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Lasse dich nicht abweisen (Rav Frand, Toldot 5784 - Beitrag 1)

Rav Frand zu Paraschat Toldot 5784 – Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann

Lasse dich nicht abweisen

In der dieswöchigen Parascha erzählt uns die Tora, dass Jizchak vierzig Jahre alt war, als er Riwka heiratete. Riwka Imejnu (unsere Mutter)  war unfruchtbar, wie es auch bei Sara Imejnu und Rachel Imejnu der Fall war (dieser Zustand unserer Matriarchen ist das Thema einer Diskussion im Talmud Traktat Jewamot 64a). Jizchak dawente zu Haschem und bat Ihn, dass er und seine Frau fähig sein sollten, Kinder zu haben. Der Ausdruck, den die Tora verwendet, um Jizchaks Gebet zu beschreiben, ist "Waje'etar Jizchak leHaschem… - Jizchak flehte Haschem an…") (Bereschit 25:21). Raschi erklärt dies als "hirba wehifzir beTefilla - er vermehrte und drängte Ihn durch sein Gebet". Das heisst, dass Jizchak nicht nur für Rivka dawente, sondern in seinem Gebet beharrlich war. Lehafzir bedeutet nicht locker lassen, etwas immer wiederholen, drängen.

Raw Schimschon Pincus sZl. bemerkt, dass der Talmud tatsächlich in Brachot 32b bemerkt, dass wenn ein Mensch sieht, dass seine Gebete nicht angenommen werden, er sie wiederholen sollte, wie geschrieben steht 'Kawej el Haschem’… - hoffe auf Haschem, stärke dich und Er wird dir Mut geben – ‘weKawej el Haschem’ - und hoffe (weiter) auf Haschem' (Tehillim 27:14). Dies ist in der Tat das, was Jizchak hier tat.

Wir müssen uns jedoch die Frage stellen, warum dies so ist? Wenn zum Beispiel jemand dich bittet, ihm dein Auto zu leihen und du dich aus irgendeinem Grund weigerst, ihm dein Auto zu leihen, was ist für ihn ein angemessenes Vorgehen, um dich zu überreden, ihm dein Auto zu leihen? Sicherlich wäre dies nicht, zehn Minuten später nochmals zu kommen und zu fragen "Kannst du mir bitte dein Auto leihen?" Es ist auch nicht ratsam, ihn am nächsten Tag mit derselben Frage nochmals anzusprechen. Ein Plagegeist zu sein, ist nicht der Weg, jemanden dazu zu bringen, dir sein Auto zu leihen, nachdem er sich schon geweigert hat, dies zu tun.

Wenn jemand dich abweist, kannst du ihn vielleicht nach einer gewissen Zeit ein zweites Mal fragen, jedoch nicht "hifzir", nicht immer wieder fragen. Es ist nicht weise. Es ist nicht höflich. Ein Mensch tut so etwas nicht. Der obenerwähnte Passuk in Tehillim lehrt uns jedoch etwas über den Herrscher der Welt "Kawej el Haschem" (drücke deine Hoffnung an G"tt durch Gebete aus), und wenn du keine Antwort erhältst, dann ist die Lösung "weKawej el Haschem" (bete wiederum zum Allmächtigen). Dies ist, was Jizchak tat. Rivka war während vielen Jahren unfruchtbar. Sie heirateten, als Jizchak vierzig Jahre alt war. Rivka brachte Ja’akow und Ejsaw erst zur Welt, als Jizchak sechzig Jahre alt war! Jizchak dawente und dawente und dawente. Dies ist, was Raschi uns mit den Worten "hirba wehifzir beTefilla" lehrt. Warum besteht also solch ein Unterschied in der Art, wie wir Haschem um etwas bitten sollen, und wie wir einen Menschen um etwas bitten sollen?

