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Wen kümmert’s, was die Spötter der Generation sagen? (Rav Frand, Toldot 5783 - Beitrag 1)

Raw Frand zu Parschat Toldot 5783 – Beitrag 1

Wen kümmert’s, was die Spötter der Generation sagen?

Zu Beginn der Parascha zitiert Raschi einen Midrasch. Der Midrasch Tanchuma [am Anfang unserer Parascha] erklärt, dass die Spötter der Generation Awraham und Sarah verspotteten und sagten, dass Sarah schwanger wurde, als sie sich im Haus von Awimelech aufhielt. Sie behaupteten, dass Awraham nicht Jizchak’s biologischer Vater sei. Um dieser zynischen Darstellung entgegenzutreten, formte G’tt Jizchak’s Äusseres auf wundersame Weise genau gleich wie dasjenige von Awraham. Er war ein exaktes Ebenbild. Wer das Kind erblickte, bezeugte unwillkürlich: „Awraham ist der Vater von Jizchak.“ [Bereschit 25:19]

Viele Kommentatoren wundern sich, wieso G’tt es nötig befand, ein Wunder zu vollbringen, nur um den Worten der Spötter dieser Generation („Lejzanej haDor“) entgegenzutreten. Wen kümmert es, was die Spötter der Generation sagen?

Rav Gifter szl., sagte einmal, dass man diesem Midrasch entnehmen kann, wie zerstörerisch die Kraft von Zynismus ist. Lejzanut (Spott) ist eine schreckliche Plage. Ein „Lejz“ (Spottsüchtige /Leichtsinnige, jemand, der Lejzanut treibt) darf nicht mit jemandem verwechselt werden, der einen gesunden Sinn von Humor oder sogar eine gewitzte Zunge hat. Humor ist kein Lejzanut. Lejzanut besitzt eine kräftige Portion Zynismus. Es legt sich mit allem an, was hoch und heilig ist und zieht es nach unten. Ein Lejz nimmt alles, was heilig ist und versucht dessen profane Seite in den Mittelpunkt zu stellen.

Der Messilat Jescharim [Fünftes Kapitel] schreibt: „Der Leichtsinnige richtet den Verstand zu Grunde, dass er keiner vernünftigen Erwägung fähig ist, wie ein Betrunkener, wie ein Narr, dem man keine Überlegung beibringen, den man nicht führen kann, denn er nimmt keine Führung an… Leichtsinn und ausgelassenes Wesen bringen Einen so ganz allmählich und unbemerkt dazu, dass Schritt für Schritt die Furcht von ihm weicht und er dazu gelangt, Verbrechen zu begehen... Ja, etwas ganz Schlimmes und Verderbliches ist die Spottlust. Wie ein Schutzschild (im Krieg) den man mit Öl (mit einer schleimigen Masse) bestreicht, damit die anfliegenden Pfeile abgleiten und zur Erde fallen, dass sie nicht in den Leib des Menschen dringen...“ Er vergleicht dies mit Mussar (Zurechtweisung) und Worte der Ermahnung. Die Worte der Ermahnung gleichen einem Pfeil, der in das menschliche Herz dringen und es zur Reue bewegen sollte. Eine zynische Bemerkung schafft es jedoch, hundert Ermahnungen beiseite zu schieben. Ein „guter Spruch“, der eine Mussar-Rede zynisch ins Lächerliche zieht, lenkt die anfliegenden Pfeile der Ermahnung, die das Herz des Zuhörers empfänglich hätten stimmen sollen, auf die gleiche Weise ab, wie die Schleimmasse auf den Abwehrschildern die angreifenden Pfeile auf dem Schlachtfeld ablenkt. Wir müssen, so schreibt der Messilat Jescharim, ausserordentlich wachsam sein, wenn wir nicht in die Falle des Zynismus geraten wollen.

Das ist der Grund, wieso das Wunder der identischen Gesichtszüge von Jizchak notwendig war. Die Lejzanej haDor (Spötter) können nicht verniedlicht werden. Solche Leute bewirken etwas. G’tt wollte zeigen, dass es hier um die Zukunft von Klal Jisrael ging. Von einer glaubwürdigen Vater- Sohn-Überlieferung zwischen Awraham und Jizchak hing vieles ab. Die vereinzelten Lejzanej haDor besassen die Kraft, alles mit kurzen und schnippischen Bemerkungen zunichte zu machen. Es war so wichtig, dass dies nicht geschehen sollte, dass G’tt die Natur veränderte, um eine exakte Kopie von Awrahams Erscheinungsbild im Aussehen von Jizchak, seinem Sohn, zu schaffen.

Ich mache die Beobachtung, dass eine solche Generation von Eltern eine äusserste zynische Nachkommenschaft grosszieht. Jedes Kind meint, es sei ein Komödiant. Jedes Kind meint, es müsse noch einen „Spruch“ zum Besten geben. Das Problem ist: Wenn ein Mensch beginnt, eine Sache durch den Kakao zu ziehen und dann anfängt, über eine weitere Sache herzufahren, bleibt zum Schluss nichts mehr übrig, das ihm heilig ist.

Die Mode von Lejzanut ist sehr verfänglich. Wer sich auf diesem Weg befindet, der hat es schwer, vor irgendeiner Sache noch Respekt zu empfinden. In unserer Zeit ist dies eine schreckliche Plage. Ich bin nicht sicher, was der Grund dafür ist. Höchstwahrscheinlich ist dies eine Folge einer Gesellschaft, in der Zynismus verbreitet ist. Wer das Radio einschaltet, hört nichts als Zynismus, das Schlechtmachen seines Gegenübers und Spötteleien. Es vergiftet die Radiowellen und verdirbt die Gesellschaft.

Wir sollten aufpassen, dass wir uns nicht in dem verlockenden Netz des Zynismus, welches draussen auf uns lauert, verstricken. Seine Kraft ist zerstörerisch. Wer dauernd versucht herunterzudrücken, Sprüche zu machen, zurückzuweisen, was ihm über den Weg läuft, der steht am Schluss mit leeren Händen da.

Es war dem Allmächtigen wert, ein offenes Wunder zu vollbringen, um die Lehre „Awraham ist der Vater von Jizchak“ vor den Spöttern der Generation zu schützen.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • 1. Midrasch Tanchuma: Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch. Wird nach dem Amora (Talmudgelehrten) Rabbi Tanchuma Bar Abbabenannt, da er am häufigsten in diesem Midrasch zitiert wird. Er war ein jüdischer Amora der 6. Generation, einer der bedeutendsten Aggadisten seiner Zeit. 
  • 2. Raschi (1040-1105), Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • 3. Rabbi Mosche Chajim Luzzatto [der "RaMCHaL"] (1707 - 1747): Rabbiner und Gelehrter, einer seiner Hauptwerke ist das Buch "Messilat Jescharim" ("Weg der Rechtschaffenen"); Padua, Amsterdam, Israel.
  • 4. Rav Mordechaj Gifter (1916 – 2001), Rosch Jeschiwa der Telser Jeschiwa in Cleveland, Ohio; USA.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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