Schewat/ Paraschat Beschalach

Raw Frand zu Parschat Toldot 5771

Was man ist, und nicht was man tut - Das ist die Frage

Der Pasuk schreibt "Und Jizchak liebte Esaw, denn Wildbret war in seinem Mund; und Riwka liebt Ja‘akow" [Bereschit 25:28]. Die Grammatik dieses Pasuks wirft eine Frage auf. Bei Jizchak steht "wa'je-eh-aw", was bedeutet "und er liebte" - in der Vergangenheit. Bei Riwka steht "o-hewet", was bedeutet "sie liebt" - in der Gegenwart.

Der Maggid von Dubno wunderte sich über diese grammatikalische Ungleichheit. Er begründete sie mit einer grundlegenden Wahrheit, welche besonders auch zu unserer Zeit passt: Er sagte, einer der Unterschiede zwischen der nichtjüdischen Welt und der unseren ist, dass die ersteren daran gemessen werden, was sie tun, während ein Jehudi daran gemessen wird, was er ist und nicht daran, was er tut.

Wenn man ein Kind fragt, was es sein wolle, wenn es erwachsen sein werde, so wird das Kind antworten "Ich will ein Doktor sein... ein Rechtsanwalt oder ein Lehrer.“ Dies ist eine falsche Antwort. Das Kind wurde gefragt, was es sein will und antwortet statt dessen, was es tun will.

'Doktor', 'Lehrer' und 'Anwalt' sind Berufe, man tut es –man ist es nicht. Wir sind jedoch so von unserer Gemeinschaft beeinflusst, dass die Wichtigkeit eines Menschen oder sein Wert davon abhängt, was er tut.

Ein Kolumnist beschwerte sich kürzlich in der Baltimore Sun über die Unterhaltungen bei Cocktail Partys. Wenn er mit einem Drink in der Hand an einer Party stand und sich jemandem vorstellte, dann dauerte es keine fünfzehn Sekunden, bevor er gefragt wurde, "Was tust du?"

Der Kolumnist schreibt, "in Amerika, bist du, was du tust." Wenn man etwas Wichtiges tut, so ist man wichtig. Wenn man etwas Handwerkliches tut, so ist man nicht wichtig. Welche Art Mensch man ist, macht überhaupt keinen Unterschied.

Der Mann schreibt, dass er derart genug hatte von dieser Frage, dass er darauf nun antworte, er sei ein Geheimagent für die IRS (amerikanisches Steueramt), und damit ende die Unterhaltung meistens.

Dieser Mann entdeckte damit eine grosse Wahrheit. Wir beschäftigen uns nicht damit, wer wir sind, oder welche Art Person ich bin, sondern damit, was wir tun. Dies ist eine sehr nichtjüdische Sichtweise. Dies ist nicht die Weltanschauung des Judentums.

Dies sagt uns der Pasuk. “Jizchak liebte Esaw (Vergangenheitsform) denn Wildbret war in seinem Mund" - denn Esaw mit seinen nichtjüdischen Werten, schätzte sich nach dem, was er tat, ein. Wenn er nur ist, was er tut, und dann aufhört, dies zu tun (z.B. - Jagen), verliert er seinen Wert. Ein Enkel von Esaw (Baseball Spieler Pete Rose) sagte einmal, "Du bist nur so gut, wie dein letztes Spiel". Er wiederspiegelte die Werte seiner Gemeinschaft. Er sah keine innere Wichtigkeit, nur die pragmatische Wichtigkeit von dem, was er tat. Wenn er damit aufhört zu tun, "hört die Liebe auf" [Awot 5:16].

Ein Jehudi ist jedoch nicht, was er tut, er ist was er ist. Ob er nun viel Geld verdient oder nicht; ob er etwas tut, das in der Welt angesehen ist oder etwas mit seinen Händen – macht keinen Unterschied. Ob man ein ‚Mensch‘ ist, sich moralisch verhält, Haschem fürchtet und Israel liebt, das zählt. Man ist, was man ist und nicht was man tut.

„Und Riwka liebt Ja’akow", denn Ja’akow wurde geliebt - nicht dafür, was er tat, sondern dafür, was er war. Der Charakter von Ja’akow, die Eigenschaften von Ja‘akow, die Wahrhaftigkeit von Ja‘akow. Diese sind beständig. Diese sind ewig. Deshalb ist auch die Liebe für einen solchen Menschen ewig.



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