Die Antwort ist sehr einfach und sehr grundlegend. Wenn wir jemanden bitten, uns sein Auto zu leihen oder uns irgendeinen Gefallen zu tun und er sich weigert, es zu tun, handelt sich das ganze Thema darum, dass wir das Auto oder den Gefallen von ihm wollen – etwas Spezifisches, das der andere Mensch uns nicht geben will oder für uns nicht tun will. Wir haben unsere Antwort erhalten. Entweder kann oder will er unsere Bitte nicht erfüllen, und es hat keinen Sinn, darüber zu argumentieren.

Der Ribbono schel Olam kann offensichtlich alles tun. Er ist nie unfähig, etwas zu tun. Der Ribbono schel Olam sagt nicht "nein", weil er nicht fähig ist, unsere Bitte zu erfüllen. Der Grund, warum der Allmächtige manchmal will, dass wir immer wieder dawenen, ist, weil Er die Beziehung zu uns wünscht. Er will, dass wir Ihn um etwas bitten und manchmal viele Male, weil Er will, dass wir unsere  Beziehung zu Ihm laufend stärken.

Der Talmud Traktat Jewamot 64a sagt, dass der Ribbono schel Olam sich nach den Gebeten der Zaddikim sehnt (mit'awe). Wir haben die Tendenz, dass wenn wir alles haben, wir den Ribbono schel Olam ein bisschen vergessen. Wenn die Dinge gut gehen, ist Er nicht so sehr ein Teil unseres Lebens. Wenn die Dinge nicht gut gehen, werden wir alle ein wenig "religiöser" und dawenen alle ein bisschen mehr. Dies ist, was Er wünscht – Er wünscht, dass wir Ihn in unserem Leben involvieren.

Wenn wir von Menschen einmal ein "Nein" erhalten, und sicherlich wenn wir das "Nein" zweimal erhalten, ist es ratsam, sich von ihnen fernzuhalten. Beim Allmächtigen ist es genau das Gegenteil: ‘Kawej el Haschem, chasak we'ametz Libecha, weKawej el Haschem - bete zu G"tt; stärke dich und Er wird dir dein Herz stärken; und dann – wenn nötig – bete weiter’.

Quellen und Persönlichkeiten:

Rabbi Schimschon Dawid Pincus, (1944 – 2001), geb. in der USA. In seinen frühen Jahren lernte Rabbi Pincus im Beth Hatalmud Rabbinical College Yeshiva in New York City unter Rabbi Aryeh Leib Malin. Danach machte er Aliyah nach Israel, um in der Brisker Yeshiva unter Rabbi Berel Soloveitchik, dem Sohn des Brisker Rav, zu lernen. Nach seiner Heirat lebte er in Benei Brak und dann im Negev. Zu dieser Zeit war er der Mashgiach der Jeschiwa in Ofakim. Danach wurde er Rosch Yeshiva in Yerucham. Auf Wunsch von Rabbi Elazar Schach und Rabbi Ya’akov Jisrael Kanievsky nahm Rabbi Pincus die Position des Oberrabbiners von Ofakim an, wo er über zwanzig Jahre diente. Rabbi Pincus hielt auch Predigten in ganz Israel, Amerika, Südafrika und in der Schweiz In der Schweiz leitete er, zusammen mit Rabbi Esriel Tauber, einige Weekends in Engelberg. Er besuchte Chile mit seinen Eltern, um die Kehilah in Tora und Mussar zu stärken.

Verfasser von vielen Werken. Viele Werke wurden von seinen Schülern und Kinder von den aufgezeichneten Reden in der ganzen Welt zusammengetragen, redigiert und veröffentlicht.

Rabbi Pincus und seine Frau Chaya hatten 12 Kinder. Seine Frau leitete die religiöse High School "Neve Yocheved" für Mädchen in Ofakim. Im Jahr 2001, im Alter von 56 Jahren, kam Rabbi Pincus tragischerweise zusammen mit seiner Frau und seiner 18-jährigen Tochter Miriam bei einem Autounfall ums Leben.  

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