Awinu ist der Patriarch, der die Wahrheit verkörpert, und hier finden wir, dass  Ja’akow in einer Affäre involviert ist, in der er die Berachot "stiehlt".

Ein Sohar zu Beginn der Parascha [138a] hilft uns, diesen Abschnitt zu verstehen. Der Sohar bemerkt bezüglich des Passuks "Und nachher kam sein Bruder heraus, mit seiner Hand Ejsaws Ferse haltend, und er nannte ihn Ja’akow" (Berejschit 25, 26). Der Sohar erklärt, dass Ejsaw mit der ersten Schlange (Nachasch haKadmoni) verglichen wird. Die negative Kraft in dieser Welt, verkörpert die erste Schlange, die Adam und Chawa (Eva) verführte und sie dazu veranlasste, vom Baum der Erkenntnis zu essen; die Verkörperung dieser Schlange in dieser Welt ist Ejsaw. Nun, wie sollen wir gemäss der Tora mit dieser ursprünglichen Schlange umgehen? "G-tt sprach zur Schlange… und du wirst sie (die Menschheit) in die Ferse beissen" (3:15). Gegen die Macht dieser Schlange kann der Mensch nicht mit einem Frontalangriff ankämpfen. Um gegen sie erfolgreich zu sein, muss du sie auch an der Ferse, von hinten her, packen. Dies ist der einzige Weg, um mit der Schlange - mit Ejsaw – fertig zu werden.

Der Sohar sagt, dass deshalb die Tora hier bekanntgibt, dass Ja’akows Hand Ejsaws Ferse festhielt, um kund zu tun, wie Ja’akow Awinu – in der Zukunft – mit Ejsaw umgehen muss. Er wird mit ihm auch in einer Weise umgehen müssen, indem er ihn an der Ferse angreift; er wird manchmal gegen ihn hinterlistig und auf verstohlene Weise umgehen müssen. Dies ist der einzige Weg, wie man mit dieser Schlange fertig wird.

Dies ist, was unsere Weisen meinen, wenn sie bezüglich des Passuks "Mit einem Reinen gehe den reinen Weg, mit einem Gekrümmten handle  krumm (betrügerisch)" (Schmuel II 22:27) sagen, dass man mit einem Betrüger nicht ehrlich handeln kann. Sogar Ja’akow, der Mann der Wahrheit, hat einen Auftrag der Tora, dass er mit Ejsaw handeln soll, indem er ihn an der "Ferse" packt, was auch in Ja’akows Name (Akejw=Ferse) impliziert ist.

Dies bedeutet laut den Kommentatoren der Passuk, wenn er sagt "Und Ja’akow war 'Isch Tam' (ein einfältiger Mann), der in Zelten lebte" (25; 27). Es steht nicht geschrieben, dass Jakow 'tam' (naiv, einfältig) war; es steht 'Isch Tam' (ein Mann, der einfältig war). Das erstere deutet auf jemanden hin, der effektiv naiv ist; das ist nicht, was die Tora uns über Ja’akow sagen möchte. Es steht, dass er ein 'Isch Tam' war, dass er die Beherrschung über sein Temimut (seine Einfältigkeit) hatte. Er beherrschte diese Rechtschaffenheit und Gradlinigkeit und setzte sie in der Regel ein. Aber er war ein Mann, der seine Rechtschaffenheit abstreifen konnte und an der Ferse angreifen konnte, falls die Situation es erforderte.

Dies beschreibt die gesamte Geschichte von Ja’akow und Ejsaw und ihrer Nachkommen. Es gab und gibt Momente in der Geschichte, dass uns als jüdisches Volk nicht möglich sein wird, mit den Nachkommen von Ejsaw geradlinig handeln zu können. Wir werden das Verhalten unseres Vaters Ja’akow kopieren müssen.

Wir können dies nicht klarer sehen als im Abschnitt über die Berachot. In jenem Abschnitt sagte Riwka zu Ja’akow: "Gehe bitte zu den Schafen…" (27:9). Der Midrasch sagt, dass Riwka andeuten wollte: "Gehe und kümmere dich um die Bedürfnisse der Nation, die mit Schafen verglichen ist." Das Spielen dieser Maskerade und der hinterlistigen Handlungen schafft die Voraussetzungen. Die Handlungen der Vorväter deuten die Handlungen der Kinder an. Deine Kinder, sagt Riwka, werden manchmal mit dem mächtigeren Ejsaw handeln müssen, mit dem Römischen Reich und anderen Nationen der Welt. Manchmal werden wir als Nation, weil es keine Alternative gibt, auf verstohlene Handlungen zurückgreifen müssen. Warum? Weil die Tora uns sagt, dass es Zeiten gibt, wenn dieses Verhalten angewendet werden muss.

Rav Elie Munk weist darauf hin, dass Ja’akow in der Tora zwei Namensänderungen durchmacht. Zuerst wird Ja’akows Name zu Jisrael geändert. Raschi sagt dort [Berejschit 32:29 und 35:10], dass der Name "Ja’akow" auf Hinterhältigkeit deutet; aber es wird eine Zeit kommen, da du "Jisrael" genannt werden wirst, das auf Fürstlichkeit und Adel deutet. Dann wirst du fähig sein, mit Ejsaw gradlinig umzugehen und nicht auf verstohlener Weise.

Wir sehen jedoch, dass auch nachdem Ja’akow den Namen Jisrael erhielt, die Tora ihn manchmal Ja’akow nennt und manchmal mit Jisrael bezeichnet. Warum? Weil Ja’akow die "Methoden des Ja’akow" noch nicht gänzlich aufgeben kann. Während der gesamten jüdischen Geschichte gab es Zeiten, da wir als Volk auf die Taktiken von Ja’akow zurückgreifen mussten und nicht den Namen Jisrael anwenden konnten. Wenn wir von Hunderten Millionen Menschen umringt sind, die uns vernichten wollen, können wir nicht immer den geraden Weg beschreiten. Wir müssen zu den Methoden von Ja’akow zurückgreifen.

Am Ende der Tage jedoch wird Ja’akow, gemäss unserer Weisen, von den Namen Ja’akow und Jisrael zum Namen "Jeschurun" übergehen, was "gerade" (vom Wort 'jaschar') bedeutet. Wenn die Nationen der Welt endlich die Grösse von Jisrael anerkennen werden, kann Ja’akow mit dem Namen Jeschurun auftreten und wird nicht länger mit Ejsaw mit Täuschungen und Arglist umgehen müssen.

Dies ist, was Jeschajahu Hanawi meint, wenn er in sagt [Jeschajahu 40:4]: "... und das Krumme wird gerade werden…" (wehaja he'Akow leMischor). Raw Munk sagt, dass sich dies auf Ja’akow bezieht, der den Namen Jeschurun erhalten wird. Wir werden die Methoden, die uns aufgezwungen wurden, diejenigen von 'Ja’akow', aufgeben und werden uns streng an die Methoden von Jeschurun (Geradlinigkeit) halten können.

Quellen und Persönlichkeiten:

Sohar (Hakadosch): Jüdische Mystiklehre (Kabbala), gelehrt von Rabbi Schim’on bar Jochai (ca. 67-160).

Rav Elie Munk (1900–1981); Rabbiner in Ansbach, Deutschland (1926 bis 1936), nachher Rabbiner in Paris. Ein Spross einer langen und angesehenen Reihe deutscher Rabbiner und Gelehrter. Verfasser vieler Werke, u.a. "Die Welt der Gebete".

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich ________________________________________________________________

 

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